Wachtberger Originale Winfried Ley: Der Vater der Ferienfreizeit

Niederbachem · Winfried Ley hat vor 36 Jahren die Wachtberger Ferienfreizeiten begründet. Ziel war, den Zusammenhalt zu fördern und das ist gelungen.

Von der Hauptstraße im Zentrum von Niederbachem windet sich sanft geschwungen ein Weg hinauf zu einem Haus, das von der Straße versetzt von einem idyllischen Garten umgeben ist. Zurückgezogen und doch mittendrin – so lässt sich auch Winfried Ley beschreiben, der hier mit seiner Frau wohnt. Afrikanische Holzmasken, Mitbringsel der Tochter, und Urlaubsbilder aus Finnland, Italien und Portugal schmücken die Wände.

In Wachtberg verwurzelt und in der Welt zu Hause – Winfried Ley ist ein Mensch, für den es nichts Schöneres als seine Heimat in Niederbachem gibt, den es aber dennoch immer wieder hinaus ins Unbekannte zieht und der dazu auch schon einmal mit seinem Wohnwagen so lange durch einen Kreisverkehr in der Schweiz fährt, bis sich die Familie für Italien oder Frankreich als Urlaubsziel entschieden hat. Das sei für ihn absolute Freiheit, sagt er mit einem sanften Lächeln.

Bekannt geworden ist der 69-Jährige als Vater der Ferienfreizeiten im Schulzentrum in Berkum. 1980 fand dort die erste Freizeit statt. Ley war mit 33 Jahren bereits Leiter des Schul- und Kulturamts der Gemeinde und arbeitete 40 Jahre bei der Gemeinde, bevor er in den Ruhestand ging. „Ich hatte das Glück, tolle Aufgabengebiete zu haben“, sagt Ley, der in Niederbachem aufgewachsen ist. Vor 36 Jahren sei in den Ferien tote Hose gewesen.

Dabei sei damals eine Zeit des Aufbruchs gewesen: Mit dem neuen Schulzentrum seien Kunstvereine, Theater, eine Laienspielgruppe und die Musikschule entstanden. „Wir wollten zudem das Zusammengehörigkeitsgefühl in Wachtberg stärken“, sagt Ley. Nachdem die Gemeinde Wachtberg 1969 mit der kommunalen Neugliederung ins Leben gerufen worden war, sei es Ziel gewesen, den Zusammenhalt zu fördern. „Ein Kind aus Pech sollte wissen, wo Adendorf liegt und umgekehrt.“

Die seinerzeit ins Leben gerufenen Ferienfreizeiten hätten die Kinder aus den Ortschaften zusammengebracht und seien schnell ein voller Erfolg gewesen, sagt Ley. „Der Zuspruch wurde immer größer“, erinnert er sich. Angefangen mit 80 Kindern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren sei die Nachfrage so riesig gewesen, dass die Zahl der Kinder pro Freizeit schließlich auf 180 stieg. Vermarktet worden sei sie unter dem Begriff Naherholung. „Mit dem Wort konnte ich schon damals nichts anfangen; es war mir zu bürokratisch“, sagt Ley. Für Zuschüsse sei es aber nötig gewesen.

Bei ihm zu Hause erinnern ein dicker Ordner mit Dokumenten sowie zahlreiche Poster der Kinder, die auf Fotos die Freizeiten zeigen, an Leys Lebenswerk. Die Fotos zeigen Kinder und Jugendliche, die trommeln, tanzen und jonglieren und beim Bühnenfest um Ley im Königskostüm herumtanzen.

Rund zwei Wochen dauert die Freizeit seit ihrer Entstehung jedes Jahr. Sie ist in den ersten zwei Ferienwochen. Grundlegend geändert hat sie sich seitdem nicht. Die Betreuer müssen zuvor eine Schulung beim Kreisjugendamt mitmachen. Die meisten von ihnen würden sich laut Ley aus ehemaligen Teilnehmern rekrutieren. Kreativworkshops, Ausflüge und Zelten, Nachtwanderungen und ein großes Abschlussfest mit den Eltern bilden das Gerüst der Freizeit. Sie finanziert sich durch Elternbeiträge, Zuschüsse durch Kreis und Gemeinde sowie Sponsorengelder. Zum abschließenden Fest kommt Winfried Ley noch immer gerne zu Besuch. „Der Geist, den wir damals entwickelt haben, ist bis heute erhalten geblieben“, sagt er.

Auch wenn er auf der Wachtberger Ferienfreizeit inzwischen nur noch – gern gesehener – Gast ist: Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liegt ihm auch heute noch am Herzen. So engagiert sich Ley beim Wachtberger Partnerschaftsverein und organisiert dort Freizeiten für den Jugendaustausch zwischen den italienischen und französischen Partnerstädten. Die Zeit für den Ruhestand bleibt dadurch wohl manchmal auf der Strecke. „Ich muss aufpassen, dass ich mir die Zeit dadurch nicht zu sehr zerhacke“, sagt er. Immerhin engagiert er sich zusätzlich noch im Kunst- und Kulturverein. Den Ausgleich hole er sich dann bei der Gartenarbeit an seinem Haus, das eigentlich im Zentrum von Niederbachem liegt, und doch ein stückweit zurückgezogen zu sein scheint.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort