Stadtsparkasse Bad Honnef Dorit Schlüter über ihre Arbeit und Frauen in Führungspositionen

BAD HONNEF · Seit 1. Januar ist Dorit Schlüter Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Bad Honnef. Mit der ersten Frau an der Spitze des städtischen Kreditinstitutes sprach Claudia Sülzen über ihre Arbeit und Frauen in Führungspositionen

Sie sind seit gut einem Monat im neuen Amt. Wie fühlt sich das an?
Dorit Schlüter: Es wäre sicher falsch, zu sagen: Alles ist schon gewohnte Praxis. 100 Tage, so sagt man doch immer, sind ja noch nicht rum. Zugleich kenne ich das Haus, alle Abläufe und natürlich die Kollegen sehr gut, war 14 Jahre in anderen Führungspositionen für die Stadtsparkasse tätig. Da ist Vieles vertraut. Klar ist auch, dass ebenso viele neue Dinge auf mich zukommen, etwa durch die Mitarbeit in Gremien der Sparkassenorganisationen. Was mich bei alledem ganz besonders freut, das ist das Vertrauen, das mir die Kunden und Kollegen entgegen bringen.

Wie gestaltet sich Ihr Tag?
Schlüter: Der ist natürlich im Moment sehr voll. Zunächst einmal stehe ich früh auf. Die Morgenstunden im Büro, die Ruhe, die dann noch herrscht, nutze ich gerne für die Arbeit am Schreibtisch.

Begegnet man einer Chefin anders als einem Chef?
Schlüter: Ich glaube schon, dass es an der ein oder anderen Stelle Unterschiede gibt, allerdings weniger hausintern als vielmehr extern. Und es bezieht sich eher auf Dinge der Etikette, der Höflichkeit, die unter Männern in der immer noch männerdominierten Wirtschaftswelt eher entfallen. Da wird einem schon mal die Tür aufgehalten, so etwas. Was die Fachlichkeit angeht, werden keine Unterschiede gemacht. Zum Glück.

Frauen in Führungspositionen sind nicht nur, aber auch in den Sparkassen selten. Worauf führen Sie das zurück?
Schlüter: Ich mache das an zwei Dingen fest. Der erste Aspekt ist der, dass es nach wie vor schwierig ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Da sind wir in Deutschland leider immer noch nicht so weit, wie wir sein sollten und wie es in anderen europäischen Ländern praktiziert wird. Der zweite Aspekt ist, meine ich, dass Frauen eher dazu neigen, sich weniger zuzutrauen. Es ist doch so: Es gibt nicht weniger Frauen, die für Führungspositionen geeignet sind, als Männer. Und das Rollenverständnis hat sich, auch bei Männern, schon geändert. Trotzdem agieren Frauen anders, legen oft einen anderen Fokus auf das Privatleben, auch wenn sie hoch qualifiziert sind und alles für eine Führungsposition mitbringen. Ich sehe auch hier bei uns eine Reihe Frauen, die dafür bestens geeignet sind.

Heißt das, dass Sie Frauenförderung mehr in den Vordergrund stellen wollen als Ihre Vorgänger?
Schlüter: Das muss ich gar nicht. Meine Vorgänger Wilhelm Bier und Hellmuth Buhr haben die Weichen perfekt gestellt, jeden gefördert, der sich weiterentwickeln wollte, gleich ob Frau oder Mann. Was ich mir in der Tat wünschen würde, ist, dass junge Kolleginnen den Blickwinkel öffnen für das, was möglich ist. Das setzt natürlich auch voraus, dass das von den Familien mitgetragen wird. So wie mein Mann mich auf meinem Weg immer unterstützt.

Und führen Frauen anders als Männer?
Schlüter: Ja, das glaube ich schon. Sie sind mehr auf die zwischenmenschlichen Töne fokussiert, und das wirkt sich natürlich aus. Wobei ich sagen muss: Auch in diesem Punkt gibt es hier im Haus einen fließenden Übergang.

Als Vorstandschefin müssen Sie auch unpopulärere Entscheidungen vertreten, wie das Beispiel der Geschäftsstelle Dellenweg zeigt.
Schlüter: Das gehört dazu. Die Kreditinstitute agieren zurzeit in einem schwierigen Umfeld. Niedrigzinsphase, mangelnde Prosperität im Kreditgeschäft und vieles mehr ist da zu nennen. Auch die Belastungen durch die West LB sind uns nicht "auf die Butterseite" geschlagen. Zugleich steigen die aufsichtsrechtlichen Verpflichtungen, die uns sehr beschäftigen: Je kleiner das Haus, desto größer ist der prozentuale Aufwand. Es wäre blauäugig zu sagen, alles bleibt wie es ist und alles ist wunderbar. Wichtig ist, dass jede Entscheidung fundiert ist und absolut transparent - gegenüber den Kunden und den Kollegen. Es darf keine "Black box" geben.

Wo sehen Sie die Stadtsparkasse in zehn Jahren?
Schlüter: Als kundennahes und eigenständiges Kreditinstitut. Wir müssen den Spagat schaffen zwischen Kunden, die immer mehr online abwickeln, und unserem klaren Standortvorteil mit großer Kundennähe und persönlicher Beratung. Nur diese Kombination, davon bin ich überzeugt, verspricht auf lange Sicht Erfolg. Die Entscheidung, die Standorte im Honnefer Süden zu konzentrieren, gehört dazu.

Welche Weichenstellungen braucht die Stadtsparkasse?
Schlüter: Nicht nur die Stadtsparkasse, sondern die ganze Stadt, der Einzelhandel und viele andere Bereiche: Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum für Familien in der Tallage. Das Beispiel Aegidienberg macht es vor. Es wäre schön, wir hätten eine solche Entwicklung auch im Tal.

Was macht Ihren Beruf aus?
Schlüter: Früher war die landläufige Meinung: Wer zur Bank geht, muss besonders gut in Mathematik sein. Klar, man hat mit Zahlen zu tun. Vor allem aber ist unser Beruf ein sehr menschlicher, er dreht sich doch fast ausschließlich um Menschen. Genau das hat mich bewogen, ihn zu ergreifen. Finanzielle Dinge sind ein sehr sensibles Thema. Sie greifen ein in das höchst Private. Dafür braucht es eine Vertrauensbasis, die oft in Jahren wächst. Das Leben ist nicht so planbar, dass es sich vollkommen digitalisieren ließe. Vieles geht nur im persönlichen Gespräch. Und das ist unsere Stärke.

Wo finden Sie einen Ausgleich zu Ihrem Beruf?
Schlüter: Mein Mann und ich müssen bei Wind und Wetter mit unserem Hund raus, dabei kann ich herrlich entspannen. Außerdem lese ich leidenschaftlich gerne, und wenn es nur zehn Minuten sind.

Zur Person

Dorit Schlüter (47) stammt aus dem Bergischen Land. Ihre berufliche Laufbahn hat sie bei der Sparkasse Leverkusen begonnen. Seit 1999 ist die Diplom-Kauffrau bei der Stadtsparkasse Bad Honnef. Zuerst leitete sie die Geschäftsstelle in Aegidienberg, war dann in der Firmenkundenabteilung und der Leitung von diversen Fachabteilungen tätig. Seit 2012 gehörte sie dem Führungsteam als Verhinderungsvertreterin des Stadtsparkassen-Vorstandes an.

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