Deutsche HBL-Coaches fordern einheimischen Bundestrainer

Frankfurt/Main · Der WM-Freifahrtschein für die deutschen Handballer durch den Weltverband IHF bringt neue Dynamik in die Suche nach einem Bundestrainer. In diese haben sich auch die einheimischen Bundesliga-Coaches eingeschaltet.

 Heiner Brand hatte die DHB-Auswahl 2007 als Trainer zum WM-Titel geführt. Foto: Fabian Stratenschulte

Heiner Brand hatte die DHB-Auswahl 2007 als Trainer zum WM-Titel geführt. Foto: Fabian Stratenschulte

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Wie Weltmeister-Trainer Heiner Brand votieren sie für einen starken Mann mit deutschem Pass, der die DHB-Auswahl nach der Trennung von Martin Heuberger bis zur Weltmeisterschaft Anfang 2015 in Katar wieder auf Weltniveau trimmt.

"Wir sind der Meinung, dass ein deutscher Bundestrainer ins Amt sollte. Das haben wir DHB-Präsident Bernhard Bauer und Vize Bob Hanning eindringlich ans Herz gelegt. Wir brauchen keine Powerpoint-Präsentation, sondern Erfolg. Das ist eine Leistungsgesellschaft", sagte Michael Roth, Trainer der MT Melsungen, in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Der tiefe Fall der Nationalmannschaft hat Spuren hinterlassen, auch wenn er durch die am Dienstag erhaltene Wildcard für die WM-Endrunde etwas abgefedert wurde. "Dass wir jetzt 2015 in Katar doch dabei sind, ist für den deutschen Handball und für den deutschen Sport insgesamt eine eminent wichtige Geschichte", sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). "Handball ist eine unserer olympischen Kernsportarten. Wir können jetzt nur die Daumen drücken und wünschen, dass sie dann auch in der Olympia-Qualifikation erfolgreich sind", sagte er. "Denn wir wollen unsere Handballer ja 2016 in Rio de Janeiro sehen."

Das wünschen sich auch die deutschen Übungsleiter in der Eliteliga, die deshalb akuten Handlungsbedarf sehen. "Wir strecken die Hand aus und wollen gern helfen, aus der Krise herauszukommen. Wir stehen täglich an der Front. Wir kennen die deutschen Spieler, deren Charaktere und wissen, wie wir mit ihnen arbeiten müssen", erklärte Kai Wandschneider von der HSG Wetzlar, der gemeinsam mit Roth die Initiative ins Leben gerufen hat. Er wünscht sich zudem mehr deutsche Trainer bei den Top-Mannschaften wie dem THW Kiel, der SG Flensburg-Handewitt oder den Rhein-Neckar Löwen.

In einem ersten Telefonat mit DHB-Boss Bauer hat Roth das Anliegen und ein Hilfsangebot an den Verband herangetragen. Beim DHB stieß er auf offene Ohren und große Gesprächsbereitschaft. "Das nehmen wir auf jeden Fall mit. Wenn die deutschen Trainer etwas machen wollen, finde ich das richtig und gut, und ich höre mir das alles gewissenhaft an", sagte Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport im DHB, zum Engagement der Bundesliga-Trainer.

Ein Treffen soll bald folgen. Dabei soll das Hilfsangebot konkretisiert werden. "Wir wollen künftig als Einheit fungieren und unser Anliegen direkt mit den Verantwortlichen besprechen. Wir haben die Chance, etwas Positives zu erreichen, gemeinsam zu arbeiten und nicht gegeneinander. Daran werden wir alles setzen", sagte Roth und fügte hinzu: "Es gibt Ansätze, wo wir als deutsche Trainer ein bisschen mehr Flagge zeigen können. Schließlich sind wir vom DHB ausgebildet worden und sehen die Spieler täglich. Man kann innerhalb kürzester Zeit viel erreichen."

Wandschneider verwies auf die Trainerausbildung beim DHB. Dort werde die deutsche Spielphilosophie in eine ganz bestimmte Richtung vermittelt. "Daher brauchen wir auch an der Spitze jemanden, der das umsetzt und wonach wir uns alle richten können", sagte er. Alle Kollegen hoffen, "dass die Verantwortlichen ein gutes Händchen bei der Entscheidung haben und einen Trainer finden, der Erfolg und die Autorität bei Spielern und im Umfeld hat", erklärte Roth.

In der Kernfrage sind sich Roth & Co. mit Heiner Brand einig. "Ich halte es für unbedingt notwendig, einen deutschen Trainer zu nehmen", sagte der 61-Jährige der "Sport Bild" (Mittwoch). "In Spanien oder Frankreich würden Gedanken über einen ausländischen Trainer nie aufkommen."

Brand war zwischen 1997 und 2011 Bundestrainer und führte die DHB-Auswahl 2007 zum WM-Titel. Er hält eine ganze Reihe von Kandidaten für fähig, den deutschen Handball wieder auf Erfolgskurs zu bringen. "Es gibt genügend deutsche Trainer: von Schwalb über Markus Baur, Christian Schwarzer, Michael Biegler. In der Bundesliga haben auch einige junge Trainer mit geringen finanziellen Mitteln sehr gute Arbeit geleistet", sagte er. Hanning hatte angekündigt, bis spätestens September einen Nachfolger für den glücklosen Heuberger zu präsentieren.

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