1. FC Köln Was wird aus Peter Stöger und dem FC?

Meinung | Köln · Auch nach dem neunten Spieltag der Fußball-Bundesliga wartet der 1. FC Köln auf den ersten Saisonsieg. Das 0:0 gegen Bremen hat die Trainerdiskussion weiter entfacht. Noch hält Sportdirektor Jörg Schmadtke an Coach Peter Stöger fest. Noch.

Die Krise des 1. FC Köln hat sich nach dem bescheidenen 0:0-Unentschieden gegen den SV Werder Bremen weiter zugespitzt. Zwei Punkte haben die Geißböcke auf dem Haben-Konto der Fußball-Bundesliga. Wohlgemerkt nach dem neunten Spieltag. Noch nie hat es in der Bundesliga-Geschichte eine schlechtere Ausbeute im gleichen Zeitraum gegeben. Statistiker wollen errechnet haben, dass der FC in jedem zweiten Spiel einen Sieg benötigt, um den Abstieg doch noch zu verhindern. Auch die heiß ersehnte Teilnahme an der Europa League gerät zunehmend zum Horror-Szenario. Null Punkte, in einem Wettbewerb, der unter den jetzigen Voraussetzungen nicht mehr als eine unnötige Zusatzbelastung ist.

Kein Wunder, dass die Diskussionen um Trainer Peter Stöger längst entfacht sind. Noch vor wenigen Jahren mahnte FC-Sportdirektor Jörg Schmadtke mantramäßig die Fans zur Ruhe. Damals befanden sich die Kölner auf einem Aufstiegsrang in der 2. Bundesliga. Die Euphoriebremse kam bei den FC-Anhängern richtig gut an. Das dazugehörige Video wurde in den sozialen Medien zahlreich geteilt und kommentiert. Jetzt wünscht man Schmadtke eine ähnliche Besonnenheit. Denn Stöger ist nach wie vor nicht nur bei den Fans beliebt, der Kölner Trainer hat die Geißböcke von der zweiten Liga nach Europa geführt. Seine Art, seine Handschrift, seine Spielweise haben dem FC gut getan.

In dieser Saison sind zweifelsohne gute Ansätze zu sehen. Für den Klassenerhalt reichen diese jedoch nicht. Zumal der FC nicht in der Lage ist, eine ernsthafte Torgefahr zu erzeugen. Die Schüße aus dem Mittelfeld erinnern eher an Rückpässe. Das Versagen von Sehrou Guirassy gegen Werder Bremen ist da ähnlich bezeichnend wie die Hereinnahme eines Innenverteidigers in der Nachspielzeit (selbst wenn Frederik Sörensen als Stoßstürmer gedacht war).

Die FC-Verantwortlichen haben im Sommer Fehler gemacht. Es war richtig, Anthony Modeste ziehen zu lassen. Der Transfer hat den Geißböcken wichtiges Geld in die Kassen gespült. Dass der Stürmer noch einmal eine ähnliche Saison abliefern würde, ist eher fraglich. Doch es wurde kein adäquater Ersatz gesucht oder gefunden. Jhon Cordoba ist bislang nicht annähernd seine 17,5 Millionen Euro wert, Guirassy in seiner jetzigen Verfassung eher ein Spieler für die Kölner Reserve.

Mit den Verpflichtungen von Yannes Horn, Jorge Meré und Tim Handwerker hat Schmadtke einen Grundstein für die mittelfristige Zukunft gesetzt. Das ist erfreulich. Die Frage nach dem Warum muss jedoch erlaubt sein. Die Verpflichtung von erfahrenen Spielern hätte mit der Doppelbelastung Europa-League vor der Brust deutlich mehr Sinn gemacht.

Jetzt steht der FC im Keller. Nahezu aussichtslos. Eine Mannschaft, die gegen die direkte Konkurrenz vor heimischem Publikum nicht gewinnt, wird es in der Liga zwangsläufig schwer haben. Dass Schmadtke seinem Coach (noch) die Treue schwört, ist gut. Aber auch mit einem dicken Fragezeichen zu betrachten. Treueschwüre gibt es im Profifußball viele. Die Maschinerie ist jedoch eine andere: Der Trainer ist das schwächste Glied. Und tatsächlich werden in den Boulevard-Blättern bereits Namen wie Markus Weinzierl und Dirk Schuster gehandelt. Überraschen würde es nicht.

Jetzt sind es die Spieler, die zur Ruhe mahnen. Der Aufruf gilt wohl nicht den Fans, er ist zweifelsohne an Jörg Schmadtke gerichtet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort