Knacki Deuser im Kreaforum Die Eitelkeit der Gegenwart

Swisttal-Morenhoven · Ein Wochenende voller Humor gab es in Morenhoven: Stand-up nach guter amerikanischer Art präsentierte Comedian Knacki Deuser im ausverkauften Kreaforum. Als "warmup" sorgte Komiker Serhat Dogan für Kurzweil. Und dann war auch noch Kabarettist Matthias Brodowy war zu Gast bei den Kabarett-Tagen.

 Krea Morenhoven; Vorprogram von Knacki Deuser: Special Guest Serhat Dogan

Krea Morenhoven; Vorprogram von Knacki Deuser: Special Guest Serhat Dogan

Foto: Axel Vogel

Der Unterschied zwischen Comedy und Kabarett? Für Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser ganz einfach zu erklären: „Der Comedian macht es wegen dem Geld, der Kabarettist wegen des Geldes.“ Und er selbst? Weil es ihm ganz einfach Spaß macht, auf der Bühne zu stehen. Am meisten von allem, findet der Mann, der Formate wie NightWash, das ZDF-NeoComedy-Lab, die 1Live-Hörsaal-Comedy, die SWR3-Spaßkantine oder auch das Deutsche Stand-up Festival entwickelt hat und 2014 sein Debüt bei den Morenhovener Kabarett-Tagen gab. Grund genug also, dort vor ausverkauftem Haus nun auch sein inzwischen viertes Soloprogramm zu zeigen.

„Seltsames Verhalten“ ist Stand-up nach guter amerikanischer Art. Und Deuser – familiär längst mit den USA verbandelt – wäre nicht Deuser, um eine solche Vorlage jenseits des großen Teiches liegen zu lassen. Ein bisschen gedulden musste sich sein Morenhovener Publikum indes, denn einen (neudeutsch) „Support“ mit auf Tour zu nehmen, hat bei ihm inzwischen ebenso Tradition: Und der türkische Schauspieler und Komiker Serhat Dogan aus Köln ließ diese Aufwärmphase ganz und gar nicht lang werden. Schließlich ist der 42-Jährige doch wahr und wahrhaftig in Besitz eines Comedy-Visums, ausgestellt am 24. April 2004 vom Deutschem Konsulat. Eine ausgesprochen gute Wahl, wie die Zuschauer im Kreaforum befanden. Spätere Rückkehr also nicht ausgeschlossen. Oder wie Arnold Schwarzenegger bei solchen Gelegenheiten zu sagen pflegt: „I'll be back.“

Bis dahin wissen wir aber zumindest schon mal, was man unter dem Begriff der „Gegenwartseitelkeit“ zu verstehen hat. Auch so ein seltsames Verhalten: „Wir glauben immer, unsere Zeit müsste die wichtigste von allen sein. Und es ist mindestens fünf vor zwölf, nicht etwa zwölf nach neun oder etwas ähnlich Banales.“ Nicht das einzig Eigenartige, was Deuser an seinen Landsleuten auffällt. Politisch findet er erfrischend klare Worte, zum Beispiel zu den Demonstrationen der Pegida in Dresden: „Wo ist das Elbehochwasser, wenn man es mal braucht?“ Was die Deutschen seiner Meinung nach auf jeden Fall brauchen könnten, sind mehr Humor und weniger Angst.

So wie sein 18-jähriger Neffe Horst-Lasse zum Beispiel: „Wenn du mit so einem Namen 18 Jahre alt wirst, hast du es geschafft.“ Aus dem Gröbsten raus. Während Jungen mit 14, 15, 16 meist noch gar nicht wissen, wo sie ihre überlangen Arme und Beine lassen sollen und statt ganzer Sätze eher undefinierbare Grunzlaute von sich geben. Sport könnte ihnen helfen. Die Bundesjugendspiele also nicht etwa abschaffen – ein Mal im Jahr müssen sich ja auch Jugendliche bewegen – , sondern die Disziplinen einfach neu definieren: „Fünf-Meter-Lauf zum Beispiel“. Der Kommentar des 15-jährigen Neffen: „Oh Mann äh, nö, Alter – nicht gleich die Mittelstrecke.“

Knacki Deuser jedenfalls hat früher oft und gern Sport getrieben, wie sein Stepptanz zu „Verdamp lang her“ beweist. Ein bisschen seltsam vielleicht? Aber nicht doch: Um so etwas in der Fußgängerzone zu erleben, muss man – so wie er – in Köln leben: dem Zentrum der Welt, wo sie alles schon kennen und alles haben und wo seinerzeit die ewige Stadt Rom gegründet wurde. Noch Fragen?

Ja, Matthias Brodowy – seit Jahren Stammgast auf der Morenhovener Bühne – hätte da am Abend danach noch die eine oder andere. Der Musikkabarettist aus Hannover überzeugte vor allem mit nachdenklichen, (selbst-) ironischen Tönen und wunderbar skurrilen Traumsequenzen: Nietzsche als Stellvertreter Gottes im Himmel, eine Art Gegenpapst – das hat doch was. Und passend zum Advent gibt’s noch was von Hanns-Dieter Hüsch mit auf den Weg: „Jeder sucht den Himmel so, wie er ihn braucht.“

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