Siegerin bei der GA-Sportlerwahl Wie Oma Anneliese die Werbetrommel für Klosterhalfen rührte

BONN · Mit Konstanze Klosterhalfen, Sarah Liegmann und Thea Scheidl landeten bei der GA-Sportlerwahl gleich drei Frauen unter den Top fünf. Neben tollen sportlichen Erfolgen ist das auch das Ergebnis einer guten Eigenwerbung.

Im Sport treten so gut wie nie Frauen gegen Männer an. Allenfalls im Team machen sie gemeinsame Sache. Wenn es aber um die GA-Sportlerwahl geht, dann herrscht Gleichberechtigung. Umso schöner, dass dies auch Fans und Jury verstanden haben. Sie wählten gleich drei Frauen unter die fünf Erstplatzierten.

Grund genug für Willi Zinken, übers ganze Gesicht zu strahlen. Soeben hatte sein Schützling Sarah Liegmann, zugleich mit 15 Jahren das Nesthäkchen im Starterfeld, aus den Händen von GA-Verlegerin Bettina Neusser die Trophäe der Drittplatzierten erhalten. „Ich bin einfach unglaublich stolz auf Sarah“, sagt der Trainer der sechsmaligen Junioren-Kickboxweltmeisterin vom Tomburg Boxing Rheinbach. Dass Liegmann lediglich von Konstanze Klosterhalfen und Max Rendschmidt übertrumpft wurde, war wohl die große Überraschung des Abends.

Liegmann punktete vor allem im Online-Voting. Das Ergebnis einer guten Eigenwerbung im Vorfeld. „Im Internet, in der Schule und bei Freunden“, habe sie für ihre Wahl geworben, erzählt die schlagkräftige Blonde, die ihrer Mutter Maarit wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Wie Vater Andreas ist sie „glücklich und stolz“ auf die Tochter, die auch in der Schule mit einem Notenschnitt von 1,4 glänzt. Und darüber, dass am Freitagabend das Kickboxen einmal so im Fokus stand.

„Es ist schade, dass der Sport sonst eher eine Randerscheinung ist. Umso mehr freue ich mich über diese Wahl“, sagt die Drittplatzierte in hochhackigen Pumps und schwarzem Spitzenkleid. Sarah Liegmann befand sich mit Siegerin Klosterhalfen und Hockeyspielerin Thea Scheidl in guter weiblicher Gesellschaft.

Durch den Sport nach Bonn gekommen

Scheidl landet mit lautstarker Rückendeckung ihrer Vereinskameraden vom BTHV gemeinsam mit Rennradprofi Christian Knees auf dem vierten Platz. Ihren Erfolg an diesem Abend verdankt sie unter anderem Stimmen aus Süddeutschland: „Als meine Mutter von der Nominierung für die Wahl erfahren hat, hat sie es in München weitererzählt und um Unterstützung gebeten“, berichtet Scheidl.

Ihr Sport führte die 20-Jährige, die ein knöchellanges blaues Kleid trägt, 2015 aus der bayerischen Metropole nach Bonn. Auch auf ihren Verein, die ohnehin als feierfreudig bekannten Hockeyspieler, habe sie sich verlassen können: „Der BTHV hat gerade über Facebook viel für mich geworben, und auch viele Eltern aus der Kindermannschaft, die ich trainiere, haben mir ihre Unterstützung zugesagt.“

Auch die viel umjubelte Siegerin des Abends konnte sich auf Unterstützung aus der Familie verlassen. Ob Konstanze Klosterhalfen Werbung gemacht habe? „Das hat vor allem meine Oma Anneliese übernommen. Die erzählt so was immer, und dann weiß es ganz schnell das ganze Dorf“, erzählt die 20-jährige Bockerotherin lachend. Nur auf ihre Oma wollte sich Klosterhalfen, die bereits im Vorjahr auf dem dritten Platz landete, dann aber doch nicht verlassen: „Diese Nominierung ist eine riesige Ehre für mich, also habe ich mir gedacht: ‚Tu was dafür, dass es dieses Mal noch besser wird‘ und ein bisschen über Facebook um Stimmen geworben – das hat offenbar ganz gut geklappt.“

Ob es für die drei in ihrem Sport Vor- oder Nachteile hat, eine Frau zu sein? „Das glaube ich nicht. Frauen- und Männerhockey muss man komplett getrennt voneinander sehen. Die Männer spielen viel schneller“, antwortet Scheidl. Und findet dann doch noch Gemeinsamkeiten: „Organisation ist ganz wichtig. Selbst Nationalspieler verdienen mit dem Sport nicht wirklich, da ist es eine Kunst, zum Beispiel das Studium nebenbei zu schaffen.“ Auch Klosterhalfen denkt lange nach, findet dann aber doch einen Vorteil weiblicher Athletinnen: „Disziplin. Die ist bei uns Frauen größer.“

Und Kickboxerin Liegmann? Deren Vorteile liegen auf der Hand: „Die Jungs in der Schule haben Angst vor mir.“

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