Prozess um Sal. Oppenheim Schickedanz will 1,9 Milliarden Euro erstreiten

KÖLN · Es geht um sehr viel Geld morgen im Kölner Landgericht. Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz verlangt unter anderem vom Bankhaus Sal. Oppenheim, deren ehemaligen Leitern und dem Troisdorfer Immobilienentwickler Josef Esch, der auch ihr Vermögensverwalter war, einen Schadenersatz von insgesamt 1,9 Milliarden Euro.

Schickedanz sieht sich von ihnen um ihr Vermögen gebracht. Jetzt sollen Zeugen ihre Position stützen. Den Anfang macht ihr mit einer Generalvollmacht ausgestatteter Ehemann Leo Herl.

Dass der Vorsitzende Richter der 21. Kammer, Stefan Singbartl, überhaupt in die Beweisaufnahme eintritt, kann Schickedanz als Erfolg verbuchen. Hatte er doch am ersten Verhandlungstag Mitte Dezember 2012 deutlich gemacht, dass ihn ihre Darstellung nicht überzeugt hat. Im Kern argumentiert Schickedanz, sie habe sich nicht um ihre Geldangelegenheiten gekümmert, sondern vielmehr unterschrieben, was man ihr vorgelegt habe.

Sie habe ihrem Vermögensverwalter Esch voll vertraut, hatte sie etwa auch als Zeugin im Untreueprozess gegen die Ex-Führung von Sal. Oppenheim sowie Esch, der gleichzeitig bei einer Strafkammer des Kölner Landgerichts läuft, ausgesagt. Ihr Ehemann Leo Herl hatte - ebenfalls als Zeuge - in dem Strafprozess ihre Darstellung gestützt.

Schickedanz hatte Kredite bei Sal. Oppenheim aufgenommen, um Aktien des Handels- und Touristikkonzerns KarstadtQuelle, später Arcandor, zu kaufen. Für einen Kredit aus dem Jahre 2005 bürgten Bankeigentümer sowie Esch. Er lief über die Gesellschaft ADG, nach Ansicht der Staatsanwaltschaft eine Strohmännergesellschaft, nachdem Sal. Oppenheim keine weiteren Kredite mehr geben konnte, weil sonst die Grenze überschritten worden wäre, bis zu der Kredite an eine Adresse vergeben werden durften.

Für diesen Kredit habe sie nicht haften sollen, so Schickedanz. Zinsen habe sie auch nicht bezahlt. Sie habe die Aktien vielmehr als Strohfrau für die Bank gekauft. Dennoch unterzeichnete sie im Herbst 2008 auf dem Köln/Bonner Flughafen Papiere, mit denen sie ihr Vermögen verpfändete. Die habe sie nicht gelesen, so Schickedanz, und der Notar habe sie ihr nicht vorgelesen, was dieser bestreitet.

Sie habe unter wahnsinnigem Druck gestanden, und Esch habe gesagt, was sie unterschreiben solle. Eschs Anwälte traten dieser Darstellung entgegen. Ebenso bestreiten sie, dass Esch auf Schickedanz eingewirkt habe, damit sie ihre Arcandor-Aktien im Jahre 2006 nicht veräußere. Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, der nächste Woche als Zeuge aussagen soll, hatte das vorgeschlagen.

Schickedanz hätte mit dem Erlös womöglich nicht nur ihre Schulden tilgen können, sondern auch noch eine schöne Summe übrig behalten. So verlor sie mit dem Niedergang von Arcandor nach eigenen Angaben ihr Vermögen. Weil sie getäuscht und nicht über Risiken aufgeklärt worden sein will, verlangt sie jetzt das Geld zurück.

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