Telekom Dome Manuel Charr verspricht Box-Spektakel gegen Kevin Johnson

BONN · Manuel Charr will Weltmeister werden, Boxweltmeister im Schwergewicht. Was sich zunächst wie der Wunsch eines kleinen Jungen anhört, ist ernst gemeint. Seinem Traum will Manuel Charr am 12. April ein großes Stück näher kommen. Dann kämpft er im Telekom Dome gegen Kevin "Kingpin" Johnson (USA).

"Ich verspreche, dass sich Bonn auf ein richtiges Box-Spektakel freuen kann", sagt Charr. Wenn es wirklich zu einem besonderen Ereignis kommt, ist es eine Premiere. Denn Bonn ist nicht gerade als Hochburg des professionellen Boxsports bekannt. Ein gewisser Max Schmeling besiegte vor 89 Jahren Fred Hammer in Bad Godesberg, 19-jährig und weit entfernt vom Weltmeistertitel.

Auch Manuel Charr ist seinem großen Ziel noch fern, doch der gebürtige Libanese setzt alles daran, seinen Traum zu verwirklichen. In Eigenregie. "Der Glaube versetzt Berge", sagt der "Koloss aus Köln". Charr hat bereits früh gelernt, seinen Willen durchzusetzen, sich durchzukämpfen. Als Kleinkind floh er mit seiner Familie aus Beirut, wo sein Vater im libanesischen Bürgerkrieg sein Leben gelassen hat. Mit seinen Brüdern habe er sich in Deutschland durchgeschlagen. Zunächst in Berlin-Wedding, später in Essen. Dort begann er auch seine Karriere als Sportler.

Über das Kickboxen fand er 2005 seinen Weg zu Ulli Wegener und dem Sauerland-Stall. 2007 wechselte er zu Fritz Sdunek und dem Universum-Boxstall. "Ein Fehler", wie er heute zugibt: "Ich habe nur das Geld im Kopf gehabt." Als das ZDF den TV-Vertrag mit dem Boxstall nicht verlängerte, schloss er sich 2011 Felix Sturm an. Auch diese Allianz ging in die Brüche. "Felix wollte Richtung Berge, ich Richtung Sonne", sagt er heute. Noch im selben Jahr verließ Charr den Boxstall und machte sich selbstständig.

Unter seinem eigenen Label "Diamond Boy Promotion" hat der Linksausleger einige Gürtel des Verbandes WBC gewonnen. Er darf sich unter anderem Mittelmeer- und Baltischer Meister nennen. Nicht gerade die Titel, die man sich als kleiner Junge erträumte, doch Charr versteht sein Handwerk. Er wird aktuell auf Platz sechs der WBC-Weltrangliste geführt, und er hat bereits seinen ersten WM-Kampf hinter sich.

Gegen Vitali Klitschko hatte er im September 2012 keine realistische Chance, doch mit "Herz", wie es in der Boxsprache heißt, lief er immer wieder gegen den Weltmeister an. Eine Platzwunde stoppte ihn bereits in der vierten Runde. Zu unrecht, wie er die Entscheidung des Ringarztes einschätzt. "Ich habe damals angekündigt, ich würde Klitschko in die Politik schicken, heute ist er in der Politik", erklärt er lachend. Auch diese Facette des Boxens beherrscht Charr. Auch er weiß, dass Show in diesem Business mindestens genauso wichtig ist wie der Sport.

So ließ Charr auf der Pressekonferenz am Mittwoch eine Handvoll guter Freunde, wie den Box-Weltmeister Marco Huck, auflaufen. Seine ehemaligen Big-Brother-Kollegen und C-Prominenten Fancy und Purcival Duke oder der Schauspieler Ralf Richter waren ebenfalls zu Gast und ließen es sich nicht nehmen, CDs oder Flyer zu verteilen. DSDS-Juror Prince Kay one war ebenfalls anwesend. Der Musikproduzent fungiert ab sofort als Promoter des Boxers.

"Manuel hat ein großes Kämpferherz. Er hat sich von ganz unten nach ganz oben geboxt. Ich vertraue ihm", so der Produzent. Die Frage, ob ein Rapper und Casting-Juror die Rolle eines Boxpromoters erfüllen kann, blieb unbeantwortet, doch Kenneth Glöckler, wie der 29-Jährige wirklich heißt, begeistert vor allem die jungen und weiblichen Fans. Der Musiker hat zudem Kontakte zu einem TV-Sender. Man stehe wegen einer Übertragung in Verhandlungen, so Prince Kay one.

Ob ein lukrativer Deal noch zu Stande kommt, ist fraglich. Doch der Boxabend steht. Über den Kampf gegen den ehemaligen Klitschko-Gegner Johnson will sich Charr einen weiteren Fight im Rahmenprogramm des Weltmeisters Floyd Mayweather verdienen. Im Falle eines Erfolges könnte schon bald ein zweiter WM-Kampf anstehen. Charr glaubt an diese Chance, und, dass er "Bonn rocken werde". Denn zumindest sein Wille kann Berge versetzen.

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