Beinahunfall mit Spaziergängerin Forderung nach Sicherungsmaßnahmen auf Bornheimer Golfplatz

Bornheim-Brenig · Nach dem Beinahunfall am Golfplatz in Brenig fordert die Betroffene Sicherungsmaßnahmen für die Anlage. Der Betreiber will nun die Clubmitglieder befragen und ermahnen.

Es ist schon ein wenig her, aber für die beiden Frauen ist das Geschehene noch immer präsent. Für Muriel Kasper (47) aus Hersel gab es am 1. Juni 2017, wie sie selbst sagt, „eine eindeutige lebensgefährdende Situation“. Mit ihrer Bekannten Doloris Zuber (43) aus Bonn-Auerberg und drei Hunden war sie auf einem Feldweg, der parallel zur L 182 (Heimerzheimer Straße) verläuft, zu Fuß unterwegs, als ein Golfball nur knapp ihren Kopf verfehlte. „Der Ball ist 30 Zentimeter an meiner Nase vorbeigeflogen. Ich habe mich sehr erschrocken“, erzählt Kasper, während sie wieder auf dem Feldweg steht, wo sich der Vorfall fast vor einem Jahr ereignet hatte – genau auf der Höhe von Loch fünf der Golfanlage Römerhof in Brenig.

Den weißen Golfball mit den Initialen K. M., die mit einem wasserfesten und roten Filzstift darauf geschrieben wurden, hat Kasper aufbewahrt. Das Corpus Delicti flog ihren Angaben nach durch das Gebüsch, den Zaun und landete im gegenüberliegenden Rapsfeld. Der Zaun markiert an dieser Stelle die Grenze zwischen Feldweg und Golfanlage. „Der Golfball stammt von einem männlichen Spieler, der uns auf alle Fälle gesehen hat. Ich habe ihm sogar noch zugerufen, dass hier Spaziergänger seien“, sagt Kasper.

Mit dem Golfschläger gedroht

Beide Frauen liefen den Feldweg entlang bis zu einer kleinen Kreuzung. In der Nähe steht ein Holztor. Dort habe es dann eine lautstarke Auseinandersetzung mit dem Golfspieler gegeben. „Die endete in einer Drohung mit seinem Schläger“, so Kasper. Die Spaziergängerinnen wandten sich daraufhin ab und gingen zum Parkplatz der Golfanlage. Dort suchten sie nach einem Wagen mit einem Kfz-Kennzeichen, das die Buchstaben K und M hat. Sie wurden fündig: ein brauner Pkw. „Es war aber kein ausreichender Beweis. Einige Wochen später entdeckten wir den mutmaßlichen Täter in demselben Wagen im Kreisverkehr an der L 192 und der L 281“, berichtet Kasper weiter.

Nach dieser Begegnung stellten die beiden Frauen am 10. August vergangenen Jahres Anzeige bei der Polizei. Die Ermittlungen sind mittlerweile aber eingestellt. Wie Sebastian Buß, Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, auf Anfrage des General-Anzeigers mitteilt, hätten sich keine Anhaltspunkte für eine Straftat ergeben. Die beiden Frauen wandten sich indes nicht nur an die Polizei, sondern auch an das Ordnungsamt der Stadt Bornheim – mit der Bitte, „dafür Sorge zu tragen, dass die Golfanlage so geführt wird, dass Spaziergänger nicht Gefahr laufen, von Golfbällen getroffen zu werden.“ Weiter schlugen Kasper und Zuber in ihrem Schreiben an die Stadt vor, auf der Golfanlage zur Sicherheit Fangnetze anzubringen.

Brief an das Bornheimer Ordnungsamt

Das Ordnungsamt bestätigt die Beschwerde. „Ansonsten sind der Stadtverwaltung keine Beschwerden bekannt“, sagt Rainer Schumann, Sprecher der Stadt Bornheim, auf GA-Anfrage. Allerdings ist das Ordnungsamt auch gar nicht für solche Fälle zuständig. Laut Hans-Georg Blümer, Sportkoordinator des Golfverbandes NRW mit Sitz in Krefeld, müssten Vorfälle wie dieser im Einzelnen geklärt werden. Generell seien die Golfspieler beim Deutschen Golfverband, dem Dachverband für alle Golfclubs und Golfanlagenbetreiber mit Sitz in Wiesbaden, mit einer Haftpflicht versichert. „Die greift auch, wenn ein Golfball beispielsweise ein Auto treffen sollte“, ergänzt Blümer.

Ein weiteres Schreiben von Kasper und Zuber ging an Thomas von Kempis, Geschäftsführer und Inhaber der Golfanlage Römerhof. Dieses setzten die Frauen am 10. Oktober auf. Passiert sei aber nichts. „Inhalt und Tonfall nach war es als Meinungsäußerung verstanden worden – ohne Erwartung einer Stellungnahme unsererseits“, erklärt von Kempis auf Anfrage des General-Anzeigers. Und weiter: „Die mitgesandten Zweitschriften der ohnehin erfolgten Anzeigen an Polizei und Ordnungsamt bestärkten diese Einschätzung.“

Letzter Vorfall war im Jahr 1999

Obgleich der Vorfall fast ein Jahr zurückliegt, zeigt sich von Kempis offen, den Sachverhalt vor Ort zu erörtern. „Sie hätten direkt zu uns kommen sollen, nachdem der Vorfall passiert war. Dann kann ich auch sagen, wer wann zu welcher Uhrzeit bei uns gewesen ist und denjenigen zur Rede stellen“, kritisiert er Kasper und Zuber. Das Einzige, was er jetzt noch machen könne, sei, eine E-Mail an alle Vereinsmitglieder zu verschicken und den Fall zu schildern. „Ich werde unsere Spieler nochmals ermahnen, an der fraglichen Spielbahn auf die Zielrichtung ihrer Schläge besonders zu achten.“

Das letzte Mal, dass die Golfbälle in Brenig tief flogen und ein Spaziergänger fast von einem Ball getroffen wurde, war nach Angaben des Golfanlageninhabers im Jahr 1999. Der Betroffene habe sich am selben Tag gemeldet, sodass direkt festgestellt werden konnte, wer den Ball geschlagen hatte, berichtet von Kempis. Die Spielerin habe sich bei dem Betroffenen entschuldigt.

Kasper und Zuber wünschen sich künftig, dass ein „rücksichtsvolles Miteinander“ zwischen Golfspielern und Spaziergängern möglich sei. „Natürlich ist es gefährlich, wenn Bälle außerhalb des Platzes landen, und es ist schlimm, wenn Spieler ausfällig werden“, ergänzt von Kempis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort