Unwetterbilanz in Wachtberg Bäche richten teils katastrophale Schäden an

Wachtberg · 150 Feuerwehreinsätze mit rund 200 Wehrleuten, davon zehn Löschgruppen aus dem Rhein-Sieg-Kreis, zudem unzählige Helfer von Rettungsdienst, Polizei und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) – so sieht die Bilanz des Unwetters vom 4. Juni in Zahlen aus.

Wachtbergs Beigeordneter Jörg Ostermann präsentierte sie am Dienstagabend bei der Sitzung des Verwaltungsrats. Und noch eine Zahl hilft bei der Einschätzung der Dimension der Herausforderungen: Das Wachtberger Deutsche Rote Kreuz (DRK) hatte laut Ingo Steiner 1200 Mahlzeiten in der Nacht ausgegeben, die laut Ostermann für die Einsatzkräfte erst gegen 4.30 Uhr am Sonntag beendet war.

Auch wenn wie berichtet jetzt immer wieder Kritik von Bürgern an einer übermäßigen Bebauung und Versiegelung von Flächen zu hören ist, was die Unwetterfolgen verschlimmert habe, trifft das aus Sicht der Verwaltung dieses Mal nicht den Kern des Problems: „Das Unwetter hat nur die beiden Ortslagen Werthhoven und Fritzdorf flächig erwischt“, erklärte Ostermann.

Und diese Ortslagen seien „fast schon das beste Gebiet in der Gemeinde“, um Starkregenereignisse aufnehmen und abführen zu können: „Hier gibt es keine Folientunnel und wenig versiegelte Flächen.“ Selbst die 2013 erstmals so massiv aufgetretenen Hangabflüsse seien dieses Mal nicht das Problem gewesen.

Vielmehr hätten sich die ungeheuren Regenmengen eben aus den genannten Randlagen in Gewässer wie den Mehlemer und den Arzdorfer Bach ergossen und diese auf teils nicht gekannte Pegel ansteigen lassen. Erschwerend sei hinzugekommen, dass die Böden wegen eines kurz zuvor niedergegangenen Unwetters „bereits gesättigt waren“, führte der Beigeordnete aus.

Die immens angeschwollenen Bäche richteten dann teils katastrophale Schäden an. Laut Ostermann konnte die überflutete Kläranlage in Arzdorf zwar schnell wieder in Betrieb genommen werden. Für nachhaltige Probleme am historischen Bauwerk sorgten die Wassermassen aber auf der Burg Gudenau, sowie ein Stück weiter entlang der Straße Im Bruch in Villip.

Über den Arzdorfer Bach gelangte das Wasser fast ungebremst in den Godesberger Bach, der ebenfalls einen historisch zu nennenden Pegel erreichte. Und – wie ebenfalls mehrfach berichtet – in Pech gleich drei Brücken zerstörte. Schlimm traf es bachabwärts auch Bad Godesberg, wo Teile der Innenstadt überflutet wurden.

Auch der Mehlemer Bach hatte laut Jörg Ostermann „mit 2,30 Meter noch einen gewaltigen Pegel erreicht“; allerdings habe dieser trotzdem noch knapp 70 Zentimeter unter dem Unwetterpegel vom Juli 2010 gelegen. Dass das Unwetter die Wachtberger Gemeinde in der Tat nur „am Rand“ gestreift hatte, belegt für die Verwaltung ein Blick auf die Schwerpunkte der Feuerwehreinsätze: Allein 25 waren es laut Ostermann in Werthhoven und 55 in Fritzdorf.

Vor allem ist das Gefälle zwischen den einzelnen Ortslagen, was die Niederschlagsmengen angeht, aus Ostermanns Sicht signifikant: „In Höhenlagen sollen über 100 Liter je Quadratmeter gefallen sein, in Niederbachem zehn Liter auf den Quadratmeter und auf dem Heiderhof Null.“

"Eine Sicherheit, die es nicht gibt"

Insgesamt habe aber das Hochwasser anders als zuvor in Niederbachem weniger Schaden verursacht, was laut Ostermann auch an umgesetzten Schutzmaßnahmen wie Bachaufweitungen liegt: „Diese Maßnahmen haben Wirkung gezeigt.“ Insgesamt sei man zehn Tage nach dem Unwetter auch auf einem unerwartet guten Weg bei der Beseitigung der Schäden.

Womit sich die Frage stellt, was zukünftig noch zu tun ist in Sachen Prävention. Ostermann rät zu einer genauen Analyse. So seien ständig Hochwasserrückhaltebecken in der Diskussion: „Aber die suggerieren nur eine Sicherheit, die es nicht gibt“, betonte der Beigeordnete. Wenn die Becken voll seien, liefen diese auch über.

Gleichwohl sieht Ratsmitglied Ingo Steiner noch viel Potenzial für Schutzmaßnahmen vor allem im Teilstück des Godesberger Bachs zwischen Pech und Bad Godesberg. Zwar habe Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg nach der jüngsten Überschwemmung „von einem 1000-jährigen Ereignis“ gesprochen, so Steiner. Das kann für ihn nach der schnellen Abfolge der Unwetter kein Maßstab mehr sein. Statt mit solchen Begriffen zu argumentieren, riet er, sich lieber darauf einzustellen, „dass so etwas passiert“.

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