Die Legende Sturm gegen de la Hoya

KÖLN · Alles in der Karriere des Profiboxers Felix Sturm dreht sich um seinen berühmtesten Gegner: Oscar de la Hoya. Am 6. Mai 2004 forderte der so von sich selbst überzeugte Deutsche mit bosnischen Wurzeln in seinem ersten WM-Kampf den Golden Boy im Box-Mekka Las Vegas.

Das Duell im Casino Hotel MGM Grand am berühmten Las Vegas Strip endete seinerzeit nach zwölf Runden in einer riesigen Enttäuschung. Nicht nur er sah sich als der legitime Sieger, sondern auch die weltbekannte Prominenz am Ring.

Der verstorbene Klitschko-Trainer Emanuel Stewart sprach von einem krassen "Fehlurteil", für Mike Tyson war es eine "politische Entscheidung" und für Rocky-Darsteller Sylvester Stallone schlichtweg eine "Sauerei". Die erste Niederlage nach zuvor 20 Siegen und der Verlust des WM-Titels zeigte Felix Sturm erstmals, dass im Profiboxen eben nicht immer der sportliche Sieger auch der tatsächliche Gewinner ist. Sturm zerbrach nicht an dieser Erfahrung. Noch heute spricht er vom größten Tag in seiner Karriere.

Zwei Jahre später holte sich der Ring-Ästhet mit dem schnellen Mundwerk und dem großen Boxwissen gegen Maselino Masoe den Mittelgewichtstitel zurück. Aber sein Leben abseits des Seilgevierts drehte sich auch um viele andere Dinge. Die Konzentration litt darunter, das rächte sich. Gegen den Spanier Javier Castillejo verlor er am 15. Juli 2006 in Oberhausen erstmals vorzeitig.

Und dann wollte Sturm seiner schwer kranken Mutter Zahira zuliebe mit dem Boxen aufhören. "Als ich nach Hause kam und ihren Blick sah, hatte ich damit definitiv abgeschlossen. So geschockt hatte ich sie noch nie gesehen", erzählte Sturm damals.

Wenige Tage später verstarb die Mutter - und es setzte ein Umdenken ein. 2007 holte er sich in der Revanche gegen Castillejo zum dritten Mal den WM-Titel. Parallel neigte sich die Karriere von Oscar de la Hoya dem Ende entgegen. Der Latino-Boxer veranstaltete da schon in Eigenregie - und verdiente noch mehr.

Als die Klitschkos dann Promoter Klaus-Peter Kohl verließen, brach Sturm 2010 mit dem Hamburger Geschäftsmann und kaufte sich später endgültig frei. Doch die Karriere als boxender Veranstalter verlief nicht reibungslos, bei der Titelverteidigung im September 2012 verlor er gegen Daniel Geale seinen WM-Titel, es folgte Anfang 2013 die Niederlage gegen den Boxhandwerker Sam Soliman (später des Dopings überführt), gegen den er im Mai 2014 den wenige Monate zuvor gegen Darren Barker gewonnenen WM-Titel im Mittelgewicht wieder verlor.

Aber auch diese frustrierende Erfahrung stoppte Felix Sturm nicht. Am 9. Mai will er in Frankfurt gegen Fedor Tschudinow als erster deutscher Boxer zum fünften Mal auf den WM-Thron.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort