Baskets verlieren und holen Battle

BONN · Nach der 72:74-Niederlage in Tübingen geben die Bonner die Verpflichtung eines neuen Aufbauspielers bekannt.

Die Telekom Baskets Bonn haben auf die auch der dünnen Personaldecke geschuldeten Niederlagenserie reagiert und den Aufbauspieler Talor Battle nachverpflichtet. Der 23-jährige US-Amerikaner kommt von Cholet Basket aus der ersten französischen Liga und wurde mit einem Vertrag bis zum Saisonende ausgestattet.

Es bestand dringender Handlungsbedarf: Nach ihrem fulminanten Saisonstart mit fünf Siegen sind die Baskets in der Tabelle auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet. Nach vier Niederlagen in Folge ist die Mannschaft von Trainer Michael Koch aus den Play-off-Plätzen gerutscht.

Bei den Walter Tigers Tübingen unterlagen die Bonner am Samstag nach einem spannenden Finale mit 72:74 (19:15, 14:18, 19:21, 20:20) und rangieren, nachdem die Konkurrenz gestern vorbeizog, nur noch auf dem zehnten Platz.

Eine Nachverpflichtung im Schnellschuss hatte Koch immer wieder ausgeschlossen, nun ist er überzeugt, den Mann gefunden zu haben, den er gesucht hat. "Er passt mit seinen Fähigkeiten als Passgeber, aber auch mit seiner Korbgefährlichkeit genau in unser Anforderungsprofil", sagt er. "Nach vier Jahren an der Pennsylvania State University und drei Monaten unter Coach Kunter in Cholet ist er gewohnt, strukturierten Basketball zu spielen.

Er kann nicht nur Jared Jordan entlasten sowie für sich und seine Mitspieler kreieren, sondern gibt uns durch seine Offensivfähigkeiten eine zusätzliche Option im Angriff", sagt der Baskets-Trainer, der schon eine ganze Weile auf dem Spielermarkt Ausschau gehalten hatte. "Mit der Verletzung von Benas Veikalas haben wir uns dann konkreter mit einer Nachverpflichtung befasst, der Druck auf die erste Fünf war doch relativ hoch."

Battle war mit beeindruckenden Statistiken (2000 Punkte, 500 Rebounds und 500 Assists) aus Pennsylvania nach Cholet gekommen, spielte dort zuletzt aber kaum, weil die Franzosen nachverpflichteten und Battle einen ihrer ehemaligen Spielmacher vor die Nase setzten. Battle war unzufrieden, sein Vertrag lief aus, die Baskets schlugen zu. "Er ist ein Spieler, der voll im Saft steht", benennt Koch einen weiteren Pluspunkt des Neuzugangs. "Jemand, der lange pausiert oder seit dem Sommer nicht gespielt hat, hätte uns nicht weitergeholfen."

Battle soll am kommenden Sonntag gegen Braunschweig erstmals auflaufen, nach Ankara, wo die Baskets am Dienstag in der EuroChallenge antreten, kann er nicht mitreisen: Sein Pass liegt mit denen seiner Ex-Kollegen in der russischen Botschaft in Paris. Denn Cholet hatte dort noch ein Visum für die Eurocup-Partie in Moskau beantragt. Gespielt hätte er in Ankara ohnehin noch nicht, aber so steht für den Neuzugang der Medizincheck auf dem Plan.

Möglicherweise wäre die ein oder andere Niederlage mit Battle zu verhindern gewesen, aber er war eben erst jetzt zu haben.

In Tübingen mussten die Baskets wieder ohne den an einem Muskelbündelriss im Oberschenkel laborierenden Veikalas spielen. Nach einem gelungenen Start mit einer 14:4-Führung (7. Minute) hatten die Gäste die Partie zunächst im Griff, doch bis zur Pause stellten sich die Tübinger defensiv besser auf die Bonner ein und glichen durch zwei Dreier von Lou Campbell kurz vor der Pause zum 33:33 aus. "Wir haben verpasst, den Vorsprung auszubauen und so Ludwigsburg - und das Publikum - zurück ins Spiel kommen lassen", kritisierte Koch.

Nach der Pause blieb es knapp bis zur letzten Minute, in der man sich gegenseitig an die Freiwurflinie schickte. Nachdem Fabian Thülig Bonn mit zwei Treffern von der Linie auf 72:73 herangebracht und Vaughn Duggins im Gegenzug nur den zweiten fälligen Freiwurf zum 74:72 verwandelt hatte, blieben Bonn bei Ballbesitz noch sechs Sekunden. Die in der Auszeit besprochene Variante verhinderte Tübingen, ein Notwurf von Andrej Mangold fand das Ziel nicht, das war's.

"Es war wie gegen München und Oldenburg, bloß andersherum", sagt Koch. "Manchmal machen eben die anderen die big shots. Das ändert nichts daran, dass die Niederlage unnötig war."

Statistik

Tübingen: Nash (13/1), Simon (4/1), Duggins (14), Vargas (dnp), Albus (dnp), Campbell (11/3), Redding (12), Young (6/1), Spoden (0), Cukinas (10), Hodzic (4).

Bonn: Simonas Serapinas (11/1 Dreier), Chris Ensminger (13, 9 Rebounds), Zvonko Buljan (8), Andrej Mangold (6/1), Fabian Thülig (5/1), Jared Jordan (18/1), Daniel Hain (0), Tony Gaffney (11), Jonas Wohlfarth-Bottermann (nicht eingesetzt).

Trefferquote: Tübingen 42,2% (27/64), Bonn 49,1% (27/55), Dreierquote: Tübingen 28,6% (6/21), Bonn 26,7% (4/15), Freiwurfquote: Tübingen 77,8% (14/18), Bonn 73,7% (14/19), Rebounds Tübingen 33 (bester Redding 9), Bonn 31 (bester Ensminger 9), Assists Tübingen 13 (Nash, Campbell, Young je 3), Bonn 17 (bester Jordan 6), Ballverluste Tübingen 12, Bonn 13; Ballgewinne: Tübingen 8, Bonn 5; Fouls: Tübingen 20, Bonn 23 (Jordan 5).

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