Tour-Träume von Contador enden im Graben - Nächster Favorit raus

La Planche des Belles Filles · Alberto Contador legte seinen Arm kurz um Kollege Michael Rogers, dann beendete er seine Tour der Leiden. Der Spanier stieg vom Rad und setzte sich völlig frustriert in den Begleitwagen zu Teamchef Bjarne Riis.

 Mitfavorit Alberto Contador musste die diesjährige Tour de France nach einem Sturz beenden. Foto: Kim Ludbrook

Mitfavorit Alberto Contador musste die diesjährige Tour de France nach einem Sturz beenden. Foto: Kim Ludbrook

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Es ging nicht mehr weiter für den sichtlich mitgenommenen zweimaligen Tour-Champion, die Beschwerden waren offensichtlich zu groß. Sein Teammanager Bjarne Riis sprach nach dem Rennen im Magazin "Cycling weekly" von einem Schienbeinbruch, den Contador erlitten habe. Die Diagnose wurde später bestätigt.

Nach dem schweren Sturz des Madrilenen auf der zehnten Etappe von Mulhouse nach La Planche des Belles Filles in den Vogesen hat die 101. Tour de France am Montag ihren zweiten Anwärter auf den Gesamtsieg verloren. Contador musste fünf Tage nach dem Abschied von Vorjahressieger Chris Froome das Rennen aufgeben. Der Brite meldete sich via Twitter: "Großer Verlust für die Tour. Erhol dich gut, ich hoffe, wir sehen uns bei der Vuelta".

Damit ist womöglich nun der Weg für den Italiener Vincenzo Nibali frei. Der Sieger des Giro d'Italia von 2013 ist der einzig verbliebene Kandidat des einstigen Top-Trios. Bereits vor dem Ausfall Contadors war er zum Favoriten avanciert, nachdem er ihm auf der Kopfsteinpflaster-Etappe mehr als zwei Minuten abgeknöpft hatte.

Contadors folgenschwerer Sturz ereignete sich auf der Abfahrt des Petit Ballon gut 95 Kilometer vor dem Ziel. Dabei verletzte er sich am rechten Knie, das bandagiert werden musste. Sein Bein war blutverschmiert, das Trikot verdreckt und die Hose zerfetzt. Der Tour-Champion von 2007 und 2009 musste Rad und Schuhe wechseln. Er verlor vier Minuten bei dem ungewollten Zwischenstopp. Wie paralysiert ließ er die Behandlungen durch den Tour-Arzt über sich ergehen, stieg aber trotzdem noch einmal auf sein Rad. Zusammen mit seinen Teamkollegen setzte er die Fahrt fort, 15 Kilometer später sah er die Aussichtslosigkeit seiner Lage ein.

Damit verliert die Frankreich-Rundfahrt einen weiteren Protagonisten wegen einer Sturzverletzung. Erst am vergangenen Mittwoch war Froome nach einer Sturzserie ausgestiegen. Er erlitt Brüche am linken Handgelenk und an der rechten Hand. Noch schlimmer war es Anfang vergangener Woche Andy Schleck, dem Gesamtsieger von 2010, ergangen. Nach einem Sturz auf das rechte Knie war für ihn ebenfalls das Rennen beendet. Er trug einen Kreuzbandriss, einen Seitenband- und Meniskusriss sowie Knochenprellungen davon. Schleck wird monatelang ausfallen. Und bei den Sprintern war bereits nach dem ersten Tag die Rundfahrt für Mark Cavendish beendet. Er war beim Zielsprint zu Fall gekommen und hatte Bänderrisse in der Schulter sowie eine Eckgelenksprengung erlitten.

Damit steht die Tour de France in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Immer wieder war es - auch dem schlechten Wetter geschuldet - zu Stürzen gekommen. Seit der Rückkehr aus England hatte es nahezu an jedem Tag geregnet, auf der schweren Arenberg-Etappe sogar ohne Unterbrechung.

Für Contador ist der Ausfall besonders bitter. Der 31-Jährige war in herausragender Form angereist, die er mit 2009 verglich, als er die Tour beherrscht hatte. Schon im Februar hatte er bei der Algarve-Rundfahrt seinen ersten Sieg nach über einem Jahr geholt. Kurz darauf gewann er die Fernfahrt Tirreno-Adriatico. Auch bei der Katalonien-Rundfahrt und der Dauphiné entschied er die direkten Duelle gegen Froome für sich. Contador sprach "vom besten Frühjahr" seiner gesamten Karriere. So gut war er nach seiner Dopingsperre im Zuge des positiven Clenbuterol-Befunds bei der Tour 2010 nicht mehr gewesen.

Der Spanier war am Montag nicht der einzige Fahrer, der stürzte. Auch der bisherige Gesamtdritte Tiago Machado vom deutschen NetApp-Team kam auf der Etappe nach La Planche des Belles Filles zu Fall, konnte seine Fahrt aber fortsetzen. Immer wieder einsetzender Regen hatte die Strecke rutschig gemacht.

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