Trainer lässt sich am Spielfeldrand fallen DFB fordert Stellungnahme von Heiko Herrlich nach Schwalbe

Mönchengladbach · Der Bayer Leverkusener Trainer Heiko Herrlich hat sich am Spielfeldrand beim DFB-Achtelfinal-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach fallen gelassen. Seine offensichtliche Schwalbe sorgte für viel Gesprächsstoff und könnte weitere Folgen haben.

Der Fall von Leverkusens Trainer Heiko Herrlich sorgt für Gesprächsstoff.

Der Fall von Leverkusens Trainer Heiko Herrlich sorgt für Gesprächsstoff.

Foto: Peter Steffen

Heiko Herrlich hat in seinem Leben schon schwere Wege beschreiten müssen. Sicher auch weitaus beschwerlichere, als jenen, den er nach dem 1:0-Sieg von Bayer 04 Leverkusen am Mittwoch im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Borussia Mönchengladbach anzutreten hatte. Ein gewisses Unbehagen war dem Bayer-Coach auf dem Weg zu Pressekonferenz aber trotz seiner leidvollen Erfahrungen anzusehen. Dem 46-Jährigen war klar, dass es er nicht darum herum kommen würde, die Szene aus der 75. Minute zu erklären.

In der hitzigen Schlussphase des Pokalfights hatte Leverkusens Admir Mehmedi mit letztem Einsatz einen Ball ins Seitenaus geklärt. Genau an die Stelle in der Coaching Zone, wo Herrlich alles in der Macht eines Trainers stehende tat, um seinem Team zu helfen, den aus einem Kontertor von Leon Bailey (70.) resultierenden 1:0-Vorsprung zu verteidigen. „Ich habe den Ball durch die Beine gelassen, weil ich nicht wollte, dass Gladbach schnell einwerfen kann“, erklärte Herrlich seine erste, noch normale Unsportlichkeit. Dann aber sank er nach einer ultraleichten Berührung des dem Ball nachgehenden Gladbachers Denis Zakaria zeitverzögert in Slapstick-Manier zu Boden: „Ich habe das Gleichgewicht verloren. Das ist im Affekt passiert. Ich muss es mit meinen 46 Jahren schaffen, stehen zu bleiben, ganz klar. Ich wollte da sicher keine Rote Karte fordern“, räumte der ehemalige Torjäger ein. Schnell war ihm eines klar: „Das sah sicher blöd aus, und ich möchte mich auch dafür entschuldigen.“

Mögliche Konsequenzen für Schwalbe

Weil die TV-Bilder den Fehltritt aber sofort als eine Trainer-Schwalbe entlarvten, muss sich Herrlich trotz Einsicht und Umarmung mit Zakaria neben reichlich Spott auf mögliche Konsequenzen einstellen. Der DFB-Kontrollausschuss teilte jedenfalls am Donnerstag mit, dass er die Szene überprüfen wird: „Es besteht der Verdacht, dass sich der Trainer des Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen nach einem Schubser des Spielers Denis Zakaria am Seitenrand fallen gelassen hat.“ Der DFB forderte Herrlich deshalb auf, eine Stellungnahme abzugeben.

Bernd Leno versuchte seinem Trainer humorvoll zur Seite zu stehen: „Von weitem sah es so aus, als sei er ausgerutscht. Die Tartanbahn ist aber auch sehr rutschig und es hat geregnet. Hoffentlich hat er sich nicht verletzt“, erklärte der an diesem Abend alles überragende Bayer-Torwart lachend. Viel lieber sprach Leno aber über eine neue Qualität der Leverkusener, die sie unter Heiko Herrlich entwickelt haben: „Das war eine Super-Teamleistung. Es ging nicht so um das Spielerische, sondern jeder hat sich reingeworfen und alles gegeben.“ Attribute wie Kampf und Leidenschaft zählten in jüngerer Vergangenheit nicht unbedingt zu Bayers hervorstechendsten Fertigkeiten. Vielmehr ging es um attraktiven und modernen Fußball.

In dieser Saison ist die noch junge Werkself zu einer Mannschaft gereift, die spielen und kämpfen kann. Eine Mannschaft, die als intakte Einheit funktioniert und Unterschiedsspieler in ihren Reihen hat. Wie Bernd Leno, Kai Havertz, Julian Brandt oder Leon Bailey. Der 20-jährige Jamaikaner ist das Ereignis der neuen Saison schlechthin. „Er hat das Selbstbewusstsein und macht das eiskalt“, lobte Kevin Volland, der seinem Sturmkollegen den Siegtreffer perfekt aufgelegt hatte.

„Das bessere Team hat verloren. Die Kaltschnäuzigkeit von Bailey vor dem Tor war der Unterschied“, stellte Dieter Hecking richtig fest. Der Gladbacher Trainer hatte dabei vor allem die Szene im Kopf, als Thorgan Hazard alleine auf das Bayer-Tor zulief und an Leno scheiterte (51.). So blieb Bayer 04 im 14. Pflichtspiel in Folge unbesiegt. Platz vier in der Bundesliga und der Einzug ins Pokal-Viertelfinale sind der Lohn für die hervorragende Arbeit unter Heiko Herrlich. Die Schwalbe von Mönchengladbach bildet da hoffentlich nur die unrühmliche Ausnahme.

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