Interview Marc Zwiebler: "Ich kann definitiv viel lernen"

BONN/KUALA LUMPUR · Der Bonner Badminton-Europameister Marc Zwiebler trainiert dieser Tage in Kuala Lumpur mit der Nationalmannschaft Malaysias, zu der auch der aktuelle Weltranglistenerste Lee Chong Wie zählt. In der kommenden Woche tritt der 29-Jährige vom 1. BC Beuel dann in der indonesischen Super-Liga an und spielt vor fünfstelligen Zuschauerzahlen. Verpflichtet wurde Europas Bester vom Titelverteidiger, dem Team Musika.

Herr Zwiebler, wann haben Sie die Entscheidung gefällt, nach den jüngsten Turnieren in Asien zu bleiben?
Marc Zwiebler: Das geschah alles sehr kurzfristig. Ich musste innerhalb weniger Tage bis zum Ende letzter Woche entscheiden.

Wie ist es zur Trainingszusammenarbeit mit Lee Chong Wie gekommen?
Zwiebler: Wir kennen uns nun schon seit einigen Jahren und ich bin mit ihm und anderen Spielern aus Malaysia gut befreundet. Da er von dem mir vorliegenden Angebot wusste, in Indonesien für denselben Verein zu spielen wir er, bat er mich, hier zu bleiben und mit ihm zu trainieren. Die Idee gab es in den letzten Jahren schon sehr oft, aber immer habe ich anderen Dingen den Vorrang gegeben.

Wieviele Trainingseinheiten machen Sie zusammen? Und was trainieren Sie?
Zwiebler: Ich trainiere ganz normal mit der malaysischen Nationalmannschaft - und zwar alles, was dazu gehört. Neben dem Spielen zählt selbstverständlich die Fitnessarbeit dazu, also auch Lauf- und Techniktraining. Das Ganze von Montag bis Samstag, der Sonntag ist frei.

Wie viele Spiele bestreiten Sie in Indonesien mit dem Team Musika?
Zwiebler: Das Liga-Format zieht sich über maximal eine Woche. Damit fällt es den Vereinen leicht, internationale Topspieler zu verpflichten. Letztes Jahr hatte ich auch ein Angebot vom gleichen Verein und habe es zugunsten der Bundesliga und der deutschen Meisterschaften abgelehnt.

Fällt es Ihnen schwer, bei den anstehenden Bundesligaspielen und der DM zu fehlen?
Zwiebler: Natürlich, sehr schwer sogar. Es ist nicht einfach, Badminton-Profi in Deutschland oder in Europa zu sein. Es gibt viele interessante Angebote aus Asien, doch man darf da nicht nach dem schnellen Geld schauen, weil man ansonsten sich selbst verheizt und nicht mehr entwickelt. Deswegen habe ich in der Vergangenheit solche Angebote fast immer abgelehnt. Nun werde ich bald 30 und kann das Ende meiner sportlichen Karriere schon in der Ferne sehen.

Torschlusspanik?
Zwiebler: Keineswegs. Aber ein Angebot wie dieses ist super: Die zwei Wochen Training sollen mir helfen, mich weiter zu entwickeln. Ich kann definitiv viel lernen. Schade wäre es, wenn ich in vier Jahren mit dem Sport aufhöre und mir den Kopf zerbrechen müsste, warum ich nicht alles probiert habe, noch besser zu werden. Es ist natürlich ein ungutes Gefühl, aus egoistischen Motiven die Erwartungen anderer Leute zu enttäuschen, aber ich kann leider nicht alle zufrieden stellen und muss meine Entscheidungen treffen. Ob das die richtigen sind, wird die Zukunft zeigen. Ich bin froh, dass mein Verein, mein Sponsor und auch viele Fans meine Beweggründe nachvollziehen können.

Wird das Bonner Publikum Sie diese Saison noch einmal in der Bundesliga spielen sehen?
Zwiebler: Selbstverständlich. Ich werde wie geplant für alle weiteren Spiele da sein.

Bitte vervollständigen Sie: Der 1. BC Beuel wird auch ohne mein Mitwirken an diesem Wochenende noch die Play-off-Runde erreichen, weil ...
Zwiebler: ... wir ein gutes Team mit einer Mischung aus sehr erfahrenen Spielern und jungen Talenten sind und weil wir seit zehn Jahren die schönste Halle mit den meisten Fans haben. Deswegen drücke ich alle Daumen.

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