Eurocup 54:69 in Athen - Die Baskets zahlen Lehrgeld

BONN · In einer Fernsehwerbung für ein griechisches Alkoholgetränk holt der Wirt die beste Flasche aus dem Schrank, um sie seinen deutschen Gästen zu kredenzen: "Für meine guten Freunde." Basketball-Bundesligist Telekom Baskets Bonn musste indes feststellen, dass es zumindest auf sportlicher Ebene in Griechenland nichts geschenkt gibt.

 Die Baskets demonstrieren Teamgeist, doch in Athen reichte das nicht.

Die Baskets demonstrieren Teamgeist, doch in Athen reichte das nicht.

Foto: Jörn Wolter

Am Dienstagabend unterlagen die Baskets im Hinspiel der Qualifikationsrunde zum Eurocup beim griechischen Erstligisten Panellinios Athen mit 54:69 (14:29, 10:11, 19:11, 11:18) und erlebten somit nach zwei Niederlagen in der Bundesliga den dritten Misserfolg in Folge. Für den Einzug in die zweite Qualifikationsrunde müssen die Bonner im Rückspiel im Telekom-Dome (Dienstag, 19.30 Uhr) schon mächtig Gas geben, um doch noch weiterzukommen. Die Aufgabenstellung: ein Sieg mit mindestens 16 Punkten Differenz.

"Das ist schon viel Holz. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass griechische Mannschaften auswärts viel schwächer auftreten. Wir müssen alles riskieren und sind nicht ganz chancenlos", erklärte Bonns Trainer Mike Koch. Den Start auf europäischer Bühne nach beinahe dreijähriger Abstinenz vor nur 300 Zuschauern in der Panellinios-Arena hatten sich die Baskets natürlich anders vorgestellt.

Gerade mal fünf Minuten waren gespielt, als Mike Koch beim Stande von 5:14 die erste Auszeit nahm. Die Gastgeber verteidigten enorm hart, und die Bonner verzettelten sich zusehends in Einzelaktionen, anstatt mit Team-Basketball unter den Korb zu kommen. Die Auszeit half aber nicht, da die Bonner ähnlich wie am Samstagabend bei der Niederlage gegen Quakenbrück etliche Ballverluste produzierten und zu unentschlossen waren.

Sowohl aus der Distanz als auch unter den Körben hatten die Gastgeber die besseren Argumente parat: Als Anthony Grundy einen Dreier versenkt, Georgios Kalaitzis sicher an der Freiwurflinie getroffen und Grundy einen weiteren Dreier eingeschenkt hatte, war Panellinios 46 Sekunden vor Ende des ersten Viertels auf 29:14 enteilt. Irgendwie bezeichnend, dass den Telekom Baskets Bonn in der verbleibenden Zeit bis zur Viertelsirene vorne nichts Zählbares mehr gelang.

Center Ken Johnson war genauso von der Rolle wie Power Forward Brandon Bowman. Gerade mal vier Würfe von 18 Versuchen aus der Nahdistanz wiesen bei den Baskets nach 14 Minuten eine erschreckende Trefferquote von nur 22 Prozent aus.

Koch reagierte und schickte seine zweite Garde ins Rennen, die ihr Team zuletzt immer zurück ins Spiel kämpfen konnte. Johannes Strasser, Alex King und die anderen Baskets-Spieler stabilisierten etwas die Verteidigung. Aber insgesamt wollte zu wenig gelingen, während der schlaksige Panellinios-Akteur Jurica Golemac von der Freiwurflinie seine Punkte neun und zehn zur 40:24-Führung in der 19. Spielminute beisteuerte.

Doch nicht der 2,08 Meter große Kroate bereitete den Bonnern Probleme. Der schnelle US-Amerikaner aus Kentucky, Anthony Grundy, sowie der australische Nationalspieler Brad Newley waren es, die dem Spiel ihre Stempel aufdrückten. Koch: "Da hat man gemerkt, dass Panellinios viel mehr Erfahrung auf europäischer Ebene hat als wir."

Es musste sich dringend etwas ändern. Die Bonner kamen dann auch mit mehr Entschlossenheit aus der Kabine und schöpften zwischenzeitlich Hoffnung: Aufbauspieler E.J. Rowland nahm das Heft in die Hand und sorgte mit erfolgreichen Aktionen für eine kleine Aufholjagd.

Nach einem Dunking zum 39:46 (27.) durch Bowman verkürzte Timothy Clifford per Dreier sogar auf 42:47 (28.), ehe die Griechen bis zum Viertelende den Acht-Punkte-Vorsprung wiederherstellten. Dort machte sich dann schnell wieder Frust breit, da die Bonner selbst die besten Möglichkeiten in Korbnähe ausließen und Panellinios Athen die Partie routiniert nach Hause schaukelte.

"Insgesamt haben wir uns gegen eine erfahrene griechische Mannschaft schwer getan, den Ball ans Brett zu bringen. Der Rückstand hätte aber im Endspurt geringer ausfallen können", sagte Koch. Die wenigen Panellinios-Fans hatten jedenfalls am Dienstagabend genug Grund, mit griechischem Wein auf den deutlichen Sieg anzustoßen.

Die Statistik

Telekom Baskets Bonn: Rowland 11 Punkte/1 Dreier (24:25 Minuten Einsatzzeit), Frazier 6/2 (19:45), Strasser 3/1 (15:35), King 2 (6:19), Diagne 2 (13:27), Clifford 5/1 (18:38), Kolodziejski 6/2 (20:15), Yarbrough 2 (21:59), Flomo 3 (17:54), Bowman 9 (21:32), Johnson 7 (20:11).
Panellinios Athen: Ostojic 12 Punkte, Papamakarios, Dimitrios Kalaitzidis, Georgios Kalaitzis 7, Newley 12/2 Dreier, Nadjfeji 3/1, Stergiou, Golemac 16, Radenovic 5, Grundy 14/2.

Trefferquote Nahdistanz: Bonn 30 Prozent (12 von 40 Würfen erfolgreich), Athen 47 Prozent (15/32). Dreierquote: Bonn 33 Prozent (7/21), Athen 24 Prozent (5/21). Freiwürfe: Bonn 75 Prozent (9/12), Athen 80 Prozent (24/30). Rebounds: Bonn 39 - Bester Bowman mit 7, Athen 40 - Bester Grundy mit 7. Assists: Bonn 10, Athen 15. Ballverluste: Bonn 22, Athen 19. Ballgewinne: Bonn 11, Athen 11.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort