Finale von Wimbledon Lisicki verpasst Krönung ihres Wimbledon-Märchens

London · Aus der Traum vom ersten deutschen Wimbledon-Sieg seit Steffi Graf! Sabine Lisicki hat den Titel beim wichtigsten Tennisturnier der Welt klar verpasst.

Die 23 Jahre alte Berlinerin musste sich im Endspiel Marion Bartoli aus Frankreich nach einer ungewohnt schwachen Leistung 1:6, 4:6 geschlagen geben. In ihrem ersten Finale bei einem Grand-Slam-Turnier wirkte Lisicki lange Zeit hypernervös und unkonzentriert und konnte nicht an ihre vorherigen Glanzleistungen auf dem Heiligen Rasen anknüpfen.

"Ich war überwältigt von der Situation", gestand Lisicki bei der Siegerehrung ein. "Marion war zu gut. Ich hätte so gern gewonnen und hoffe, dass ich noch eine zweite Chance bekomme", sagte sie und brach in Tränen aus. Schon während des zweiten Satzes hatte Lisicki aus Enttäuschung über ihre Leistung feuchte Augen bekommen.

Die 1,78 Meter große Rechtshänderin war die erste Deutsche im Wimbledon-Endspiel seit Steffi Graf 1999. Trotz der bitteren Niederlage wird sich Lisicki in der Weltrangliste von Platz 24 auf 18 verbessern. "Ich verstehe genau, wie Sabine sich fühlt", sagte Bartoli, die 2007 das Finale gegen Venus Williams verloren hatte und es nun besser machte: "Ich kann es noch nicht richtig glauben. Ich habe so lange von diesem Moment geträumt."

Die Zuschauer auf dem vollbesetzten Centre Court konnten nicht so recht glauben, was sie zu sehen bekamen. Ausgerechnet die bislang so nervenstarke Lisicki schien angesichts der historischen Bedeutung des Augenblicks völlig zu verkrampfen. Einem Turnier voller Emotionen und Tränen, zwei Wochen voller Leidenschaft und schier aussichtslos erscheinenden Aufholjagden blieb die Vollendung im finalen Akt versagt.

Vor den Augen der großen alten Damen des Tennissports wie Martina Navratilova, Martina Hingis, Virginia Wade, Margaret Court, Jana Novotna und Billie Jean King war es Bartoli, die nach 1:21 Stunden ihren ersten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier feiern durfte. Dabei galt Lisicki vor dem Endspiel als Favoritin. Keine andere Spielerin im Feld hatte so schwere Gegnerinnen aus dem Weg zu räumen wie sie.

Nacheinander schaltete sie die unangenehme Francesca Schiavone, die auf Rasen exzellente Jelena Wesnina, die frühere US-Open-Siegerin Samantha Stosur, die fünfmalige Wimbledon-Siegerin und Weltranglisten-Erste Serena Williams, Kerber-Bezwingerin Kaia Kanepi und die Weltranglisten-Vierte Agnieszka Radwanska aus.

"Es war bislang eine großartige Reise. Sie ist noch nicht zu Ende. Seit Turnierbeginn hatte ich gute Matches und große Herausforderungen, die mich vorbereitet haben. Ich bin wirklich bereit", hatte Lisicki vor ihrem ersten großen Finale gesagt.

Doch gegen die unorthodox spielende Bartoli mit der beidhändigen Vor- und Rückhand aber fand die Reise ein jähes Ende. Nach 29 Minuten entschied Bartoli den ersten Satz für sich. Nur 54 Prozent von Lisickis ersten Aufschläge landeten im Feld, sie leistete sich 14 unerzwungene Fehler, Bartoli nur vier.

Zwar gelang Lisicki gleich im ersten Spiel des ersten Satzes ein Break - es blieb aber bis zum Beginn des zweiten Durchgangs ihr einziger Spielgewinn. Obwohl die Berlinerin vor Satz zwei kurz den Platz verließ und anschließend mit einem Ass startete, konnte sie das Match auch nach einer kurzen Aufholjagd von 1:5 auf 4:5 sowie drei abgewehrten Matchbällen nicht mehr drehen und musste sich am Ende klar geschlagen geben.

Damit bleibt Steffi Graf die bislang letzte deutsche Gewinnerin in London. Die siebenmalige Turniersiegerin hatte 1996 ihren letzten Wimbledon-Titel gefeiert.

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