Kommentar zur Spitzensportförderung Kritik muss erlaubt sein

Meinung · Mehr Wertschätzung für junge Spitzensportler: Gesellschaft und Verbände brauchen mehr Fingerspitzengefühl.

Die Olympia-Ausbotung von Yanna Schneider am späten Heiligabend war ein vorläufiger Höhepunkt in einer Serie von mangelndem Fingerspitzengefühl seitens der Sportverbände und Trainer. Doch offenbar ist das kein Einzelfall. Schlechte Kommunikation, suboptimale Betreuung, Ansätze von Mobbing – das sind Schattenseiten des Spitzensports. Es gibt sie auch vor der Haustür, in der kleinen Sportwelt der Region Bonn.

Darüber offen zu sprechen, ist meist ein Tabu. Zu groß ist die Angst, den angestrebten Kaderplatz, das gewünschte Olympia-Ticket, die Fahrkarte zur kommenden WM zu verspielen. Leistungssportler im Zwiespalt: Sollen sie Probleme ansprechen und bekämpfen – oder doch besser aussitzen, um im Rennen zu bleiben? Um doch irgendwann den Traum einer Olympiateilnahme zur Realität werden zu lassen?

Nicht nur in der breiten Öffentlichkeit, sondern auch im Spitzensport selbst fehlt es offenbar oft an der richtigen Wertschätzung. Das trifft vor allem junge, talentierte Sportler. Weniger die Medaillengaranten, mit denen die Verbände unterm Strich Geld verdienen.

Es sollte nicht vergessen werden, was die Sportler seit frühester Kindheit leisten. Dabei geht es nicht nur um die Trainingsbeteiligung und das Ergebnis im Wettkampf. Neben den körperlichen Strapazen nehmen die Nachwuchshoffnungen weite Reisen und oft hohe Kosten auf sich. Von Entbehrungen in der Freizeit ganz zu schweigen. Das alles nur für die Aussicht auf Erfolg. Tritt dieser ein, rühmen sich Verbände gerne.

Natürlich haben sich die Sportler das ausgesucht. Natürlich streben sie nach Ruhm und Erfolg. Der Weg an die Spitze ist lang und fordert nun einmal seinen Tribut. Dennoch: Auf diesem Weg haben sie eine angemessene Wertschätzung, das nötige Fingerspitzengefühl und Respekt vor der Leistung verdient. Von der Gesellschaft, den Sportverbänden und deren Trainern.

Kritik am Leistungssystem sollte nicht länger verschwiegen werden. Nur so können Missstände erfolgreich bekämpft werden. Auch wenn das für Verantwortliche häufiger bedeutet, Fehler einzugestehen.

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