Bürgerantrag abgelehnt Flüchtlinge kommen nicht ins Schloss

ALFTER · Schloss Alfter ist für die Unterbringung von Flüchtlingen nicht geeignet. Ohne Diskussion hat der Haupt- und Finanzausschuss nach dieser Aussage von Bürgermeister Rolf Schumacher mit breiter Mehrheit einen entsprechenden Bürgerantrag abgelehnt.

Darin hatte Axel Busch aus Alfter, der den Freien Wählern angehört, dem Gemeinderat eine entsprechende Prüfung und gegebenenfalls eine Beschlagnahme des Schlosses vorgeschlagen.

Als Begründung führte Busch an, dass das Alfterer Schloss lange als Studentenwohnheim genutzt worden sei, bis heute jedoch keiner neuen Verwendung zugeführt worden sei. "Es wäre sicher ein Zeichen der Solidarität der fürstlichen Familie, dem Plan zuzustimmen." Wo Freiwilligkeit nicht reiche, so Busch, bliebe als Maßnahme eine Beschlagnahme.

"Im Grundsatz ist es nicht verkehrt, sich über leerstehende Gebäude Gedanken zu machen", sagt Luise Wiechert. Sie ist im Auftrag der Grafenfamilie Wolff Metternich zur Gracht seit 2003 als Schlossverwalterin tätig. "Ich halte es aber nicht für angemessen, die Möglichkeit einer Beschlagnahme ins Gespräch zu bringen. Das ist für mich im Moment kein Thema."

Bereits im vorigen Jahr hatte sich die Sozialpolitikerin der CDU aus eigenem Antrieb mit der Fragestellung beschäftigt, ob das Schloss für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet wäre. Sie ist zu dem Schluss gekommen: "Das geht gar nicht." Mit der Fürstenfamilie hat sie dieses Thema deshalb auch nicht erörtert.

Es fehlen vor allem sanitäre Einrichtungen und Küchen. Hinzu kommt, dass das Schloss unter Denkmalschutz steht und beispielsweise nicht nach Belieben Fallrohre eingebaut werden können. Die Kosten für Umbauten, um das Schloss für 60 Menschen nutzbar zu machen, schätzt Wiechert überdies so hoch ein wie die für einen Neubau.

Von 1973 bis 2008 war das Schloss zwar in der Tat an die Alanus Hochschule für den Fachbereich Architektur vermietet; doch als Wohnraum für Studenten, wurden nur geringe Teile des Gebäudes genutzt. Nur etwa 20 Studenten hätten im zweiten Geschoss der Vorburg gewohnt, berichtet Wiechert. Große Räume seien dort in relativ kleine Zimmer unterteilt worden; mehrere Personen hätten sich eine Toilette teilen müssen und im ersten Stockwerk einen Duschraum. "Das Schloss ist wie ein großes Einfamilienhaus und nicht geeignet, um unterschiedlichste Menschen vernünftig unterzubringen", meint sie.

Mit dem Neubau des Campus II am Buschdorfer Weg in Alfter gab die Alanus Hochschule die Außenstelle im Schloss auf. Es steht seit Anfang 2009 leer und wird seit Jahren nach und nach saniert, vom Keller bis zum Dach.

Das denkmalgeschützte Gebäude, um das sich seit 2008 als Eigentümer Simeon Reichsgraf Wolff Metternich zur Gracht kümmert, umfasst 2500 Quadratmeter und einen Innenhof von rund 800 Quadratmetern. In diesem Jahr steht die Fertigstellung des Innenhofs an, der mit einem neuen Belag versehen wird. Im Dienstbotentrakt sollen noch energetische Maßnahmen erfolgen und im Keller Schäden behoben werden, die durch einen Wasserrohrbruch entstanden waren.

Derweil läuft die Suche nach einem neuen Mieter weiter, der das Schloss als Ganzes mietet und zur Tradition des Gebäudes passt.

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