1. FC Köln Peter Stöger: "Meine Jungs sind zu brav"

KÖLN · Die Gefühlslage bei den Kölnern schwankte auch am Tag nach den verlorenen zwei Punkten zwischen einem ärgerlichen Blick zurück und trotziger Jetzt-erst-recht-Stimmung hinsichtlich der samstäglichen Aufgabe in Aue. Im Mittelpunkt aller Diskussionen aber stand weiterhin der Fürther Treffer durch Ilir Azemi zum 1:1-Ausgleich in der 86. Minute.

"Ich habe gedacht, das ist Abseits, weil der so frei vor mir stand", wunderte sich Timo Horn. Der Gästestürmer nutzte diese Freiheit und spitzelte den Ball zwischen Horn und Pfosten hindurch ins Netz. "Da hätte Timo aktiver sein und dazwischen gehen müssen", merkte Torwarttrainer Alexander Bade kritisch an.

Die nach dem Spiel lang diskutierte Frage, ob zuvor eine Abseitsstellung vorgelegen habe, hatten die meisten Kölner zunächst bejahend beantwortet. Nach zahlreichen Ansichten der Szene während einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht aber meinte Peter Stöger, dass der Ball wohl doch nur von Tony Ujah per Kopf verlängert worden sei und damit keine Abseitsstellung vorgelegen habe. Allerdings sei die vorangegangene Freistoßentscheidung - Miso Brecko sollte gefoult haben - eine klare Fehlentscheidung von Schiedsrichter Marco Fritz gewesen.

So bewertete auch Jörg Schmadtke das Geschehen, ohne dass er den Unparteiischen für den knapp verpassten Sieg verantwortlich machen wollte. "Wir müssen bei uns anfangen und sagen, dass wir das Spiel nicht schlau und cool zu Ende gespielt haben."

Noch weiter ging Peter Stöger. Er war auch gestern noch der Meinung, dass Marco Fritz den Treffer nicht anerkannt hätte, wenn seine Spieler sofort energisch dagegen protestiert hätten. Denn der Bankkaufmann aus Korb bei Stuttgart zögerte sekundenlang mit der Anerkennung, hielt über Funk Rücksprache mit einem Linienrichter und zeigte dann erst zum Anstoßpunkt. Währenddessen standen die FC-Spieler nur mit hängenden Köpfen herum, statt ihren Unmut zu artikulieren.

"Wenn das einer erfahrenen Mannschaft passiert wäre, hätten gleich zehn Spieler reklamiert und der Schiedsrichter hätte auf Abseits entschieden. Aber meine Jungs sind sehr, sehr brav. Das zeichnet sie aus, auch deshalb mag ich sie. In diesem Fall aber hat es uns zwei Punkte gekostet", urteilte Peter Stöger.

[kein Linktext vorhanden]Ratlos angesichts des widerstandslos hingenommenen Gegentreffers zeigte sich gestern beispielsweise Kevin Wimmer. Er wisse auch nicht, warum man nicht protestiert habe, meinte der Torschütze zur Kölner Führung. Der hatte nach seinem Treffer in der 36. Minute mit den Armen ein Herz als Liebesgruß in Richtung seiner auf der Tribüne sitzenden Freundin Larissa gebildet.

1. FC Köln - Greuther Fürth 1:1
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Nachdem er unmittelbar nach dem Spitzenspiel noch niedergeschlagen wirkte, meinte er: "Es hilft ja alles nichts. Jetzt müssen wir eben am Samstag in Aue drei Punkte holen." Dann aber muss die Kölner Offensive besser harmonieren und erfolgreicher agieren. So wurde bei den Kontern im zweiten Spielabschnitt der besser postierte Nebenmann nicht angespielt, oder es fehlte im Strafraum ein Abnehmer für die Flanken.

Auch der nicht so schnell negativ kritisierende Peter Stöger meinte angesichts der nur zwei Treffer in den ersten 270 Pflichtspielminuten dieses Jahres: "Die Torausbeute kann man schon hinterfragen." Es könne deshalb durchaus sein, dass gegen Aue andere Offensivkräfte den Vorzug erhalten könnten.

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