1. FC Köln Der nächste Akt im "Wechsel-Theater" um Modeste

KÖLN · Der Franzose steht nun doch vor einem Wechsel nach China. Der FC will eine Einigung noch nicht bestätigen. Die Ablösesumme soll bei knapp 36 Millionen Euro liegen.

Kurz nach 15 Uhr hatte das Warten ein Ende. Anthony Modeste stieg am Geißbockheim in seinen Dienstwagen und brauste davon. Just ein paar Minuten, nachdem das Nachmittagstraining des 1. FC Köln ein paar Meter weiter auf Platz sechs der Anlage begonnen hatte. „Anthony Modeste ist vom Training freigestellt, um Gespräche über seine Zukunft führen zu können“, klärte FC-Pressesprecher Tobias Kaufmann auf. Im Raum steht nun doch wieder ein Wechsel des 29-jährigen Franzosen zum chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian.

Vor gut einer Woche hatte FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke die seit Mitte Juni laufenden Verhandlungen mit den Chinesen aufgrund von nicht gesicherten Zahlungsmodalitäten für die Ablöse und die Frage nach Berater-Honoraren für beendet erklärt. „Ich sehe da keine Tür mehr, die aufgehen könnte“, sagte Schmadtke. In dieser Woche aber ging die Tür wieder auf. Tianjin startete einen erneuten Versuch, erklärte sich dem Vernehmen nach bereit, die Ablöse auf einen Schlag zu bezahlen und die Berater zu entlohnen. Am Donnerstagabend vermeldete die „Bild“ den Transfer als perfekt. Modeste habe einen Vertrag bei den Chinesen unterschrieben, und der FC kassiere 35,7 Millionen Euro für seinen Torjäger.

"Es ist kompliziert"

Wie schon vor zwei Wochen blieb die Bestätigung des Bundesligisten aber aus. Jörg Schmadtke erklärte zwar, dass die Verhandlungen wieder aufgenommen seien und eine „Einigung möglich“ sei, ein Ergebnis aber stand auch am Freitagabend aus. „Es hat sich nichts verändert. Es sind noch ein paar Sachen offen, die besprochen und in irgendeiner Form geklärt werden müssen“, erklärte FC-Coach Peter Stöger nach dem Training ohne Modeste. An der Vormittagseinheit am Freitag hatte der Stürmer noch teilgenommen. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit im fernen Reich der Mitte (China ist sechs Stunden voraus) sei es wahrscheinlich, dass sich diese Gespräche hinziehen.

Stöger räumte ein, dass er die ganze Geschichte auch nach einem kurzen persönlichen Gespräch mit Modeste „nicht richtig einordnen“ könne: „Es ist kompliziert. Die Konstellation ist schwierig. China ist ein neuer Markt mit neuen Größenordnungen bei Transfers. Dazu kommt, dass es mit Deutsch, Englisch, Chinesisch und Französisch vier Sprachen bei diesen Gesprächen gibt. Ich weiß aber, dass die Sache bis zum 14. Juli geklärt sein muss. Dann schließt das Transferfenster in China.“ Hört sich nach einer Fortsetzung der nervigen Hängepartie an, obwohl inzwischen jedem klar sein dürfte, dass Modeste entgegen seiner öffentlichen Aussagen und seiner umjubelten Inszenierung beim Trainingsauftakt des FC am Montag wechseln will. Ihn lockt ein Vertrag über dreieinhalb Jahre mit einem geschätzten Verdienst von 11,4 Millionen Euro pro Saison.

„Meiner Einschätzung nach will Tony gehen. Es fliegt niemand nach China nur zum Essen. Wenn er nicht gehen wollte, könnte er es ja einfach sagen“, findet Stöger. So wie Jonas Hector. Als der FC Barcelona dem Nationalspieler der Kölner ein Angebot unterbreitete, antwortete Hector mit einer Vertragsverlängerung bei den Geißböcken.

Modeste selbst spricht in Rätseln

Modeste hingegen spricht in Rätseln und betreibt gleichzeitig mit seinen Beratern Politik über die Boulevardpresse. Erst lanciert er ein großes Interview, in dem er die FC-Geschäftsführung mit Schmadtke und Alexander Wehrle attackiert, dann lässt er den Wechsel als perfekt vermelden, obwohl die Tinte unter den Verträgen noch nicht trocken ist. Der 25-Tore-Stürmer, den die Fans nach der Europa-League-Qualifikation auf Händen trugen, passt mit seinen Spielchen nicht mehr in die FC-Welt.

„Er muss Teil der Gruppe sein“, stellte Peter Stöger klar. Das allein wird aber nicht mehr reichen. Denn klar ist, dass Jörg Schmadtke dem Franzosen seine Mätzchen nicht durchgehen lassen kann. Sonst kommt irgendwann der nächste und versucht es. Also, noch ein bisschen warten, und dann bestätigt auch der 1. FC Köln, dass Anthony Modeste den Club Richtung China verlässt.

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