1. FC Köln FC auf Augenhöhe mit Bayer

KÖLN · Strittige Szenen sind in einem Fußballspiel, noch dazu in einem verbissen geführten Derby, nicht ungewöhnlich. Streitigkeiten unter den Protagonisten aber wurden diesmal zeitnah während des Spiels aus der Welt geräumt. Nach dem Abpfiff und dem schiedlich-friedlichen 1:1 waren Meinungsverschiedenheiten vergessen, gaben sich die Trainer verbindlich.

 Die Szene, die zum Elfmeter führte: Dominic Maroh soll Stefan Kießling gefoult haben.

Die Szene, die zum Elfmeter führte: Dominic Maroh soll Stefan Kießling gefoult haben.

Foto: Schmülgen

Arrogante Äußerungen wie beim Hinspiel, als Roger Schmidt gegen Peter Stöger stichelte und sich eine Retourkutsche des Wieners einhandelte, gab es nicht. Vielmehr waren beide der Meinung, dass das Ergebnis gerecht sei.

"Die Zuschauer haben ein tolles Spiel gesehen. Wir sind mehr als zufrieden, weil die Mannschaft alles abgerufen hat", sagte der FC-Trainer, während sein Bayer-Kollege feststellte: "Wir waren nicht besser und haben in einem umkämpften Spiel nicht zwei Punkte verloren, sondern einen Punkt gewonnen."

Dabei gaben die Gäste vor 45 600 Zuschauern im erstaunlicherweise nicht ausverkauften Stadion die 1:0-Führung noch aus der Hand. Erzielt hatte sie Julian Brandt nach einstündiger Spielzeit auf Vorarbeit von Karim Bellarabi. Es war eine der wenigen Möglichkeiten der Werkself aus dem Spiel heraus gewesen.

Was folgte, war ein Anrennen der Kölner gegen immer tiefer stehende Leverkusener, wobei sich hochkarätige Chancen ergaben. Belohnt wurden sie in der 83. Minute. Duplizität der Ereignisse: Wie Julian Brandt traf auch Bard Finne sechs Minuten nach seiner Einwechslung. Zuvor hatte Tony Ujah das Kopfballduell gegen den sonst so starken Ömer Toprak gewonnen. Die Vorlage verwertete der 20-Jährige per Dropkick, unhaltbar für Bernd Leno.

"Damit wurde Bard zu unserem Glückskind, das uns den Punkt gerettet hat", freute sich Matthias Lehmann. Der kleine Norweger formulierte bedächtig bei seinem ersten Interview auf Deutsch: "Ich bin glücklich über mein erstes Bundesligator. Es ist gut, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Das war heute eine sehr spezielle Atmosphäre."

Besonders zwischen der 40. und der 42. Minute, nachdem Schiedsrichter Deniz Aytekin den Gästen einen Elfmeter zugesprochen hatte. "Ich tunnel den Domme (Dominic Maroh, Anm. der Red.), er streckt den Po raus und berührt mich. Das war keine Schwalbe von mir. Wenn aber nicht gepfiffen wird, muss man sich auch nicht beschweren", schilderte Stefan Kießling, während Dominic Maroh zu der Szene sagte: "Ich berühre ihn mit meiner Hüfte. Die ist zwar beweglich, aber so viel Kraft, um ihn damit umzustoßen, habe ich nicht in ihr." Der Schiedsrichter habe aber nicht wegen dieser Berührung den Strafstoß verhängt, sondern weil er seinen Gegenspieler am Fuß getroffen habe, berichtete der Verteidiger.

Als sich Hakan Calhanoglu auf die Ausführung des Elfmeters vorbereitete, strich ihm Kölns Kevin Wimmer im Vorbeigehen von hinten über die Haare. Ob es zum unkonzentrierten Schuss beitrug? Timo Horn wehrte den Elfer vor den Augen von Bundestrainer-Assistent Thomas Schneider jedenfalls ab und wurde gefeiert. "Es war unglaublich beeindruckend, wie die Fans meinen Namen gebrüllt haben. Das sind die Szenen, für die es sich lohnt, Torwart zu werden", freute sich Horn. Die linke Ecke, in die Calhanoglu zielte, habe er instinktiv zur Abwehr gewählt.

War der nicht verwertete Strafstoß so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit, so wurde sie komplettiert, als Deniz Aytekin einen Bayer-Konter (68.) über Karim Bellarabi abpfiff. Der neben ihm zu Boden gesunkene Miso Brecko war nicht gefoult worden, sondern sah im Sturz seine letzte Chance. Weil aber auch der bärenstarke Marcel Risse Pech hatte, als sein 60-Meter-Schuss (85.) knapp über das Tor ging, blieb es beim gerechten Remis.

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