ULEB-Cup 76:84 gegen Udine - Baskets halten nur ein Viertel dagegen

BONN · Zuerst stimmte die Einstellung, dann fehlten die Mittel und schließlich traten im Angesicht der sicheren Niederlage wieder deutliche Risse im Team auf. Trotz eines Blitzstarts und einer zwischenzeitlichen Zwölf-Punkte-Führung verloren die Telekom Baskets Bonn am Dienstag ihr drittes Spiel im europäischen ULEB-Cup mit 76:84 (24:17, 13:20, 15:21, 24:26) gegen Snaidero Udine und stehen in der Gruppe A nun nach zwei Niederlagen aus drei Spielen schon mit dem Rücken zur Wand.

Viel besorgter muss man darüber sein, dass sich Kapitän Branko Klepac berufen fühlte, einigen Mitspielern den letzten Biss abzusprechen. "Das hat man schon in Frankfurt gesehen, dass es da nicht stimmt mit dem Kampfeswillen, mit dem Willen zu gewinnen", kritisierte der 22-Jährige. Dabei hatten 2 900 Fans in der Hardtberghalle gute zehn Minuten genug Gründe zum Jubeln. Zunächst bereitete man dem Bonner Ex-Kapitän Paul Burke einen grandiosen Empfang, dann riss sie das Spiel ihrer Mannschaft buchstäblich von den Sitzen.

Mit einer aggressiven Verteidigung setzte man den Gegner unter Druck, wobei Center Aleksandar Radojevic gegen Jeffrey Stern und Power Forward Aleksandar Nadjfeji gegen den so hoch gelobten Demetrius Alexander in Angriff und Verteidigung zunächst klare Sieger blieben.

Symptomatisch der Ballgewinn von Nadjfeji vor der 12:6-Führung (7.), als der Jugoslawe einen Ball in der Abwehr mit letztem Einsatz erkämpfte und Brad Traina unter dem Korb artistisch vollstreckte. Als dann noch Radojevic Stern blockte und Nadjfeji ein Drei-Punkte-Spiel (Korb plus Freiwurf) zum 15:6 gelang, glaubten wohl viele schon an eine ähnliche Überraschung wie vor kurzem gegen DKV Joventut Badalona.

Doch so nach und nach kippte die Partie, weil Udine geschickt das Tempo aus dem Spiel nahm, um seine Systeme durchzusetzen. Nicht spektakulär, aber hoch effizient. Im Gegensatz zu den Baskets, die fast nie zu ihrem schnellen Fast-Break-Spiel kamen. In der Abwehr hatten sie Stern und Alexander zwar noch im Griff, dafür kam der gefährliche Distanzschütze Michele Mian auf Touren. Er traf zum 15:9 (8.) und 24:15 (9.) per Dreier, dann tat es ihm Joel Zaccetti zum 24:20 (11.) und 27:25 (13.) nach. Mulaomerovic überragend

Das waren keine Zufallstreffer. Immer wieder schaffte es Udine, mit den vom überragenden Aufbauspieler Mulaomerovic inszenierten Systemen die Laufwege der Bonner Verteidigung empfindlich zu stören und ihre Schützen freizustellen. Und die jungen Zaccetti (20) und der pfeilschnelle Alexander Vujavic (18!) brachten die Impulse von der Bank, die ein Oluoma Nnamaka oder Branko Klepac auf Bonner Seite allenfalls in der Abwehr zu bringen im Stande waren.

Dagegen verzichtete Baskets-Coach Predrag Krunic weitgehend darauf, Greg Miller oder Tilo Klette Einsatzzeiten zu geben. Das Dilemma der Baskets begann mit dem frühen dritten Foul von Spielmacher Terrence Rencher. Sein Partner Brian Brown war zwar bemüht, aber nie in der Lage das Bonner Spiel zu lenken. Man mag dem jungen Amerikaner den Willen bescheinigen, doch in den entscheidenden Situationen reagierte er einfach zu hektisch.

Richtig den Schneid abkaufen ließ sich dagegen Brad Traina. Natürlich war es für den neuen Star der Baskets schwierig, im zunehmend unkontrollierter werdenden Angriffsspiel der Bonner seine Qualitäten in Szene zu setzen, zumal Udine die Spielweise des Amerikaners gut kennt und er kaum Entfaltungsmöglichkeiten bekam. Dennoch wird Krunic von einem Spieler, der neben Rencher eine Führungspersönlichkeit sein müsste, mehr verlangen müssen - vor allem auch in der Defensive. So war es kein Wunder, dass Udine zur Pause ausgeglichen und in der Folge nach und nach davon zog.

Dabei spielte sich Mulaomerovic in einen Rausch, dirigierte und erzielte nebenbei 17 seiner 24 Punkte nach der Pause. Und wenn er ''mal nicht auf dem Feld war, wurde er vom umsichtigen Paul Burke bestens vertreten. Im übrigen ist die Entscheidung des Ex-Bonners, nach Hagen zu wechseln, vertagt. Udine hat Burke ein deutlich verbessertes Angebot gemacht.

Als Alexander zum 66:55 (33.) für Udine getroffen hatte, war die Partie so gut wie entschieden. Egal, was die Bonner machten, die Italiener hatten immer eine Antwort. Wie durch Burke fünf Minuten vor Schluss, der nach einem Alleingang zum 58:70 gegen die Baskets vollstreckte.

Statistik

Telekom Baskets: Rencher 10/1 Dreier, Nadjfeji 25/1, Nnamaka 8/1, Klette, Traina 6, Miller, Brown 11, Klepac 6, Radojevic 10.

Snaidero Udine: Alexander 13/1, Burke 8, Zacchetti 8/2, Vujacic 6, Cantarello 2, Mulaomerovic 24/3, Stern 10, Mian 13/3.

Trefferquote: Bonn 48 Prozent, Udine 51 Prozent. Rebounds: Bonn 39 - Bester: Radojevic 12, Udine 16 - Bester: Alexander 11. Ballverluste: Bonn 19, Udine 8.

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