"Walberberger Feuerwehr" Was ist dran am kölschen Lied der "Coelner Giganten"?

BORNHEIM-WALBERBERG · Im November 2012 gaben Hans Süper, Gerd Köster, Frank Hocker und Arno Steffen als "Coelner Giganten" ein umjubeltes Konzert im Tanzbrunnen-Theater. Ein Mitschnitt dieses Konzerts erschien Ende September unter dem Titel "Live in d'r Muttersprooch". Neben "Drink doch ene met", "Ming Stadt" und der "Schilderjass" schaffte auch das alte Lied von der "Walberberger Feuerwehr" den Sprung aufs Album. Grund genug, einmal bei der Freiwilligen Feuerwehr des Vorgebirgsortes nachzufragen.

Setzte die Walberberger Löschgruppe in grauer Vergangenheit tatsächlich aus Versehen den "Rauchclub Sorgenfrei" unter Wasser, während das eigene Gerätehaus abfackelte?

"So weit ich weiß, hat es hier in Walberberg nie einen 'Rauchclub Sorgenfrei' gegeben", sagt Löschgruppenführer Ulrich Breuer etwas ratlos. Im Liedtext wird beschrieben, wie die Mannschaft, die sich gerade noch stolz auf dem "jroße Kirmesball" präsentierte, ein Haus löscht, in dem es gar nicht brennt.

Bis der Irrtum auffällt, ist vom eigentlich betroffenen "Spretzehuus" bloß noch "e Häufje Äsch" übrig. "Leider können weder ich noch ehemalige Löschgruppenführer einen Bezug zu realen Personen oder Örtlichkeiten in Walberberg herstellen", erklärt Breuer. "Müllers Fritz" oder das "Hötten Hannes Hus" konnte kein Mitglied der Walberberger Feuerwehr identifizieren.

Im Zuge der Recherche wandte sich jedoch Gottfried Müller, der Sohn von "Müllers Fritz", an den General-Anzeiger und klärte zumindest die Herkunft des Vaters auf. "Nach der schlechten Zeit nach dem Krieg kamen die Feuerwehrleute häufig zu uns in den Hof, um sich Obst und Gemüse zu besorgen.

Als sie dann so zusammenstanden, hatte mein Vater die Idee, ein Lied von der Walberger Feuerwehr zu machen", so Gottfried Müller. Schließlich sei Fritz Müller Mitglied der Walberberger Feuerwehr gewesen. Er könne leider aber auch nicht sagen, ob der Liedtext tatsächlich auf einer wahren Begebenheit beruhe. "Ich nehme an, dass das Lied einfach lustig sein sollte. Da nimmt man doch das, was sich halt reimt", sagt Gottfried Müller.

Die amüsanten Geschehnisse, die im Lied beschrieben werden, scheinen also komplett der Fantasie des Autors Hans Philipp Herrig (1909-1992) entsprungen zu sein. "Unser Gerätehaus ist in den letzten 100 Jahren jedenfalls nicht abgebrannt", sagt Breuer. "Doch auch wenn wir nicht genau wissen, wie der Liedtext entstanden ist und ob es einen konkreten Anlass dazu gab, freuen wir uns, Teil des Kölschen Liedguts zu sein."

Im Original stammt der Song vom Quartett "De Vier Botze", das in der Besetzung Hans Süper senior (1907-1970), Richard Engel (1903-1974), Jakob Ernst und Hans Philipp Herrig bis in die 1960er Jahre bestand. Wie die "Botze" ausgerechnet auf den kleinen Ort Walberberg gekommen sind, fand Breuer durch Nachforschungen bei den älteren Feuerwehr-Mitgliedern heraus: "Nach dem Krieg gab es hier im Ort nicht viel Unterhaltung. Doch wenn in Walberberg einmal gefeiert wurde, ließ man es so richtig krachen. Und so reisten auch 'De Vier Botze' mit dem Zug aus Köln an und spielten im 'Alten Eisensaal' auf."

Ironischerweise wurde dieser Saal bei einem Brand im Jahr 2010 zerstört. Anders als im Lied, kommt es "heute eigentlich nicht mehr" zu derartigen Einsätzen mit folgenschwerem Irrtum. "Ein solcher Fehler wäre ja auch nicht wirklich lustig", so Breuer. "Früher haben wir das Lied schon öfter gehört", aktuell aber weniger.

Auch die "Aäzezupp" die bei festlichen Anlässen einst "vill komische Tön" hervorzulocken vermochte, wird inzwischen durch Hähnchen, Braten und Pommes ersetzt. "Die Zeiten ändern sich eben", sagt Breuer und lächelt.

Der Liedtext

Die Feuerwehr von Walberberg,
dat es der Stolz vom Land
Wann sonndags se Parade han,
de Schläuch han en der Hand
Der Dreckes steiht em eetste Gleed,
hä kummandeet staats scheiv
De Hacke zesamme, de Prämm us de Muul,
der Seiver us der Pief
De Hacke zesamme, de Prämm us de Muul,
der Seiver us der Pief

Letz wor ne jroße Kirmesball,
et Dörp wor op de Bein
Sugar der jroße Walberberger
Turn- un Spielverein
De Feuerwehr, se spillten grad:
Der Jupp vom Kägelclub
ävver do gov et vill komische Tön,
schuld wor die Ääzezupp
ävver do gov et vill komische Tön,
schuld wor die Ääzezupp

De Stimmung wor om Höhepunk,
do bröllten der Gendarm
Ich gläuv, ehr hat ene Löll em Uhr,
em Dorf es Großalarm
Jetz heiß et en de Häng gespaut,
su röf der Müllers Fritz
Jetz geiht et eran, der Schlauch vörus,
erus, jetz weed gespretz
Jetz geiht et eran, der Schlauch vörus,
erus, jetz weed gespretz

Em Sturm ging et de Stroß erop,
direk am Dörp erus
Do soh mer och schon Qualm un Rauch
am Hötten Hannes Huus
Von alle Sigge woodt gespretz,
durch Finster un durch Dür
Un plötzlich, do hoot mer von drenne Geschrei:
Hee brennt doch gar kei Füür
Un plötzlich, do hoot mer von drenne Geschrei:
Hee brennt doch gar kei Füür

Dat Spretze woodt flöck engestellt,
et gov e Mordsgeschrei
Denn en der Stuvv, do schwomm eröm
der Rauchclub "Sorgenfrei"
Der Präses stunnt om Vertico
un reef: Nu hört doch op
Mer sin doch nit hee em Schwemmverein,
hee weed nor Pief gestopp
Mer sin doch nit hee em Schwemmverein,
hee weed nor Pief gestopp

Der Ortsgendarm kom aangerannt,
de Schläuche rein und fort
Der Brand, der es doch gar nich hier,
der es bei uns em Ort
Wie se dann kome aangerannt,
o jömmich, wat e Pech
Do log vum ganze Spretzehuus
bloß noch e Häufche Äsch
Do log vum ganze Spretzehuus
bloß noch e Häufche Äsch
Die setze jetz all en der Blech

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