Chancenverwertung beim 1. FC Köln Eine Frage der Psyche

KÖLN · In der Vorwoche hatte der 1. FC Köln wieder einmal Besuch aus Steyr. In der Kleinstadt in Oberösterreich lebt der Soziologe Werner Zöchling. Seit Jahren arbeitet FC-Trainer Peter Stöger mit ihm zusammen. Zöchling kommt alle paar Monate zwecks mentaler Betreuung der Profis zum Kölner Fußball-Bundesligisten.

 Akrobatisch, aber erfolglos: Mit diesem Fallrückzieher scheiterte Anthony Modeste in Leverkusen an Bayer-Torwart Bernd Leno.

Akrobatisch, aber erfolglos: Mit diesem Fallrückzieher scheiterte Anthony Modeste in Leverkusen an Bayer-Torwart Bernd Leno.

Foto: dpa

Mannschaftliche und individuelle Entwicklungen werden dann von dem 65-Jährigen in Gesprächen mit den Spielern thematisiert. Aktuelles Kernthema: Beim FC krankt es an der Torchancenverwertung - eine Frage der Psyche. "Es geht mehr um psychologische Dinge als darum, das Tor zu treffen", sagt Stöger.

In den letzten sechs Pflichtspielen wurden lediglich zwei Treffer erzielt - alle 270 Minuten ein Tor. In den letzten drei Begegnungen vor heimischem Publikum blieb der FC torlos. Mittlerweile ein Standardresultat: Seit dem Bundesligaaufstieg 2014 endete fast jedes vierte FC-Spiel so - elf von 47.

Nicht erst seit dem jüngsten 0:0 gegen Mainz machen sich die Verantwortlichen um Stöger Gedanken dazu. Positiv, so der Trainer, sei, "dass wir uns Chancen erspielen. Ich würde den Spielern nur dann einen Vorwurf machen, wenn ich das Gefühl hätte, dass sie nicht alles für den Erfolg unternehmen. Aber das war bisher nicht der Fall".

Nach Berechnungen des Fachmagazins "kicker" kamen die Kölner in den 13 Ligaspielen dieser Saison zu 68 Chancen. Damit bewegen sie sich auf einem Niveau mit den Kollegen aus Wolfsburg (63), Berlin (68) und Mönchengladbach (71), die die Tabellenplätze drei bis fünf einnehmen. Was den Unterschied ausmacht? Die deutlich bessere Effizienz von 27 bis 35 Prozent der anderen gegenüber 22 Prozent beim FC.

FC-Trainer Stöger wünscht sich mehr Zielstrebigkeit im Strafraum. Zu oft werde die Verantwortung weitergereicht, moniert er. Mit Trainingsmaßnahmen sei dieser Schwäche schwerlich beizukommen. Die notwendige Routine, so Stöger, " kann man sich nur im Spiel holen". Gegen Mainz hatte der Trainer zum dritten Mal in Folge auf eine Doppelspitze gesetzt. Philipp Hosiner sollte Anthony Modeste im Angriffszentrum unterstützen. Der Erfolg war gleich null. Beide vergaben bis zu Hosiners Auswechslung nach knapp einer Stunde jeweils eine Großchance. "Das Zusammenspiel der beiden war nicht gut", bilanzierte Stöger trocken.

Das Experiment mit der Doppelspitze dürfte somit zunächst beendet sein. Am Freitagabend bei Aufsteiger Darmstadt 98 wird Modeste wohl wieder als alleinige FC-Sturmspitze agieren.

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