Bayer 04 stärker als im Herbst "Derby ist wie ein Pokalspiel"

KÖLN · Es ist der Klassiker: Weniger als nachbarschaftliches Duell um die lokale Vorherrschaft im Fußball - denn da ist leistungsmäßig Bayer 04 obenauf - als vielmehr einer dieser ewig jungen Wettstreite zwischen David und Goliath.

 Große Probleme hatten die Kölner um Jonas Hector (links) im Hinspiel gegen die Leverkusener um Lars Bender und verloren mit 1:5.

Große Probleme hatten die Kölner um Jonas Hector (links) im Hinspiel gegen die Leverkusener um Lars Bender und verloren mit 1:5.

Foto: dpa

Hier die sportlich um das Überleben in der Bundesliga kämpfenden Kölner, dort die die europäische Königsklasse anstrebenden Leverkusener. Ein aus Kölner Sicht ungleicher Kampf, der bereits vor dem Anpfiff entschieden ist?

"Mit der Außenseiterrolle können wir sehr gut klarkommen", meinte Yannick Gerhardt gestern. Das Eigengewächs des FC käme am Samstag zumindest als Einwechselspieler gerne zum Einsatz, nachdem er beim 0:0 am letzten Wochenende in Berlin erstmals nach dem ausgeheilten Pfeifferschen Drüsenfieber für eine halbe Stunde gespielt hatte. "Mal schauen, was auf uns zukommt", meinte der Mittelfeldspieler.

Das dürfte nach den Leverkusener Begegnungen der letzten Wochen sehr klar sein: ein Offensiv-Feuerwerk, ein Angriffsspektakel, zu dem nur wenige Bundesligisten in dieser Weise fähig sind. Mit sieben Siegen in Folge stellte Bayer 04 beim 4:0 gegen Hannover am letzten Samstag seinen Club-Rekord ein. Während dieser Serie erreichten die Leverkusener zum dritten Mal dieses deutliche Ergebnis, kamen in den sieben Partien auf ein beeindruckendes Torverhältnis von 20:2.

Um nicht wie die Konkurrenz unter die Räder des Werksclubs zu kommen, wird die Kölner Defensive noch stärker als zuletzt gefordert sein, als man in sechs Spielen nur sechs Gegentore zuließ und lediglich eine Partie verlor. "Wir müssen die Räume eng machen, den Leverkusenern möglichst wenig anbieten und dann schauen, dass wir im Umschaltspiel nach vorne zu Möglichkeiten kommen und sie auch nutzen", sagte Kevin Wimmer.

Er würde den Rechtsrheinischen gut zu Gesicht stehen, nachdem sie angesichts des Rauswurfs von Emir Spahic einen weiteren Innenverteidiger suchen. Bislang besitzt Tottenham Hotspur wohl die besten Aussichten auf eine Verpflichtung des 22-jährigen Österreichers. Bis zu acht Millionen Euro soll der Londoner Club bekanntlich zu zahlen bereit sein.

Für den kräftigen Abwehrspieler ist das aktuell aber kein Thema, schließlich ist Derby-Zeit. "Und da zählt es nicht, ob der eine um die Champions-League-Teilnahme spielt und der andere um den Klassenerhalt kämpft", machte sein Torhüter Timo Horn deutlich. Vielmehr gehe es aus seiner Sicht darum, am Samstag hellwach zu sein, "den Fans ein gutes Spiel zu liefern und möglichst die Punkte in Köln zu behalten".

Peter Stöger vergleicht die Ausgangslage mit der eines Pokalspiels. "In einer einzelnen Begegnung ist immer etwas möglich. Über eine ganze Spielzeit können wir mit Spitzenmannschaften wie Bayer Leverkusen nicht mithalten, das ist klar. Aber in einem einzelnen Spiel ist für uns eine Überraschung machbar", sagte der FC-Trainer zwischen den gestrigen Übungseinheiten und wies darauf hin, dass dies bereits gelungen sei. So wurde gegen Dortmund und auf Schalke gewonnen, Hoffenheim zwei Mal besiegt und gegen Mönchengladbach nicht verloren.

Andererseits ging der FC im Hinspiel mit 1:5 unter. Es war die mit Abstand höchste Saisonniederlage und wurmte den Trainer noch lange, weil die Mannschaft in der Schlussphase völlig die Ordnung verloren hatte.

Derzeit sei Bayer 04 noch besser in Fahrt als damals. "Sie sind viel kompakter als im Herbst, und die Offensivqualitäten haben sie ohnehin immer besessen", lobte der Wiener den Derby-Gegner. Deshalb gehe er davon aus, dass die samstägliche Aufgabe vergleichbar schwierig sei wie das Gastspiel vor einigen Wochen beim FC Bayern. Das aber verlor der FC mit 1:4.

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