Legende des 1. FC Köln "Ich han noch vill vür": Hans Schäfer wird 90 Jahre alt

KÖLN · Er ist Teil der legendären Weltmeisterelf von 1954 und beim 1. FC Köln eine Legende. An diesem Donnerstag wird Hans Schäfer 90 Jahre alt. Ein Porträt.

Er ist einer der ganz Großen des deutschen Fußballs. Ruhm wurde ihm schon in jungen Jahren zuteil. Verändert hat es seinen Charakter nicht. Hans Schäfer ist stets der zurückhaltende Mensch geblieben. An diesem Donnerstag wird der größte Fußballer des 1. FC Köln, Weltmeister jener legendären 1954er-Mannschaft, 90 Jahre alt. Aufhebens macht er darum nicht. Am liebsten wäre ihm wohl, man würde das Ereignis am Rande abtun. Gefeiert wird nur im Familienkreis. Und am Abend werde man vor dem Fernseher seinem FC zuschauen, wenn der in Borissow im Europapokal spielt. „Da sollten mich die Jungs mit einem Sieg beschenken“, ist sein Wunsch.

Viele Glückwünsche werden den Jubilar erreichen. Zu den liebevollsten Zeilen, die vorab schon übermittelt wurden, gehören wohl die vom DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch. Im Fachmagazin „Kicker“ schrieb er: „An Hans Schäfer beeindruckt mich am meisten, wie er mit dem Ruhm umgegangen ist. Bescheiden, bodenständig, Schäfer wollte kein Star sein, kein Held, kein Wundermacher. Helden finden sich für ihn unter Feuerwehrleuten, unter Krankenschwestern und Ärzten, Wunder gibt es allenfalls im Kreißsaal. Vor allem damit ist er ein Vorbild, von dem ich meinen Spielern gerne erzähle.“

Bis heute erzählt er gerne vom WM-Gewinn, ohne in Sentimentalität zu schwelgen. Und nach wie vor wehrt sich Hans Schäfer dagegen, ein Held zu sein. Dazu wurden die Spieler damals im Nachkriegsdeutschland ebenso stilisiert, wie der Überraschungserfolg zum Wunder von Bern wurde. „Es war doch nur eine großartige Leistung einer großartigen Mannschaft, die auch noch viel Glück hatte“, ordnet der damalige Linksaußen, der die Vorlage zum 3:2-Siegtor besorgte, das Vollbrachte nüchtern ein. Zusammen mit dem Lauterer Horst Eckel (85) ist Hans Schäfer der letzte lebende Weltmeister von 1954.

711 Spiele für den FC

Als echter kölscher Jung wurde der Jubilar als Johann Schäfer in Köln-Sülz geboren und wuchs im benachbarten Stadtteil Zollstock auf. Dort spielte er bis zum Alter von 20 Jahren. Dann wollte ihn Sülz 07 verpflichten, was aber eine einjährige Sperre nach sich gezogen hätte. So wechselte er für zwölf Monate zum nordhessischen VfR Volkmarsen. Als er im Juni 1948 nach Köln zurückkehrte, gab es Sülz 07 nicht mehr. Der Verein hatte vier Monate zuvor mit dem Kölner BC zum 1. FC Köln fusioniert. Für ihn sollte Hans Schäfer bis zum Sommer 1965 711 Spiele bestreiten, 501 Tore erzielen, zweimal deutscher und fünfmal westdeutscher Meister werden.

Der nur 1,72 Meter große Stürmer begann auf der Linksaußen-Position, um später als gleichermaßen eleganter wie mitreißender Spielmacher zu glänzen. Dabei war er ein Vorbild an Einsatz und Kampfgeist. Wenn Kollegen nicht im gleichen Maße mitzogen, konnte ihm die Wut sichtbar zu Kopf steigen, weshalb er schon früh den Beinamen „de Knoll“ erhielt.

Für ein Kölsch am Tresen reicht es noch

Nach seiner Fußballerlaufbahn wirkte Hans Schäfer, seit 1960 Ehrenmitglied des 1. FC Köln, noch vier Jahre lang als Assistenztrainer. Dann zog er sich vom Fußball zurück. Seine Frau Isis und die beiden Töchter standen neben seiner Arbeit als Geschäftsführer jener Geschenkartikelfirma, die er vom verstorbenen FC-Präsidenten Franz Kremer übernommen hatte, im Vordergrund.

Bis vor wenigen Jahren besuchte der 39-fache Nationalspieler, der als erster deutscher Spieler an drei Weltmeisterschaften teilnahm, die Heimspiele seines FC und schaute wöchentlich auf der Geschäftsstelle am Geißbockheim vorbei. Inzwischen schmerzen ihn die Knie „so höllisch“, dass er das Gehen einschränken musste. Für einen kurzen Weg auf das eine oder andere Kölsch am Tresen aber reicht es auch mit bald 90 Jahren noch. Und trotz der „Maläste“ würde er gerne 105 Jahre alt werden, „denn ich han noch vill vür“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort