Was tun mit dem Ersparten? "Nicht alle Eier in einen Korb legen"

BONN · Sparbuch, Tagesgeld, Festgeld, Aktien oder doch lieber Betongeld: Was tun mit dem Ersparten in Zeiten niedrigster Zinsen, wenn sich kaum lukrative Anlagemöglichkeiten auftun und die Inflation vom Vermögen Monat für Monat mehr aufzehrt?

 Genau hinschauen sollte, wer sein Erspartes vermehren möchte. Experten raten, Renditeversprechen zu überprüfen.

Genau hinschauen sollte, wer sein Erspartes vermehren möchte. Experten raten, Renditeversprechen zu überprüfen.

Foto: dpa

"Auf die richtige Mischung kommt es an und nicht bei jedem Renditeversprechen blind zugreifen." Auf diesen Nenner bringt es die Verbraucherzentrale NRW. Und: Wer sein Geld sicher anlegen will, muss sich mit geringen Zinsen zufrieden geben. Wer eine höhere Rendite kassieren will, sollte sich auch des höheren Risikos bewusst sein.

Noch drastischer bringt es Daniel Leimbach auf den Punkt. "Es gibt keinen risikolosen Zins, es gibt nur ein zinsloses Risiko", sagt der Abteilungsdirektor Private Banking bei der Volksbank Bonn/ Rhein-Sieg. Auch er plädiert bei der Geldanlage für eine Risikostreuung, nach dem Prinzip: "Nicht alle Eier in einen Korb legen." Generell empfiehlt Leimbach: "Jeder Haushalt sollte zwei bis drei Monatsgehälter als Liquiditätsreserve risikoarm anlegen, so dass er jederzeit kurfristig über das Kapital verfügen kann."

Das rät auch die Kreissparkasse Köln: Einem Rentnerehepaar, das etwa 100 000 Euro anlegen möchte, empfiehlt Vermögensberater Thomas Becker: "Die Eheleute sollten ihr Vermögen über verschiedene Anlageklassen streuen und auch eine auskömmliche Liquiditätsreserve berücksichtigen. In ein strukturiertes Portfolio gehören Anleihen, Aktien, aber auch Sachwerte wie Immobilien."

Einer jungen Familie rät Berater Becker: "Wir empfehlen den Abschluss einer Riester-Rente. Hierbei handelt es sich um ein Altersvorsorgeprodukt mit staatlicher Förderung. Der Erwerb einer selbst genutzten Wohnimmobilie stellt einen weiteren, wichtigen Schritt zur Altersvorsorge dar. Idealerweise spart die junge Familie Eigenmittel für den Immobilienkauf an. Dazu eignet sich unter Umständen der Abschluss eines Bausparvertrages." Einige Anlagemöglichkeiten im Überblick:

Girokonto, Sparbuch, Tagesgeldkonto

Hier liegt das Geld sicher, entsprechend wenig Zinsen - meistens nicht mehr als 0,25 Prozent - werfen die Anlagemöglichkeiten ab.

Festgeld

Je nachdem, wie lange der Kunde sein Geld anlegt, desto geringfügig höher ist die Rendite. Selbst wer sein Geld über mehrere Jahre festlegt, fährt nur magere Renditen ein. Als Richtschnur gilt ein Blick auf die Bundesanleihen. "Bei einer Laufzeit von zehn Jahren liegt die Rendite gerade einmal bei 0,78 Prozent", rechnet Leimbach vor. Online-Banken zahlen in der Regel mehr als Filialbanken.

Aktien

Grundsätzlich gilt: Wer sein Geld absehbar für andere Investitionen benötigt, sollte die Finger von Aktien lassen, da ein kurzfristiger Verkauf von Anteilsscheinen das Risiko von Verlusten birgt. "Wer mit seinem Ersparten mehr als den bloßen Inflationsausgleich erzielen will, kommt an Aktien nicht vorbei", sagt Leimbach.

Anleger, die das Risiko einzelner Unternehmensanteile scheuen, können zu Aktienfonds greifen, die einen oder mehrere Aktienindizes (Dax, Eurostoxx oder Dow Jones) abbilden. Leimbach: "Je jünger der Anleger, desto höher kann der Aktienanteil im Anlageportfolio sein."

Lebensversicherung

Die Zeiten höherer Garantiezinsen sind vorbei, denn auch die Versicherungskonzerne haben Schwierigkeiten, ihre Kundengelder lukrativ anzulegen. Ab 2015 müssen sich Versicherte mit 1,25 Prozent Verzinsung begnügen. Wer sich für den Abschluss einer Lebensversicherung entscheidet, sollte sich über die langjährige Laufzeit im Klaren sein.

Gold

Eine glänzende Geldanlage ist das Edelmetall nur beim Anblick. Gold als Münze oder im Barren gilt als Spekulationsobjekt. Es wirft keine Zinsen ab, kann aber dafür in wirtschaftlich turbulenten Zeiten ein sicherer Hafen sein. Gewinn macht der Anleger nur, wenn der Kurs des Edelmetalls steigt. Doch Vorsicht: Beim Kauf und Verkauf fallen Provisionen an. "Edelmetalle sollten bei der Geldanlage nur einen begrenzten Anteil ausmachen", rät Leimbach.

Immobilien

Eine Eigentumswohnung oder ein Haus sind in Zeiten niedriger Finanzierungszinsen vor allem für diejenigen eine Alternative, die für ein vergleichbares Objekt eine monatlich ähnlich hohe Miete berappen müssten. Dies gilt vor allem in zentralen Lagen der größeren Städte, wo die Mieten seit mehreren Jahren zum Teil kräftig geklettert sind. Allerdings sind in guten Lagen auch die Kaufpreise gestiegen.

"Wer eine Immobilie als Geldanlage erwerben will, sollte bedenken, dass auch Immobilienpreise und Mieten wieder fallen können", sagt Leimbach. Eine gute Lage garantiert zwar eine hohe Nachfrage nach dem Objekt, aber garantiert nicht, dass der Mieter auch regelmäßig zahlt. Und: Die Kaufnebenkosten liegen inklusive Maklergebühr bei rund zehn Prozent.

Ab 2015 klettern sie nochmals, weil in NRW die Grunderwerbssteuer steigt. Leimbachs Faustformel: "Wer eine Immobilie in Bonn als Geldanlage kauft und dafür weniger als die 14-fache Jahresnettokaltmiete bezahlt, hat günstig eingekauft." Dabei müsste in Top-Lagen selbstverständlich deutlich mehr bezahlt werden als in weniger gefragten Stadtteilen.

Die indirekte Investition in Immobilienfonds kann eine Alternative sein. Allerdings raten Experten bei geschlossenen Fonds zu Achtsamkeit, da ein Verkauf der Anteile deutlich schwieriger ist als bei offenen Fonds, die an der Börse gelistet sind.

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