Endlich schmerzfrei: Usain Bolt gibt sein Saisondebüt

Glasgow · Auf den ersten Blick ist alles wie immer: Alle Augen und Kameras sind auf Usain Bolt gerichtet. Das britische Prinzenpaar ließ sich in Glasgow mit dem Sprintstar fotografieren.

 Usain Bolt wurde lange von einer hartnäckigen Fußverletzung geplagt. Foto: Han Yan

Usain Bolt wurde lange von einer hartnäckigen Fußverletzung geplagt. Foto: Han Yan

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Bei seiner bislang einzigen Pressekonferenz am Rande der Commonwealth Games wurde der Olympiasieger und Weltrekordhalter nicht nur zu seiner aktuellen Form befragt, sondern auch gleich zum Nahost-Konflikt und seiner Meinung zur schottischen Unabhängigkeits-Bewegung.

Trotzdem ist in diesem Jahr alles anders für Usain Bolt: Nach monatelangen Verletzungsproblemen wird der 27-Jährige erst am Freitagabend und damit Anfang August sein erstes Rennen in dieser Saison laufen. Als Mitglied der jamaikanischen 4 x 100 Meter-Staffel geht er bei den Commonwealth Games sogar schon bei den Vorläufen an den Start. Das ist ungefähr so, als ob Bayern München auf einmal im bayerischen Landespokal gegen den TSV Buchbach antreten würde, aber Bolt sagte dazu ganz professionell: "Ich brauche jeden Lauf. Ich habe viel trainiert in den vergangenen Monaten und fühle mich auch wirklich gut. Aber ich habe keine Wettkampf-Praxis mehr. Rennen sind immer etwas anderes als nur Training."

Seit Ende März musste der Weltmeister, Olympiasieger und Weltrekordhalter über 100 und 200 Meter seinen Saisoneinstieg immer wieder verschieben. Der Grund: eine hartnäckige Fußverletzung.

Einerseits kam diese Zwangspause genau zur rechten Zeit - die nächsten Weltmeisterschaften sind erst 2015 in Peking, die nächsten Olympischen Spiele noch ein Jahr später in Rio de Janeiro. Aber dennoch musste Bolt zuletzt tatenlos mit ansehen, wie die Schlagzeilen auf einmal von seinen Rivalen bestimmt wurden. Der WM-Zweite Justin Gatlin gewann in seiner Abwesenheit ein Rennen nach dem anderen. Und sogar Ex-Weltmeister Tyson Gay kehrte nach nur einjähriger Dopingsperre vor ihm auf die Bahn zurück.

Vor seinem Comeback gab sich Bolt deshalb auch ungewohnt bescheiden. Der Superstar wird in Glasgow nur in der Staffel laufen - die Vorläufe sind für Freitagabend, das Finale ist am Samstagabend angesetzt. Vor dem Einzelrennen über 100 Meter wollte er niemandem den Startplatz wegnehmen, der sich dafür sportlich qualifiziert hatte - Bolt selbst war bei den jamaikanischen Trials noch verletzt. Auch nach den Commonwealth Games stehen nur noch ein Showrennen in Rio de Janeiro (14. August) und ein Start beim Diamond-League-Meeting in Zürich (28. August) auf seinem Wettkampf-Plan. Danach gilt die gesamte Konzentration der WM in Peking im kommenden Jahr.

"Meine Verletzung ist komplett ausgeheilt", sagte Bolt immerhin. "Aber ich habe keine Ahnung, in welcher Form ich bin. Ich brauche Rennen, um wieder in Fahrt zu kommen. Von daher sind diese Spiele auch eine große Sache für mich. Ich freue mich auf den Wettkampf."

Genau diese Aussage ist nach einem Bericht der "London Times" ein wenig in Zweifel geraten. Eine Reporterin der Zeitung will gehört haben, wie der schnellste Mann der Welt die Commonwealth Games "ein bisschen Scheiße" nannte. Er selbst wies das via Twitter zurück ("Journalist: Bitte kreier keine Lügen, um Schlagzeilen zu machen").

Die Geschichte zeigt vor allem: Bolt ist zurück auf der Laufbahn und damit auch zurück im Medienrummel. Bei seiner Pressekonferenz in Glasgow interessierte neben seiner Meinung zum Nahost-Konflikt auch noch, für wen er bei der Fußball-WM war und ob er schon einmal einen Schottenrock getragen habe. Nach jeder Frage schlug Bolt die Hände ein wenig mehr über dem Kopf zusammen. "Ich bin hier, um zu laufen", meinte er.

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