Initiative für behnderte Menschen Junge Rheinbacherin half Maltesern im Libanon

Rheinbach · Die 18-jährige Helena Brauchitsch aus Rheinbach gehörte zehn Monate lang der Karawane im Libanon an – einer 2009 gegründeten Initiative der Malteser, die sich vor allem um behinderte Menschen kümmert.

 Berührende Momente: die zahlreichen Begegnungen im Libanon mit Kindern mit Handicap.

Berührende Momente: die zahlreichen Begegnungen im Libanon mit Kindern mit Handicap.

Foto: privat

Als eine prägende Erfahrung empfindet Helena Brauchitsch ihre Zeit als „Karawanistin“. Zehn Monate lang gehörte die Rheinbacherin der Karawane im Libanon an – einer 2009 gegründeten Initiative der deutschen Gemeinschaft junger Malteser –, die sich als Teil des seit 1997 bestehenden Libanon-Projekts besonders um geistig und körperlich behinderte Menschen kümmert. Seit einigen Wochen ist die 18-Jährige zurück in Rheinbach.

Und ihre Begeisterung ist spürbar, wenn sie von ihren Erfahrungen erzählt. Fast ein Jahr lang tauchte sie in den Alltag behinderter Menschen ein, lernte eine andere Kultur kennen, beschäftigte sich intensiv mit Christentum und Islam und der Geschichte des Landes zwischen Syrien und Israel.

„Zehn Monate mögen viel klingen, aber im Endeffekt wünschen sich alle Karawanisten, dass dieses Erlebnis nie endet. Dabei mitzumachen, war die beste Entscheidung“, sagt die junge Frau rückblickend. Seit der Gründung machen sich zahlreiche junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren jedes Jahr mit der Karawane auf den Weg, um Menschen mit Handicap ein wenig Freude in ihr Leben zu bringen.

Einsatz begann mit Sommercamps

Sich sozial einzubringen und Menschen zu helfen, das war der Hauptgrund für Helena Brauchitsch, sich im Libanon einzubringen. Der Einsatz begann mit zwölf Frauen und Männern aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Mexiko und England im August 2017. Noch in Deutschland wurden die jungen Freiwilligen in einem kurzen Kennenlern-Precamp in der Nähe von Paderborn auf ihre Tätigkeit mit Behinderten theoretisch und praktisch vorbereitet.

Es gab religiös-katechetische Vorträge, Schulungen in Rhetorik und Kommunikation. „Wir haben auch gemeinsam Fußball gespielt. Das hat uns als Gruppe schon in Deutschland zusammengeschweißt“, sagt Brauchitsch über die ersten gemeinsamen Tage.

Erste praktische Erfahrungen sammelten die Karawanisten nach ihrer Ankunft im Libanon als Betreuer in drei aufeinanderfolgenden jeweils einwöchigen Sommercamps in Chabrouh in den libanesischen Bergen. „Mit insgesamt 60 anderen Freiwilligen aus Europa und dem Libanon haben wir 35 Gäste zwischen fünf und 70 Jahren betreut. Für die Heimbewohner ist das Sommercamp wie Urlaub. Denn in den Heimen können sich die Betreuer aus Zeitgründen nicht intensiv um den Einzelnen kümmern“, berichtet die Rheinbacherin. Spaziergänge, Spiele oder einfach nur miteinander Zeit verbringen oder ein wenig Kuscheln – die gemeinsamen Erlebnisse machten nicht nur den behinderten Menschen Spaß, auch Brauchitsch genoss das Zusammensein mit ihren Schützlingen.

Der reguläre Alltag ging für sie allerdings erst nach den Sommercamps los. Jeden Nachmittag ging es in verschiedene Heime, um dort für das „Entertainment“ der Gäste – die Karawanisten bezeichnen die Heimbewohner stets als Gast – zu sorgen. Hier wurde jemand in den Arm genommen und gekuschelt und vorgelesen, dort wurden Bälle zugeworfen, um die Motorik zu trainieren. „Wir haben uns immer nach den Wünschen des Einzelnen gerichtet. Diese Menschen haben in den Heimen nichts zu tun. Umso mehr freuen sie sich, wenn jemand auf sie eingeht“, sagt Brauchitsch.

Interreligiöser Dialog vor Ort

Verplant waren nicht nur die Nachmittage, sondern auch die Vormittage. So war neben einem vierwöchigen Arabischkurs zu Beginn die Teilnahme an Seminaren zu Geschichte und Religion des Mittleren Ostens an der Universität obligatorisch, denn „wir sollten in der Lage sein, mit den Menschen vor Ort einen interreligiösen Dialog zu führen“, erklärt die 18-Jährige. In einer gemeinsamen Wohnung meisterte die Karawane den Alltag, auch die Freizeit wurde miteinander verbracht.

„Die Karawanisten sind zu meiner zweiten Familie geworden“, ist sich Brauchitsch sicher. Wohl gefühlt hat sie sich auch in Beirut. Angst um ihr Leben hatte die junge Frau in der libanesischen Hauptstadt, trotz der unsicheren politischen Situation in der Region, zu keiner Zeit. „Nur einmal war eine Spannung zu spüren. Das war im November, als der libanesische Ministerpräsident in Saudi-Arabien festgehalten wurde. Da durften wir unseren Stadtteil nicht verlassen. Wenn man mit einer Organisation dort ist, ist man sicher“, machte Brauchitsch deutlich.

Für sie beginnt im Wintersemester das Jurastudium. Der Libanon und seine Menschen lassen die junge Frau allerdings nicht mehr los. Und wie andere Karawanisten auch, möchte sie das Projekt in Deutschland bekannter machen. „Es wäre schön, wenn mehr junge Leute daran teilnehmen würden.“

Detaillierte Informationen gibt es unter www.libanonprojekt.de.

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