Party statt Abstiegsangst: Vechta ist im Rasta-Fieber

Vechta · Selbst nach der höchsten Saisonniederlage wurde erst einmal richtig gefeiert. Basketball-Bundesligist Rasta Vechta hatte gerade bei ALBA Berlin mit 66:91 (33:48) verloren, als die mehr als 1000 mitgereisten Anhänger sich von ihren Sitzen erhoben und ihr Team bejubelten.

 Trainer Pat Elzie hat Rasta Vechta in die Basketball-Bundesliga geführt. Foto: Elke Schikora

Trainer Pat Elzie hat Rasta Vechta in die Basketball-Bundesliga geführt. Foto: Elke Schikora

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Dabei war es die elfte Pleite in Serie. "Ich wünschte, unsere Leistung auf dem Parkett wäre auch so gut gewesen", sagte Trainer Pat Elzie. Es war eine Szene, die sinnbildlich für Rastas bisherigen Saisonverlauf steht. Die Fans scheinen sich immer noch darüber zu freuen, dass Vechta überhaupt in der ersten Liga antreten darf. Spieler und Verantwortliche des Aufsteigers versuchen dagegen seit Wochen, den drohenden Abstieg irgendwie zu verhindern. Doch das Erlebnis Bundesliga neigt sich für den Neuling langsam dem Ende zu.

"Die Chancen schwinden natürlich mit jeder Niederlage", gestand Elzie. Und bei nur noch sechs ausstehenden Partien läuft dem amerikanischen Coach langsam die Zeit weg. "Ich habe alles versucht: Hartes Training, sanftes Training, gar kein Training - nichts hat geholfen", sagte er. Aufgegeben hat er aber noch nicht: "Wir tun alles dafür, dass es noch klappt."

Die Geschichte von Rasta Vechta ist im deutschen Basketball ohne Beispiel. Nie zuvor hatte eine Mannschaft den direkten Durchmarsch von der Pro B (dritte Liga) in die erste Liga geschafft. Noch im vorigen Jahr spielte das Team in einer Schulhalle vor maximal 700 Zuschauern, die Berliner Arena war am Samstag mit mehr als 12 000 Menschen gefüllt. Und für einen reibungslosen Spielbetrieb im heimischen "Rasta-Dome" sorgen nicht Angestellte des Vereins, sondern Ehrenamtler.

"Das ist eine einzigartige Geschichte. Nicht nur die Fans, die ganze Stadt steht hinter uns, das ist etwas ganz Besonderes", sagte Kapitän Flavio Stückemann. Der 29-Jährige schwärmt, als er auf die eigenen Anhänger angesprochen wird. Trotzdem weiß auch er um die brenzlige Situation des Tabellenletzten.

Im Saisonendspurt trifft Vechta auf Hagen, Tübingen, Frankfurt und Bremerhaven - vier Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Zudem geht es noch gegen Bamberg und Bayern München. "Gegen die beiden rechnen wir uns nicht viel aus. Aber in den anderen vier Spielen brauchen wir Siege - unmöglich ist das nicht", erklärte Stückemann.

Der Klassenverbleib käme für Rasta einem kleinem Basketballwunder gleich. Nur wenige Spieler der Niedersachsen wie beispielsweise Dirk Mädrich haben fortgeschrittene Profi-Erfahrung. Pat Elzie kennt sich aber in der höchsten Liga aus. "Rasta ist mein Baby", sagte der emotionale Coach, der schon mehrere Bundesligisten betreut hat. "Mit meinen vorherigen Vereinen habe ich nicht das erlebt, was ich schon mit Vechta erlebt habe."

Elzie weiß, was er an dem Verein hat und auch für den Club stellt sich trotz der Niederlagen-Serie und akuter Abstiegsgefahr nicht die Trainerfrage. "Es ist eben alles ein wenig anders hier", berichtete Stückemann. Und das würde sich auch bei einem Abstieg nicht ändern.

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