Wolff über Mercedes-Anweisung: "Wir haben es vermasselt"

Monte Carlo · Fragen an Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem Formel-1-Rennen von Monaco:

 Toto Wolff ärgerte sich über den Strategiefehler. Foto: David Ebener

Toto Wolff ärgerte sich über den Strategiefehler. Foto: David Ebener

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Herr Wolff, was war der Grund für die Anweisung an Lewis Hamilton zum zweiten Boxenstopp?

Toto Wolff:Unsere große Diskussion war: 'Wie wiegen wir Daten gegen Common Sense auf.' Common Sense ist gut und schön, gewinnt Dir auf Dauer aber keine Rennen. Du musst datenorientiert sein. Wir müssen jetzt herausfinden, wo wir uns mit den Daten geirrt haben.

Kann so etwas wieder passieren?

Wolff:Das ist Motorsport, Fehler passieren. Wir arbeiten mit Algorithmen und mit Menschen. In diesem Fall müssen wir überprüfen, wo unsere Mathematik eine Krux hatte. Irgendwo gab es eine Krux, die müssen wir ausmerzen und diesen Fehler nicht wieder machen.

Hamilton sagte während der Pressekonferenz, er dachte, die anderen Autos würden auch an die Box kommen...

Wolff:Lewis hat auf dem Bildschirm gesehen, dass Boxenstopps stattfinden und war der Meinung, alle anderen stoppen auch. Das hat aber nichts damit zu tun, dass wir diese Entscheidung getroffen haben. Es war eine komplette Fehleinschätzung, es tut mir so leid. Wir haben es vermasselt.

Frage: Dachten Sie, Sie hätten genug Zeit für einen zweiten Boxenstopp bei Hamilton?

Wolff:Den Daten zufolge war die Marge groß genug, um einen Boxenstopp zu machen - sogar einen schlechten. Und die Möglichkeit, dass Sebastian (Vettel) auf die supersoften Reifen geht und eine finale Attacke auf den letzten zehn Runden reitet war gepaart mit dieser Marge der Grund, dass wir das gemacht haben.

Wie wird sich Hamilton jetzt fühlen?

Wolff:Er wird enttäuscht sein. Das Rennen war seins, er hat es praktisch gewonnen gehabt. Es war nur noch eine Sache von zehn oder 13 Runden es nach Hause zu fahren. Dann kam eine Strategieanweisung, die einfach unverständlich ist. Das werden wir gemeinsam besprechen. Am Ende läuft es auf einen Fehler im Algorithmus, in der Mathematik und in den Daten hinaus.

Hätte sich Hamilton der Weisung widersetzen können?

Wolff:Er hatte gar keine Ahnung, was da draußen los ist, wer wo ist, wie viele Runden es noch sind.

Wie bewerten Sie die Situation, nachdem Hamilton Dritter und Nico Rosberg Sieger geworden ist?

Wolff:Wir haben heute ein gutes Rennergebnis erzielt, das nicht den Rennverlauf widerspiegelt. Als Teamchef muss ich mich zerreißen, weil ich mich für den Nico freue, er hat den Hattrick geschafft. In ein paar Jahren wird es niemanden interessieren, wie es passiert ist. Der Sieg ist in der Statistik und das freut mich für ihn. Für den Lewis tut es mir unheimlich leid. Wenn ich es könnte, würde ich es rückgängig machen, weil er es verdient hätte, das Rennen zu gewinnen.

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