Flüchtlingsarbeit in Bornheim Zwischen Anteilnahme und Neutralität

Bornheim · Die Dolmetscherinnen Dorothee Schwolgin und Aude-Valérie Monfort beraten ehrenamtliche Übersetzer bei ihrer Tätigkeit in der Flüchtlingshilfe.

 Flüchtlinge benötigen in alltäglichen Situationen Übersetzungen.

Flüchtlinge benötigen in alltäglichen Situationen Übersetzungen.

Foto: picture alliance / dpa

. Was müssen ehrenamtliche Übersetzer bei ihrer Tätigkeit beachten? Solche und ähnliche Fragen beantwortete die Infoveranstaltung für ehrenamtliche Übersetzer in der Flüchtlingshilfe in der Johann-Wallraf-Schule in Bornheim. Dorothee Schwolgin und Aude-Valérie Monfort, die beide als Konferenzdolmetscherinnen in den Sprachen Englisch und Französisch tätig sind, erläuterten zwölf Laienübersetzern die Aufgaben und Verhaltensregeln von Dolmetschern.

Dass die Übersetzung vom Arabischen ins Deutsche und umgekehrt nicht ganz einfach ist, machte eine Marokkanerin, die seit 24 Jahren in Deutschland lebt und seit einigen Monaten Flüchtlinge bei Behördengängen und Arztbesuchen sprachlich zur Seite steht, deutlich. „Es gibt Leute, die sprechen einen Dialekt und kein Hocharabisch. Manchmal verstehe ich selber nicht, was sie sagen“. Einige der Teilnehmer beherrschen Französisch, Englisch, Kroatisch oder Kurdisch. Als nicht einfach zu bewältigen empfanden die Helfer die oftmals emotionale Nähe, die zu den Flüchtlingen durch deren Geschichten im Übersetzungsprozess aufkomme. „Am Anfang war es ganz schlimm, weil die Menschen so furchtbare Situationen erlebt haben. Ich kam als Flüchtling vor vier Jahren selber nach Deutschland und habe ähnliches erlebt. Da werden bei mir alte Wunden aufgerissen. Andererseits bin ich froh, den Leuten Informationen weiterzugeben, damit sie eine bessere Zukunft haben“, erklärte eine Teilnehmerin. Die persönliche Nähe zu den Betroffenen, so die beiden Veranstalterinnen, sei problematisch. „Dolmetscher brauchen vor allem emotionalen Abstand, um professionell agieren zu können. Sie müssen in der Übersetzung neutral sein, von ihren Auftraggebern, meistens Behörden, im Vorfeld über die Situation der nötigen Übersetzung informiert werden“, betonten Schwolgin und Monfort.

Ehrenamtliche Dolmetscher könnten stets selber bestimmen wann, wie und zu welchen Bedingungen sie arbeiten möchten. Dabei hoben sie den Aspekt der Verschwiegenheit hervor. Zum ersten Mal fand in Bornheim eine solche Veranstaltung statt. Schwolgin betreut selber als ehrenamtliche Helferin Flüchtlinge in der Turnhalle der Johann-Wallraf-Schule. „Wir wollten durch unsere Erfahrungen den Menschen helfen, mit dem Übersetzen klar zu kommen“, sagte Monfort.

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