1. FC Köln wieder einen Punkt im Abstiegskampf Von der Kunst der Verteidigung

AUGSBURG · Ein Vergnügen bot dieses Spiel für die Zuschauer nicht. Viel unproduktives Rennen und Kämpfen, wenig Torraumszenen, keine Treffer - das war schon fußballerische Magerkost, was der FC Augsburg als Hausherr und der 1. FC Köln als Gast den 29 158 Besuchern boten.

Auf Kölner Seite aber mischte sich in alle Selbstkritik (Peter Stöger: "Wir hatten keinen guten Tag") auch eine gewisse Zufriedenheit. Man habe bei einer Mannschaft, die womöglich bald im Europapokal spiele, erneut keine Federn gelassen, sondern "einen extrem wichtigen Punkt geholt", wie es der Trainer einordnete.

Noch einen Schritt weiter in der Bewertung des neunten Null-zu-null - womit der eigene Bundesligarekord ausgebaut wurde - ging Jörg Schmadtke. Für einen Aufsteiger sei es eine Kunst und aller Ehren wert, wenn man dem Gegner keinen Torerfolg ermöglicht habe.

Nun hört es sich gewagt an, ein Fußballspiel, dessen Ziel ja das Toreschießen ist, in den Status der Kunst zu erheben, obwohl kein Treffer gelang. Da könnte man meinen, der FC-Sportchef habe nach einer Begegnung, die unter der eigenen Passungenauigkeit und fehlender Ballsicherung litt, wohl zu tief durch die vereinseigene rosa Brille geschaut. Eine Definition für Kunst lautet jedoch: Sie stellt das Ergebnis eines kreativen Prozesses dar. Und damit können die FC-Profis tatsächlich in den Künstlerstatus treten, denn ihre Defensivarbeit ist tatsächlich kreativ und intensiv entwickelt.

Mit Markus Weinzierl bestätigte einmal mehr ein gegnerischer Trainer die Kölner Stärke. Es sei aus ihrer Sicht legitim, so zu spielen. Seine Mannschaft habe es eben nicht verstanden, den engmaschigen Abwehrverbund aufzubrechen.

"Nach vorne ging wenig, aber verteidigt haben wir gut. Am Ende war das grausame Spiel von uns eine Abwehrschlacht", fasste Matthias Lehmann trotzdem halbwegs zufrieden zusammen. Mit Blick auf den bald möglichen Klassenerhalt fügte er hinzu: "Mit dem Auswärtspunkt haben wir uns Appetit geholt. Gegessen wird jetzt zu Hause gegen Schalke." Darauf hofft auch Dominic Maroh. Der beschrieb das eigene Spiel als "nicht sehr sexy". Für spektakuläres Spiel seien allerdings auch andere Mannschaften zuständig.

Der Innenverteidiger bewahrte seine Elf vor dem Rückstand (19.), als er einen Schuss des Ex-Kölners Markus Feulner vor dem leeren Tor wegschlug. Wenig später rettete Timo Horn, als er den Ball wegfaustete, dabei aber auch Ragnar Klavan heftig am Kopf traf. "Ich musste da hin. Wenn der frei zum Kopfball kommt, klingelt es bei uns im Kasten", verteidigte der Torwart sein kompromissloses, von Schiedsrichter Marco Fritz nicht beanstandetes Einsteigen. Reaktionsschnell lenkte er auch einen Kopfball von Jeong-Ho Hong (82.), der zuvor schon vorbeigeköpft hatte, über die Latte.

Sein starkes Kopfballspiel bewies der Koreaner ebenfalls, als er gegen Kevin Vogt ("Das war spielerisch nicht berauschend, aber schämen müssen wir uns für den Punkt auch nicht") vor dem leeren Tor rettete (18.). Kölns Ex-Augsburger scheiterte zudem an Torwart Marwin Hitz (83.), während Marcel Risse (90.+2) sowie Tony Ujah (37.) vorbeizielten.

Letzterer musste nach schwacher Leistung bereits in der 56. Minute für Mergim Mavraj Platz machen. Mit dem zusätzlichen Innenverteidiger stellte Peter Stöger in der Abwehr auf eine Fünferkette um. Das sei nicht seine liebste Taktik, "sondern Variante B". Damit habe man zumindest die Diagonalpässe der Augsburger besser unterbunden und ein Gegenmittel gegen deren Lufthoheit besessen.

Dass man in den Schlussminuten nicht wie zuvor im Derby alles nach vorne geworfen und auf Sieg gespielt habe, sei den begrenzten spielerischen Möglichkeiten geschuldet, meinte der Trainer. Man sei noch nicht so weit, auf Knopfdruck hin das Spiel umzuschalten. "Was wir aber können, das ist gut verteidigen." Und das ist im weiteren Sinn auch eine Kunst.

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