Von Neuer bis Gomez Die deutschen Nationalspieler im Kurz-Porträt
BONN · 23 Spieler stehen im Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Wie sie ticken und Ihre Stärken und Schwächen haben wir für Sie zusammengefasst.
Tor:
Manuel Neuer (26 Jahre, FC Bayern): Wurde in dieser Saison seinem Anspruch, einer der besten Torhüter der Welt zu sein, zu selten gerecht. Dass die Bayern ihre großen Ziele nicht erreichten, muss sich auch der Ex-Schalker ankreiden. Ist dennoch unangefochten die Nummer 1 im deutschen Team - zu Recht: Erfüllt wie kein anderer das Anforderungsprofil eines modernen Torhüters.
Tim Wiese (30, Werder Bremen): Der Mann mit dem großen Ego sieht sich seit Jahren als eigentliche Nummer 1. Spielt auf konstant hohem Niveau, doch den Sprung nach ganz oben schaffte der Bremer nie. Erst hatte er Oliver Kahn und Jens Lehmann vor sich, dann überholte ihn die neue Torhütergeneration, die kompletter ausgebildet ist. Es dürfte das letzte große Turnier für Wiese sein.
Ron-Robert Zieler (23, Hannover 96): Seit Januar 2011 Stammkraft bei Hannover. Ein sehr ruhiger, vielleicht noch zu ruhiger Torwart. Einer von mehreren Perspektivspielern auf dieser Position.
Abwehr:
Philipp Lahm (28, FC Bayern): Schade, dass der Kapitän keinen Zwillingsbruder besitzt. Ein doppelter Lahm auf der rechten und linken Verteidigerposition wäre die Optimallösung. Gehört selbst an schwächeren Tagen noch zu den besten deutschen Spielern. Unverzichtbar.
Per Mertesacker (27, Arsenal London): Das große Fragezeichen in Löws Puzzle. Nach Verletzung fehlt dem Manndecker die Wettkampf-Praxis. Ein Risikofaktor.
Holger Badstuber (23, FC Bayern): Sehr aggressiver, manchmal zu ungestümer Spieler, macht technische Defizite mit großem Einsatz wett. Spielt ohne Höhen und Tiefen, beschränkt sich auf seine Abwehraufgaben.
Mats Hummels (23, Borussia Dortmund): Spielerisch starker Innenverteidiger, der noch Rätsel aufgibt: Im Verein wesentlicher besser als in der DFB-Auswahl. Siehe das 3:5 in der Schweiz.
Benedikt Höwedes (24, Schalke 04): Löws Allzweckwaffe. Kann Innenverteidiger, rechter Außenverteidiger und im Mittelfeld spielen. Wird wohl nur zu Kurzeinsätzen kommen.
Jérôme Boateng (23, FC Bayern): Spielt am liebsten in der Innenverteidigung, muss bei der EM aber wohl rechts ran. Zuweilen ein Bruder Leichtfuß, offensiv harmlos.
Marcel Schmelzer (24, Borussia Dortmund): Der Linksfuß darf nur auf einen Stammplatz hoffen, wenn Löw seinen Kapitän Philipp Lahm nach rechts beordert. Ansonsten droht ihm die Rolle des Ergänzungsspielers.
Mittelfeld:
Bastian Schweinsteiger (27, FC Bayern): Kopf und Herz des deutschen Spiels, Organisator und emotionaler Führer - wenn er hundertprozentig fit ist. Soll das deutsche Spiel wie bei der WM 2010 lenken, als er Michael Ballack vergessen ließ. In Topform weltklasse.
Sami Khedira (25, Real Madrid): Löws Ackerer im Mittelfeld. Oft unauffällig, aber ungemein effektiv. Lauf- und zweikampfstark, Lieblingsspieler von José Mourinho bei Real Madrid.
Toni Kroos (22, FC Bayern): Wäre erste Wahl, sollte Schweinsteiger ausfallen. Wirkt oft noch zu pomadig, besitzt aber Riesenpotenzial.
Mesut Özil (24): Deutschlands Ballkünstler. Kann mit seinen genauen Pässen eine Abwehr aushebeln. Bester Tor-Vorbereiter in Spaniens Liga. Immer noch anfällig für Leistungsschwankungen - wie in den Länderspielen gegen die Schweiz und Israel zu sehen.
Ilkay Gündogan (22, Borussia Dortmund): Sein EM-Ticket verdiente sich der Dortmunder dank einer starken Rückrunde. Muss sich wohl mit Kurzeinsätzen begnügen.
Lars Bender (23, Bayer Leverkusen): Energischer defensiver Mittelfeldspieler, wie Kroos Backup für Schweinsteiger oder Khedira.
Mario Götze (20, Borussia Dortmund): Deutschlands größtes Talent war der Pechvogel der Saison. Fiel fast die gesamte Rückrunde aus. Beim Länderspiel in der Schweiz noch ohne Bindung. Dennoch auf dem Weg zum Weltstar.
Lukas Podolski (27, 1. FC Köln): Auf der linken offensiven Seite seit Jahren Stammkraft. Dynamischer Antritt, unvergleichliche Schusstechnik mit dem linken Fuß. Defensiv mit Schwächen. Spielte in Köln trotz des Abstiegs eine starke Saison.
Andre Schürrle (21, Bayer Leverkusen): Der Herausforderer Podolskis. Sammelte Pluspunkte mit seinem couragierten Auftritt und dem typischen Schürrle-Tor gegen Israel.
Marco Reus (23, Borussia Mönchengladbach): Kann bei der EM zum Shootingstar werden wie Thomas Müller 2010 in Südafrika. Technisch stark, ist in der Lage, mit seiner Schnelligkeit eine Abwehr zu überrumpeln, sehr torgefährlich.
Thomas Müller (23, FC Bayern): Der Torschützenkönig der WM 2010 war bei den Bayern zuletzt der Springer. Er spielte dort, wo Bedarf war. Mal rechts, mal zentral, mal in der Spitze, aber nicht immer von Beginn an. Arbeitet unermüdlich und ist mit seiner unorthodoxen Spielweise für den Gegner nicht ausrechenbar. Eine Säule in Löws Planungen.
Angriff:
Miroslav Klose (33, Lazio Rom): Hat wie Lukas Podolski den Herzenswunsch, in seinem Geburtsland Polen den EM-Titel zu holen. Schoss bisher 63 Tore in 116 Länderspielen. Kann bei der EM den Länderspiel-Torrekord von Bayern-Legende Gerd Müller knacken (68 Tore in allerdings 62 Spielen). Ist bei Löw im Angriff gesetzt, obwohl dem Römer nach einer langwierigen Oberschenkelverletzung noch Spielpraxis fehlt.
Mario Gomez (26, FC Bayern): Der beste deutsche Stürmer der vergangenen Jahre wartet in der Nationalmannschaft immer noch auf seinen Durchbruch. Traf zuletzt gegen Israel, offenbart aber zuweilen technische Probleme. Hat seine Stärken im Strafraum, trotz seiner Größe von 1,89 m aber kein Kopfballspezialist.