Schlechter DEL-Start Bei den Kölner Haien ist von Krise keine Rede

KÖLN · Die erste Reaktion auf eine Reihe von Misserfolgen und die Frage nach dem Warum ist der Versuch einer Erklärung. Manche nennen es auch Rechtfertigung. Im Fall der Kölner Haie, die als einer der Meisterschaftsfavoriten in der Deutschen Eishockey Liga einen unbefriedigenden Start in die neue Saison hingelegt haben, sind Lance Nethery und Uwe Krupp erste Ansprechpartner für Erklärungen.

 Eine Geste der Besorgnis: KEC-Evergreen Mirko Lüdemann hadert besonders mit Niederlagen.

Eine Geste der Besorgnis: KEC-Evergreen Mirko Lüdemann hadert besonders mit Niederlagen.

Foto: Ligafoto

Ohne sich abzusprechen und unabhängig voneinander gefragt, reagierten Sportmanager und Cheftrainer nach dem 1:4 zu Hause gegen Schwenningen nahezu identisch. Wer so viele und auch noch ständig neue Verletzte habe, könne doch gar nicht gut starten. Da seien auch vier Niederlagen aus sechs Spielen für einen Vizemeister nahezu zwangsläufig.

"Zeigen Sie mir den Club, der mit sechs Verletzten in so kurzen Abständen konstant Siege einfährt? Da können wir planen, wie wir wollen", umreißt es Trainer Krupp. Lance Nethery sagt: "Vom ersten Tag der Vorbereitung an hatten wir Verletzte und bis jetzt hat es nicht aufgehört. Die ständigen Umstellungen in den Reihen sowie den Überzahl- und Unterzahlformationen machen der Mannschaft zu schaffen."

Als Beispiel führt Nethery Königstransfer Alexander Sulzer an. Erst fiel der NHL-gestählte Verteidiger in der Vorbereitung länger aus, nun erlitt er zwischen den beiden 1:4-Niederlagen in Mannheim und gegen Schwenningen eine Muskelverletzung. "Jeder weiß, dass wir eine sehr gute Mannschaft beisammen haben, sie müsste nur einmal gesund sein", hadert der Manager mit der Verletzungspech-Serie.

Auch Verteidiger Moritz Müller, im Moment selbst neben Sulzer, Alex Weiß, Andreas Holmqvist oder Marcel Müller einer der Unpässlichen, hält die Scheibe flach. "Das ist einfach Pech. Manchmal hat man es, manchmal nicht. Wir dürfen nicht vergessen, dass es solche Phasen immer wieder gibt." Deshalb betont auch Uwe Krupp: "Durch die nächsten Wochen müssen wir irgendwie durch."

Auch für ihr Herzblut-Engagement in der Champions Hockey League zahlen die Kölner derzeit. Im Gegensatz zu den anderen fünf deutschen Teilnehmern haben sie die CHL richtig ernst genommen und entsprechend Energie investiert. "Das Spiel in Liberec hat Kraft gekostet", benennt Nethery die 1:2-Niederlage vergangenen Mittwoch in Tschechien, die den Pleiten am Wochenende vorausging. "Wir haben trotz unserer Ausfälle alles versucht, um mit einem Erfolg in Liberec eine Runde weiter zu kommen", erklärt Krupp den hohen Aufwand der Haie. Geerntet haben die Kölner aber nur den Frust über das Ausscheiden.

Zwei Gründe sind also gefunden für die aktuelle Misere der Haie. Doch es stellt sich auch die Frage nach den Neuzugängen, die im Wunschdenken von Manager und Trainer ein Team verbessern und Schwächen beheben sollen. Im Fall der Haie war dies vergangene Saison die Chancenverwertung - und ist es geblieben. Mit nur 13 Toren stellen die Kölner aktuell nach Straubing den zweitschwächsten Angriff der Liga. Mike Igguldden und Jamie Johnson sind keine klassischen Torjäger, obwohl sie dem KEC mit ihren Qualitäten im Angriff helfen können.

Als echter Torjäger verpflichtet konnte aber vor allem Evan Rankin die Erwartungen bislang nicht erfüllen. Seine Anpassungsprobleme an die Liga sind nicht zu übersehen. Die sportliche Leitung der Haie hat die Konsequenzen gezogen und mit Ken Magowan, Maxime Sauvé und André Deveaux drei Stürmer zum Probetraining gebeten. "Wir haben bislang nur sieben Ausländer lizenziert. Es gibt also Handlungsspielraum", sagt Nethery.

Zwei Tage bleiben den Haien, bevor es am Donnerstag (19.30 Uhr, Lanxess-Arena) gegen Iserlohn wieder aufs Eis geht. Ohne Sulzer, Moritz Müller, Holmqvist und Marcel Müller, der nach seinem undisziplinierten Stockstich gegen Mannheims Daniel Richmond noch für fünf Spiele gesperrt ist und sich für seine Dummheit öffentlich bei den Fans, der eigenen Mannschaft und Richmond entschuldigt hat. Uwe Krupp hofft aber zumindest auf den Einsatz von Alex Weiß, der wieder mehr Tempo ins Haie-Spiel bringen soll. Krupp gehört zur Kölner Fraktion der Optimisten: "Die letzten beide Jahre sind wir gut gestartet und hatten dann später unsere Schwächephasen, diesmal machen wir es eben andersherum."

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