Selbständig machen mit Ü40 Frau Wallot macht weiter

BONN · Wo früher Jungen und Mädchen die Schulbank drückten, laden heute Tische und Stühle zum gemeinsamen Essen ein. Gelernt wird in den Räumen der alten Dorfschule allerdings immer noch - bei gemeinsamen Kochkursen. Heute gibt im Klassenzimmer Patrick Panahandeh den Ton an.

 Profitieren von den Erfahrungen des anderen: 40plus-Existenzgründer Patrick Panahandeh und Hildegard Dietz-Wallot in der Kochschule des Klassenzimmers.

Profitieren von den Erfahrungen des anderen: 40plus-Existenzgründer Patrick Panahandeh und Hildegard Dietz-Wallot in der Kochschule des Klassenzimmers.

Foto: Ronald Friese

Der heute 45-Jährige hat sich in Bad Godesberg vor zwei Jahren einen Traum verwirklicht und seine Leidenschaft zu einem ganz wichtigen Teil seines Broterwerbs gemacht. Er eröffnete ein Restaurant nebst Kochschule: "Patricks Klassenzimmer". Ein gutes Näschen hat der Beueler mit persischen Wurzeln bereits in seinem früheren Job bewiesen. Panahandeh, studierter Lebensmittelchemiker, entwickelte viele Jahre Duft- und Aromastoffe. Selbstzweifel ob der beruflichen Neuorientierung hatte er nicht: "Ich hatte nie den Gedanken, dass es nicht klappt. Man muss an sich glauben."

Der Mittvierziger ist eines von rund 3500 Mitgliedern des Netzwerks 40plus, in dem sich ältere Existenzgründer und inhabergeführte Unternehmen aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis zusammengeschlossen haben. Das Netzwerk wurde 2003 von einem Verbund öffentlicher und privater Unternehmen und Organisationen gegründet. Seit diesem Jahr hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg die Fortführung des 40plus-Netzwerks übernommen.

"Ältere Unternehmensgründer sind keine Einzelfälle", sagt Existenzgründungsexpertin Kristiane von dem Bussche: Immer mehr Menschen in der Lebensmitte suchten in der Selbstständigkeit eine neue berufliche Herausforderung - auch in Bonn. Das bestätigt auch Karl Reiners, Bereichsleiter Existenzgründung/-sicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg: "Die Gründer und Gründerinnen von heute werden immer älter. Im Netzwerk 40plus liegt das durchschnittliche Gründungsalter bei 51 Jahren. Einige Mitglieder gründen sogar im Rentenalter, um mental fit zu bleiben und die Berufserfahrung weiter zu nutzen. Die Treffen im 40plus-Netzwerk sind immer ausgebucht. Das zeigt, wie hoch die Nachfrage im Raum Bonn/Rhein-Sieg nach so einer Plattform zum fachlichen und persönlichen Austausch ist."

Auch Hildegard Dietz-Wallot entschied sich 2013 im Alter von 67 Jahren, dem oft zu eintönigen Ruhestand ein Schnippchen zu schlagen und beruflich noch einmal durchzustarten. Kurzerhand machte sich die Bonnerin mit einer Senioren-Beratung selbstständig. "Weil ich wollte, nicht weil ich finanziell musste", erzählt die Sozialpädagogin und ehemalige Leiterin eines Altenheims, die andere über "Leben und Wohnen im Alter in Bonn" berät. Ihre Dienstleistung: Beratungsgespräche, Vermittlung von Haushaltshilfen, Pflegediensten und nachbarschaftlichen Angeboten, Begleitung zu Institutionen und Behörden und die gemeinsame Suche nach einer anderen Wohnform. "Was ich tue, macht mir Spaß, und deswegen mache ich weiter", sagt Dietz-Wallot.

Das nächste 40plus-Netzwerktreffen findet am Donnerstag, 1. Oktober, in der IHK Bonn/Rhein-Sieg, Bonner Talweg 17, von 19 bis 21.30 Uhr statt.

Thema: "Das Unternehmen fit machen für den Notfall! Sicherstellung, dass Ihr Unternehmen weiterläuft, wenn Sie als Unternehmer ausfallen." Anmeldungen ab 3. August über www.40plus-bonn.de.

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