Ein ganz neues Gefühl für Huub Stevens

Kölner Fans feiern den scheidenden Trainer - Scherz schießt den FC mit seinem Tor zum 1:0-Sieg über Unterhaching an die Tabellenspitze der zweiten Fußball-Bundesliga zurück - Aufstieg zum Greifen nah

  Attacke  von zwei Seiten: Albert Streit wird hier von den Unterhachingern Carsten Sträßer (links) und Goran Sukalo unsanft von den Beinen geholt.

Attacke von zwei Seiten: Albert Streit wird hier von den Unterhachingern Carsten Sträßer (links) und Goran Sukalo unsanft von den Beinen geholt.

Foto: Wolfgang Henry

Köln. Da wurde sogar dem sonst so knorrigen Huub Stevens warm ums Herz. Minutenlang wurde der Niederländer am Montag Abend von der vollbesetzten Südtribüne mit Sprechchören gefeiert. Der scheidende Trainer reckte mehrfach den Daumen in die Höhe und klatschte den Fans zu. Eine Reaktion, die man vom Kölner Fußball-Lehrer im Rhein-Energie-Stadion zu Müngersdorf noch nie gesehen hatte.

"Ich habe nach der Bekanntgabe meiner Entscheidung nur positive Reaktionen der Fans erfahren, aber das heute war schon Wahnsinn", freute sich Stevens über den nicht ganz erwarteten Zuspruch. Und als dann auch noch ein großes Banner entfaltet wurde mit dem Satz "Huub, du bist für immer in unseren Herzen", da war der 51-Jährige fast den Tränen nahe.

Das Geschehen auf dem durch die stundenlangen Regenfälle fast unbespielbaren Rasen trat da beim 1:0 (1:0)-Erfolg des Aufstiegsfavoriten 1. FC Köln gegen den Abstiegskandidaten SpVgg Unterhaching vor 35 000 Zuschauern ziemlich in den Hintergrund. Wichtigste Erkenntnis: Die Geißböcke haben wieder die Tabellenspitze der 2. Bundesliga übernommen, legten acht Zähler Distanz zwischen sich und den ersten Nicht-Aufstiegsplatz und können - bei einem Patzer des Vierten 1860 München gegen Rot-Weiß Essen - schon am Montag bei Erzgebirge Aue die Rückkehr ins Oberhaus perfekt machen.

Gegenüber der Vorwoche hatte Stevens seine Elf auf vier Positionen ändern müssen. Neben den gesperrten Kostas Konstantinidis und Andrew Sinkala sowie dem angeschlagenen Carsten Cullmann mussten die Kölner auch noch kurzfristig auf Torwart Alexander Bade verzichten, der sich in der Nacht vor dem Spiel einen Lendenwirbel eingeklemmt hatte. So kam Stefan Wessels zu seinem ersten Saisoneinsatz. Der frühere Bayern-Profi zeigte sich mehrmals mit guten Reflexen auf dem Posten und hatte nur eine Unsicherheit im Luftkampf mit Francesco Copado zu verzeichnen (16.), als er bei einer Faustabwehr den Ball nicht traf.

Bis zum 1:0 durch Matthias Scherz` elften Saisontreffer (22.) waren die Gäste zwar nicht die bessere, aber die gefährlichere Mannschaft. So hatten Barbaros Barut (14. Minute), Francisco Copado (18.) und Thomas Sobotzik (21.) drei Riesenchancen, Unterhaching in Führung zu bringen. "Aber das ist unser Manko. Wir machen einfach zu wenig Tore", haderte Interimstrainer Harry Deutinger, der die Elf nach der freiwilligen Demission von Andreas Brehme übernommen hatte, schon in der Halbzeit. Erst zehn Tore hat Unterhaching in der Rückrunde erzielt.

Nach dem Wechsel verflachte die Partie immer mehr. Wohl auch, weil auf dem nun umgepflügten Acker kein vernünftiges Kombinationsspiel möglich war. Ein Kopfball (53.) und ein strammer Schuss über das Tor (62.) von Lukas Podolski blieben die einzigen Aufreger in der zerfahrenen Begegnung. Der Jung-Nationalspieler wurde diesmal hinter den Spitzen Scherz und Albert Streit aufgeboten, um die Rolle des verletzten Vasileios Tsiartas zu übernehmen, konnte dem Spiel seiner Mannschaft aber wenig Akzente verleihen.

"Hauptsache gewonnen", atmete Andreas Rettig nachher tief durch. Der FC-Manager hielt sich in der Nachfolgefrage für Stevens noch bedeckt: "Erst wenn wir rechnerisch aufgestiegen sind, werden wir uns intensiv mit dieser Frage beschäftigen." Zumindest in der Öffentlichkeit. Aber so lange wird die ja nicht mehr darauf warten müssen.

Köln: Wessels - Lell, Sinkiewicz, Bilica, Springer - Streit (89. Achenbach), Schindzielorz, Voigt, Rahn (79. Ebbers) - Scherz, Podolski.

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