Bayer Leverkusen Eine schwierige Konstellation

LEVERKUSEN · Das Hawk-Eye verhindert bei Leverkusens 0:0 gegen Tottenham eine Fehlentscheidung.

 Nicht mit vollem Umfang hinter der Torlinie: Tottenhams Torhüter Hugo Lloris hält den Schuss von Chicharito. FOTO: AP

Nicht mit vollem Umfang hinter der Torlinie: Tottenhams Torhüter Hugo Lloris hält den Schuss von Chicharito. FOTO: AP

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Als es hinterher darum ging, die Bedeutung des 0:0 gegen Tottenham Hotspur einzusortieren, redete Lars Bender nicht lange drumherum: „Es sind nur sechs Spiele in der Gruppenphase der Champions League. Nach drei Spielen sind drei Punkte ein bisschen wenig, vor allem, wenn man wie wir zwei Auswärtsspiele vor der Brust hat.“ Dann zählte der Kapitän von Bayer 04 Leverkusen eins und eins zusammen und formulierte die Konsequenzen seiner Rechnung: „Das nächste Spiel in London ist fast schon ein Alles-oder-Nichts-Spiel für uns.“

Bender hätte die Dinge an diesem regnerischen Abend nicht treffender zusammenfassen können. Natürlich verschwieg der Nationalspieler nicht, dass seine Mannschaft gegen den Tabellendritten aus der Premier League eine Halbzeit lang nicht gut ausgesehen hatte und nach dem 1:2 in Bremen erst einmal hineinfinden musste in diese so wichtige Partie. Der 27-Jährige erwähnte auch, dass die zweite Hälfte Bayer durch Chicharito (48.), Charles Aranguiz (57.), Admir Mehmedi (68.) und Stefan Kießling (72./84.) ausreichend Gelegenheiten geboten hatte, die Partie gegen die Engländer für sich zu entscheiden.

Unter dem Strich stand aber eben dieses dritte Remis im dritten Spiel und die Erkenntnis, dass in der extrem ausgeglichenen Gruppe E nun aus den komplizierten Partien in London und Moskau mindestens ein Sieg her muss.„Wir müssen mit diesem Remis leben und haben noch alle Möglichkeiten weiterzukommen“, analysierte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Sein Trainer Roger Schmidt baut derweil auf Geduld und das Selbstverständnis von der eigenen Stärke: „In dieser Gruppe braucht es einen langen Atem. Wir können einen der ersten beiden Plätze belegen. Es liegt an uns.“

Hört sich gut an und scheint bei der Klasse des Leverkusener Kaders auch umsetzbar, bleibt aber zunächst graue Theorie. Auch gegen Tottenham offenbarte die Werkself nämlich Probleme mit der eigenen Identität und zeigte ihre beiden Gesichter. 45 Minuten lang war das Spiel der Gastgeber von Angst und Ungenauigkeiten geprägt. Es gab keine nennenswerte Torchancen, selbst die einfachsten Dinge wollten nicht gelingen. Deshalb war das 0:0 zur Pause im 100. Champions-League-Spiel für Bayer auch schmeichelhaft. Erst mit der Einwechslung von Julian Baumgartlinger für Hakan Calhanoglu und mehr Struktur im zentralen Mittelfeld gewann Leverkusen in der nun intensiven und von harten Zweikämpfen geprägten Partie die Oberhand.

Hätte die Uefa nicht mit Beginn dieser Champions-League-Saison die Torlinientechnik eingeführt, Bayer wäre vielleicht sogar als Sieger vom Platz gegangen. Die meisten der 29 000 Zuschauer in der Bayarena hatten zu Beginn der zweiten Hälfte Chicharitos Versuch aus sechs Metern nach Vorarbeit von Lars Bender wohl eher hinter der Linie vermutet. Das Hawk-Eye aber belehrte alle eines Besseren. Tottenhams fabelhafter französischer Torwart Hugo Lloris hatte den Ball unter sich begraben, noch bevor dieser die Torlinie in vollem Umfang überqueren konnte. Ein wunderbarer Beleg für die Notwendigkeit von technischen Hilfsmitteln im Fußball.

So blieb es beim torlosen Remis, über das sich Tottenhams Trainer Maurico Pochettino freute: „Das ist ein guter Punkt für uns.“ Lars Bender aber sprach von einer „schwierigen Konstellation“ und forderte, dass Bayer bei den Hotspurs „alles raushauen“ muss. Nur dann bitte auch über 90 Minuten.

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