Kölner Haie Saison für den KEC beendet

Köln · Der Traum der Kölner Haie vom ersten Meistertitel nach 15 Jahren ist im Playoff-Viertelfinale geplatzt. Der KEC unterlag im entscheidenden siebten Spiel den Wolfsburg Grizzlys mit 0:1.

Wer keine Tore schießt, kann auch mit einer titelreifen Defensive keine Meisterschaft gewinnen. Die Chancenverwertung war auch in diesem Viertelfinale die ganz große Schwäche der Haie, die nun ungewollt und tief enttäuscht ihren Sommerurlaub antreten müssen. „Wir haben uns die gesamte Saison über schwer getan Tore zu schießen. Das kann nicht nur Pech sein, wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen“, sagte Moritz Müller, der danach weinend das Eis verließ.

Spiel sieben ist immer auch ein Ritt auf der Rasierklinge. Es geht darum, die richtige Balance zwischen Risiko und Kontrolle zu finden, Strafen zu vermeiden und trotzdem in den Zweikämpfen Präsenz zu zeigen. Nach verhaltenem Start fanden die Haie als erste die bessere Mischung. Aus einer kontrollierten Defensive, in der Pascal Zerressen als siebter Verteidiger keine Eiszeit erhielt, suchten die Kölner in der Offensive gezielt ihre Momente. Kai Hospelt fand mit seinem Schuss aber ebenso nur Grizzly-Goalie Felix Brückmann auf dem Posten (4.) wie Philip Gogulla (6.) und Alex Bolduc (9.). Dann hatte Christian Ehrhoff seinen ersten ganz großen Auftritt in dieser Serie. Mit einem seiner unwiderstehlichen Sololäufe raste der 34-Jährige vor das Wolfsburger Tor, wo die Scheibe sich im Getümmel ihren Weg ins Ziel suchte. Als sie schon zu zwei Dritteln die Torlinie überquert hatte, schafften die Grizzlys sie gerade noch weg. Das jedenfalls erkannten die Schiedsrichter André Schrader und Lars Brüggemann beim fälligen Videobeweis (11.). Es blieb also beim 0:0 und bei den Problemen der Haie, überlegen zu sein, aber nicht zu treffen.

Das Geschehen ähnelte dem späten 1:0-Erfolg des KEC am Sonntag in Wolfsburg. Aktivere Haie, abwartende, eher harmlose Grizzlys und ein torloses Spiel. Was auch daran lag, dass beide Teams ihre Überzahlchancen nicht nutzen konnte. Köln besaßen zwei, Wolfsburg eine. Nachdem Nico Krämmer knapp vorbei gezielt hatte (24.) und Ryan Jones einen Schuss von Alexander Sulzer unglücklich mit dem Schlittschuh aufhielt (26.), fiel aus dem Nichts die Führung der Gäste. Tyson Mulock überraschte KEC-Keeper Gustaf Wesslau mit einem Versuch von seitlich hinter dem Tor. Dem Schweden rutschte der Puck unter der Kufe hindurch, und Mulock jubelte über sein drittes Tor in diesem Viertelfinale. Alle Kölner unter den 15672 Zuschauern in der Arena konnten es nicht fassen. Die Haie versuchten direkt auf das Unglück zu antworteten, entwickelten Druck und bekamen zwei weitere Powerplays. Im ersten traf Shawn Lalonde nur den Pfosten (35.), nach dem zweiten verpassten Krämmer und Bolduc knapp den verdienten Ausgleich (38.).

20 Minuten blieben dem Team von Trainer Cory Clouston, um seine chronische Abschlussschwäche abzustellen und das vorzeitige Saisonende zu verhindern. Eine schwere Aufgabe, angesichts der defensiv stark und clever spielenden Niedersachsen, die zudem in Brückmann einen sicheren Rückhalt hatten. Und es gab einen weiteren Gegner: Die Zeit lief den Haien davon und mit jeder Sekunden wichen Zuversicht und Selbstbewusstsein. Die Führungsspieler der Kölner wie Kai Hospelt, Ehrhoff oder Gogulla blieben weitgehend unsichtbar. Zudem legten die Grizzlys Haie-Topscorer Shawn Lalonde erfolgreich an die Kette. Die Hausherren kamen einfach nicht in die gefährliche Zone vor Brückmann. Erst in der 55. Minute kam Hoseplt zu einer Chance, setzte die Scheibe aber neben das Tor. 4:02 Minuten vor dem drohenden Aus gab es noch einmal Überzahl, die fünfte für den KEC. Travis Turnbull verzweifelte an Brückmann und die restlichen Haie an ihren blank liegenden Nerven. Der Glaube fehlte. Als letzte Option blieb Clouston Wesslau 1:14 Minuten vor Schluss im Tausch gegen einen sechsten Feldspieler vom Eis zu nehmen. Ohne Erfolg und um 22:16 war die Saison 2016/17 für einen der großen Meisterschaftsfavoriten vorbei und die große Arena einmal mehr schweigend erstarrt.

Köln: Wesslau; Lalonde, Eriksson; Müller, Sulzer; Ehrhoff, Potter, Zerressen; Gogulla, Hospelt, Uvira; Krämmer, Bolduc, Jones; Byers, Latta, T.J. Mulock. – SR.: Brüggemann/Schrader. – Zuschauer: 15672. – Tor: 0:1 Tyson Mulock (27:17/Seifert). – Strafzeiten: Köln 4; Wolfsburg.

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