Rheinderby Nur ein Hauch von Rivalität

KÖLN · Die Rollen sind klar verteilt: Bayer ist im Derby favorisiert, der FC hofft auf seine Heimstärke

 Zupackender Innenverteidiger: Auch im Rückspiel wird sich Kölns Dominic Maroh wieder um Bayer-Angreifer Stefan Kießling kümmern.

Zupackender Innenverteidiger: Auch im Rückspiel wird sich Kölns Dominic Maroh wieder um Bayer-Angreifer Stefan Kießling kümmern.

Foto: dpa

Als waschechter Wiener hat Peter Stöger den "Schmäh" im Blut. Mehr als einmal hat der österreichische Trainer des 1. FC Köln seinen Humor und seine Schlagfertigkeit unter Beweis gestellt. Doch der 49-Jährige ist eben auch ein Wiener mit Prinzipien, und da hört der Humor auf, wenn er schlecht platziert ist und zum Klamauk verkommt. Als der WDR-Sender "1live" gestern seinen als "Stöger-Double" in die Welt gesetzten Reporter "Daniel Danger" mitten in die laufende Pressekonferenz vor dem Derby des FC gegen Bayer 04 Leverkusen platzen ließ und dieser dann am Ende eine belanglose Frage an Stöger richtete, würdigte der Trainer ihn keines Blickes.

Im ernsthaften Kampf um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga macht der Versuch eines jungen Radiosenders, wild und anders zu sein, nach Stögers Ansicht nur dann Sinn, wenn eine gewisse Form der Höflichkeit gewahrt bleibt. Er selbst etwa begrüßt vor jeder Pressekonferenz jeden Anwesenden persönlich per Handschlag.

Es blieb übrigens auch vergebliche Liebesmüh, den Österreicher in punkto Derby-Brisanz aus der Reserve zu locken. Versuche, an die verbalen Attacken seines Bayer-Pendants Roger Schmidt nach dem 1:5 im Hinspiel zu erinnern, liefen ins Leere. "Da ist jedes Wort zu viel. Wir haben ein normales Verhältnis", reagierte der FC-Coach zugeknöpft. Es ist kein großes Geheimnis, dass die Aussichten, dass Stöger und Schmidt noch einmal "ziemlich beste Freunde" werden, eher trüb sind. Warum also unnötige Brisanz ins Vorfeld eines Derbys bringen, das in dieser Saison zum zweiten Mal das Duell eines Abstiegskandidaten gegen einen Champions-League-Anwärter darstellt? Die Rollen sind also klar verteilt, zumal Bayer morgen (15.30 Uhr) mit der Empfehlung des eingestellten Vereinsrekords von sieben Siegen in Folgen (sechs davon ohne Gegentor) ins Rheinenergie-Stadion kommt. "Leverkusen befindet sich in einer Topverfassung und hat sich im Vergleich zur Hinrunde defensiv noch mehr stabilisiert", drückt FC-Torwart Timo Horn den Respekt der Kölner vor dem Nachbarn aus. Zwinkert danach aber und spricht das Unvermeidliche aus: "In einem Derby ist alles möglich."

Findet Stöger auch und sagt auch etwas zu Spiel und Gegner, als er danach gefragt wird: "Wir wollen unsere Serie in den Heimspielen fortsetzen. In der Rückrunde haben wir zu Hause noch kein Spiel verloren. Wir haben die Möglichkeit, mit einem Erfolg in diesem Spiel einen riesigen Schritt zu machen, um unser Ziel zu erreichen."

Das liegt nach Stögers Rechnung bei 38 Punkten. Vier Zähler aus den verbleibenden fünf Partien fehlen also noch. "Niemand ist frei von Emotionen, aber über allem steht der Klassenerhalt. Wenn wir den nächsten Schritt ausgerechnet im Derby tun, wird die Freude bei Fans, Spielern und Trainer wahrscheinlich noch ein bisschen größer sein", überkommt Stöger schließlich doch noch ein Hauch von Derby-Rivalität.

Außer Patrick Helmes, Deyverson und Pawel Olkowski hat der FC alle Spieler an Bord. Die zuletzt angeschlagenen Marcel Risse, Daniel Halfar und Slavomir Peszko meldeten sich alle einsatzbereit.

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