Handball Champions League Die Pechsträhne des THW Kiel hält an

KÖLN · Der THW Kiel hat die Champions League wie im Vorjahr als Vierter beendet. Erstmals seit der Saison 2003 bleiben die Kieler ohne Titel und müssen als Tabellendritter der Bundesliga sogar um die Qualifikation für die nächste Spielzeit in der Champions League bangen.

 Kiels Trainer Alfred Gislason während der Partie an der Seitenlinie.

Kiels Trainer Alfred Gislason während der Partie an der Seitenlinie.

Foto: dpa

Demut und Stolz hatten sich auf hunderten von Final-T-Shirts verewigt. „Wir sind dabei“, prangte auf der Brust der Fans des THW Kiel. Ein Satz, der ausdrücken wollte, dass die Teilnahme der erfolgsverwöhnten Zebras am Final Four der Handball Champions League im Jahr 2016 alles andere als eine Selbstverständlichkeit war. Die Hoffnung auf ausgleichende Gerechtigkeit für eine von Unglück geprägte Saison und ein versöhnliches Ende erfüllte sich für die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason in der mit 19250 ausverkauften Kölner Lanxess Arena aber nicht. Vielmehr fand die unglaubliche Pechsträhne des THW bei der 28:31 (15:12, 25:25) Halbfinalniederlage nach Verlängerung gegen MVM Veszprém ihren Höhepunkt. Erstmals seit der Saison 2003 bleiben die Kieler ohne Titel und müssen als Tabellendritter der Bundesliga sogar um die Qualifikation für die nächste Spielzeit in der Champions League bangen.

„Ohne Titel zu bleiben ist bitter, aber keine Überraschung.“ Nach 13 Verletzungsausfällen im Laufe der Saison und sechs Nachverpflichtungen nahm Gislason die Niederlage gegen den ungarischen Abonnementmeister gefasst auf. Der Isländer war stolz sein auf die Leistung seiner Mannschaft, die die letzten Kraftreserven mobilisiert hatte und der am Ende ganze sechs Sekunden zum Finaleinzug fehlten. „Wer nach einer solchen Saison so einen überragenden Handball zeigt, hat Respekt verdient“, lobte Gislason.

Die Kieler zeigten gegen Veszprém ihr Potenzial, legten mit 5:2 (7.) einen furiosen Start hin und zogen vor der Pause leidenschaftlich auf 15:12 davon. Der THW steckte auch seine Schwächephase zu Beginn der zweiten Hälfte weg, als Veszpréms spanischer Coach Javier Sabate Roland Mikler ins Tor beorderte und mit dieser Maßnahme einen 5:0-Torlauf in Gang setzte. Gislason stellte sein Team noch einmal neu ein: „Danach haben wir ein wunderbares Spiel gezeigt“, freute sich Gislason. Nach einer 25:23-Führung 94 Sekunden vor dem Ende raubten erst zwei falsche Entscheidungen dem THW den verdienten Lohn für den bravourösen Auftritt. Youngster Christian Dissinger setzte beim 25:24 einen Wurf über das Tor und machte sich danach schwere Vorwürfe. „Ich war nicht einverstanden mit dieser Entscheidung. Ein erfahrenes Team bringt die letzten 20 Sekunden auch bei angezeigtem Zeitspiel clever über die Runden“, haderte Gislason.

Weil Dominik Klein sich in der folgenden Rückwärtsbewegung böse verspekulierte, kamen die Ungarn durch Rechtsaußen Gaspar Marguc noch zum Ausgleich. „Das ist ein trauriger Tag für den THW und für mich“, übte der nach Nantes wechselnde Linksaußen Selbstkritik. In der Verlängerung fehlte dem auf dem Zahnfleisch kriechenden Kielern dann nicht nur das Momentum sondern auch die Kraft. Da nützten auch der großartige Auftritt von Torwart Niklas Landin und die sieben Tore von Marco Vujin nichts mehr. „Irgendwann ist die Grenze des Machbaren erreicht. Das war eine schwierige Saison mit viel Bastelarbeit“, rechtfertigte Gislason. Für die Kieler gilt es nun in den verbleibenden zwei Bundesligaspielen Platz drei zu sichern, auch wenn es heißt, dass die EHF dem THW einen Startplatz für die Champions League 2015/16 frei hält. Bis dahin wird es einen personellen Umbruch geben.

Die Zebras hoffen auch auf ein Ende ihrer Verletzungsmisere und eine Regeländerung in der Bundesliga. „Die Belastung der Spieler hat absurde Züge abgenommen. Wir brauchen die Änderung 16 anstatt 14 Spielern einsetzen zu können“, forderte Alfred Gislason nach dem 55. Pflichtspiel dieser Saison. Dieses Spiel um Platz drei beim Final Four verloren die Kieler trotz acht Toren von Christian Dissinger und eines weiteren Kraftakts mit 27:29 (11:15) gegen Paris St. Germain und belegten wie im Vorjahr nur Rang vier. Aber dabei war der THW in Köln und konnte auch mächtig stolz darauf sein.

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