Bonn Marathon 2013 Drei Marathonläufer, drei Ziele

Bonn · Wenn am Sonntagmorgen der Startschuss zu den Wettbewerben des Deutsche Post Marathons Bonn 2013 ertönt, dann gilt es: Monatelang haben sich Tausende Läuferinnen und Läufer vorbereitet.

 Torsten Schneider (mit seiner Frau Heide im Ziel des Mont-Blanc-Laufs).

Torsten Schneider (mit seiner Frau Heide im Ziel des Mont-Blanc-Laufs).

Alle mit einem Ziel: die gewählte Distanz in einer persönlich gesteckten Zeit zu bewältigen. Kommt dann noch eine gute Platzierung hinzu, ist das Ausdauer-Glück perfekt. Sei es beim Halbmarathon über 21,0975 Kilometer oder aber über die volle Marathondistanz von 42,195 km.

Je besser die Vorbereitung verlief, desto seltener dürfte der innere Schweinehund nach etlichen Kilometern wie der "Buckelgeist" bei Sindbad auf die Schulter springen und die Beine immer schwerer machen. Etliche Athletinnen und Athleten werden aber auch an ihre Grenzen gehen, bis sich das Laktat in den Muskeln anhäuft.

Auf der Marathonstrecke liegt der Weltrekord derzeit bei 2:03:38 Stunden. Aufgestellt hat ihn der Kenianer Patrick Makau Musyoki beim Berlin-Marathon im September 2011. Umgerechnet auf 1 000 Meter sind dies etwa 2:55,8 Minuten, die 42 Mal hintereinander abgerufen werden müssen.

Oder aber 422 Einhundert-Meterläufe am Stück, immer in konstanten 17,56 Sekunden. Weltklasseathleten wie Musyoki trainieren bis zu 300 km pro Woche in der Vorbereitungsphase eines Marathons. Doch auch bei Hobbyathleten sind die Umfänge schon beachtlich. Die Bonnerin Dorothee Jung hat 2011 erstmals an einem Marathon teilgenommen und nach monatelangem Training eine Zeit von 3:52:53 Stunden erreicht.

"Ich habe das Laufen vor vier Jahren für mich entdeckt, als ein Kollege eine Laufgruppe geründet hatte", erklärt die 36-jährige, die für eine internationale Organisation in Bonn tätig ist. Die passionierte Sportkletterin hatte 2012 aber wenig trainiert und die Vorbereitung auf den Deutsche Post Marathon Bonn erst im Januar eingeläutet: "Ich habe mir ein Lehrbuch gekauft und versucht, danach zu trainieren."

Die gewünschten vier bis fünf Mal Training pro Woche seien aber zeitlich nicht möglich gewesen. Jung: "Ich bin dann regelmäßig drei Mal pro Woche alleine gelaufen. Zuerst immer so zehn bis 15 Kilometer. Und jetzt zum Ende der Vorbereitung hin auch längere Strecken." In der vergangenen Woche waren es dann 33 Kilometer in 3:15 Stunden.

"Strecken über 30 Kilometer sind schon heftig. Man darf nicht zu schnell angehen, sonst geht nach hinten raus nichts mehr", weiß die 1,75 Meter große Bonnerin, die seit Januar vier Kilo abgenommen hat und derzeit 63 Kilogramm wiegt. Wer unter der magischen Vier-Stunden-Grenze bleiben will, der muss im Schnitt auf 1000 Meter unter 5:40 Minuten bleiben.

Trainingspläne sehen mindestens zwölf Wochen vor dem Wettkampf vier bis fünf Trainingseinheiten pro Woche mit verschiedenen Umfängen vor. Die Laufgeschwindigkeit kann in regelmäßigen Tempodauerläufen von 45 Minuten gut trainiert werden. Am Wochenende steht aber immer ein langer Lauf an.

Zehn Wochen vor dem Wettkampf um die 26 bis 28 Kilometer. Zwei Wochen vor dem Wettkampf für das Unterbieten der Vier-Stunden-Marke dann 32 Kilometer mit einem Schnitt von 6:15 bis 6:45 Minuten. In den letzten beiden Wochen vor einem Marathon sollte es etwas ruhiger zugehen, damit am Wettkampftag wieder genügend Reserven vorhanden sind.

Die mehrfache deutsche Langstreckenmeisterin Sabrina Mockenhaupt empfiehlt absoluten Anfängern, für einen Marathon 18 Monate regelmäßiges Training zu absolvieren. Halbmarathon-Novizen sollen mindestens eine einjährige Vorbereitung anstreben.

Seit mehr als 23 Jahren ist der Bonner Frank Lippert dem Ausdauersport mal mehr und mal weniger treu. Der 39-jährige Geograf aus Bonn hat sich eine Zeit unter 3:30 Stunden vorgenommen und trainiert nicht nach einem strengen Plan, sondern eher "frei Schnauze". Seit Februar sind es aber mehr als 80 Laufkilometer pro Woche. Lippert, der im vergangenen Jahr den Bonn-Triathlon unter vier Stunden meisterte, fährt zusätzlich noch Rad und schwimmt gerne.

Im semi-professionellen Bereich ist der in der Region bekannte Torsten Schneider unterwegs. Der 41-jährige Bonner hat im vergangenen Jahr den Ultra Trail du Mont Blanc gemeistert, Europas längsten und anspruchsvollsten Ultra-Berglauf mit insgesamt 163 Kilometern und 8 900 Höhenmetern.

Schneider will in Bonn unter 2:35 Stunden laufen und seinen dritten Stadtmeistertitel erringen. Für den Deutsche Post Marathon Bonn bereitet er sich seit zehn Wochen intensiv vor und läuft pro Woche rund 150 Kilometer. Im zweiwöchigen Trainingslager auf Mallorca waren es 420 Kilometer. Jeden Sonntag stand zuletzt ein Lauf über 40 Kilometer an.

Während der Woche wurden viele schnelle Tempoläufe am Rheinufer trainiert. Ein Tag in der Woche ist trainingsfrei. "Um eine schnelle Zeit zu laufen, muss man etwas tun", weiß Schneider. "Aber der Zeitaufwand hält sich noch in Grenzen. Ich freue mich jetzt auf den Startschuss am Sonntag."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort