Geschichte des Domsteinbruchs Berkumer Steinmetze lieferten Steine für Kölner Dom

Wachtberg · Historikerin Barbara Hausmann führt durch die Spannende Geschichte des Domsteinbruchs. Der Steinbruch in der Nähe des Berkumer Friedhofs befindet sich seit vielen Jahren in Privatbesitz und beherbergt heute unter anderem einen Pferdestall.

 Der idyllisch gelegene Steinbruch war in jüngerer Vergangenheit Schauplatz gesellschaftlichen und kulturellen Lebens.

Der idyllisch gelegene Steinbruch war in jüngerer Vergangenheit Schauplatz gesellschaftlichen und kulturellen Lebens.

Foto: Petra Reuter

Nur ein einziger Teil des heutigen als Domsteinbruch bekannten Bodendenkmals zwischen Berkum und Züllighoven sei in schlechten Zeiten in Betrieb gewesen, referierte Historikerin Barbara Hausmanns bei einer Führung des Zweckverbands Volkshochschule Voreifel. Am letzten Freitag im April zeigte sie bei bestem Wetter rund 20 interessierten Besuchern einen Teil der Wachtberger Historie, der normalerweise nicht zugänglich ist. Der Steinbruch in der Nähe des Berkumer Friedhofs befindet sich seit vielen Jahren in Privatbesitz und beherbergt heute unter anderem einen Pferdestall. Dankenswerterweise schafft der Eigentümer für die VHS in einigen Abständen die Möglichkeit, das Stallgebäude sowie die sogenannte Rampe und den Steinbruch zu besichtigen.

Der heutige Stall aus späten mittelalterlichen Zeiten beherbergte in wirtschaftlich guten Phasen die hier arbeitenden Steinmetze. Bis zu diesen Zeiten hatte der zum Dombaumeister berufene Ernst Friedrich Zwirner einige Hindernisse zu überwinden. Nicht nur die verkehrsungünstige Lage des Steinbruchs, auch mancher Handelszusammenschluss legte ihm quasi Steine in den Weg. Der findige Preuße fand schließlich Wege, trotz aller Hindernisse den Abbau der Steine voranzutreiben. Damit begann rege Betriebsamkeit auf dem versteckten Areal.

Harte Handarbeit war seinerzeit gefragt, gleich ob es die herausgebrochenen Steinblöcke auf die Rampe zu transportieren galt, oder ob man sie vom Ende der Rampe ebenfalls mit Muskelkraft oder einfachsten Mitteln wie Rundhölzern auf den Vorplatz des Steinmetzhauses schaffen musste. Hier bossierte man die groben Trachytblöcke mit simpelsten Werkzeugen, damit sie auf den Weg in das knapp 40 Kilometer entfernte Köln geschickt werden konnten. "Den Berufsgenossenschaften würden sich heute die Haare sträuben, wenn sie solche Zustände vorfänden", erklärte Hausmanns. Da hangelten sich Arbeiter an Seilen an passende Stellen in die glatten, senkrechten Felswände, um dort Sprengladungen anzubringen. Mit dieser Gefahr nicht genug, mussten sie sich danach beeilen, um rechtzeitig vor der Detonation aus der Gefahrenzone zu kommen. Unfälle, durchaus auch mit Todesfolge, Hörverluste und Staublungen waren damals normale Risiken.

Die Steine aus dem Drachenfelser Ländchen hielten angesichts der neuen Umwelteinflüsse der seinerzeit in der Industrialisierung befindlichen Welt nicht das, was die Fachleute bei der Begutachtung erhofft hatten. Die Luftverschmutzung durch die Öfen der dicht besiedelten Stadt und der nun dampfbetriebenen Rheinschifffahrt schadete dem gegenüber dem Trachyt aus dem Drachenfels empfindlicheren Stein aus Wachtberg. Er begann spröde zu werden und splitterte, was ihm den Beinamen "Tränen des Doms" einbrachte.

Regional war die bereits den Römern bekannte Quelle für das harte Material für die Herstellung von Grab- oder Wegekreuzen interessant sowie für den Umbau der Burg Odendorf und als Baumaterial für die Apollinariskirche.

Zum Bau des Kölner Doms trugen die hiesigen Bodenschätze nicht etwa seit dem Beginn der Arbeiten im 13. Jahrhundert bei, sondern erst in den letzten rund 40 Jahren der Vollendung des Kölner Wahrzeichens zum Ende des 19. Jahrhunderts. In der jüngeren Geschichte nutzte man dieses im Sommer lichtdurchflutete Areal des Domsteinbruchs zeitweise als Treffpunkt für Feiern, als natürliches Amphitheater für die Aufführungen von Theaterstücken, als sonnig und dennoch kühl gelegene Sommerwirtschaft.

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