Neues Konzept Verdi sieht Optimum erreicht

BONN/MAINZ · Der neue Ring-Eigentümer hat der Belegschaft sein Konzept vorgestellt. Der Ortsbürgermeister ist noch skeptisch: Reinhold Schüssler kommt vieles bekannt vor, was die neuen Chefs am Nürburgring in den nächsten Jahren so vorhaben.

"Das Eifeldorf Grüne Hölle weg, den Ringracer weg, die Ringcard weg, das haben wir doch schon vor Jahren gefordert", sagt der Ortsbürgermeister der Gemeinde Nürburg. Doch damals seien die Vertreter der Region noch belächelt worden. Auch, als sie vorgeschlagen hätten, am Ring eine Hochschule zu gründen, in der Ingenieure für den Motorsportbereich ausgebildet werden könnten.

Doch Schüssler deutet auch Skepsis an. Es habe in den vergangenen Jahren so viele Ankündigungen gegeben. "Solange ich keine Taten sehe, ist das alles noch nichts", fasst er seine Reaktion auf das Konzept zur Neuausrichtung des Nürburgrings zusammen.

Es sei gut, dass nur 44 Stellen wegfielen, "wir hatten ja mit mehr gerechnet, doch auch die 253 anderen Mitarbeiter wollen bezahlt werden". Er sei skeptisch, ob das gelingen könne und habe Angst, dass man nach ein, zwei Jahren sehe, dass das Finanzierungskonzept nicht funktioniere.

Der Chef des neuen Nürburgring-Eigentümers Capricorn, Robertino Wild, sagte, er sei sehr glücklich, durch "kluge Umstrukturierungen" die Anzahl der betriebsbedingten Kündigungen auf neun reduzieren zu können. Für die übrigen 35 betroffenen Mitarbeiter seien "einvernehmliche Regelungen" unterschiedlicher Art erzielt worden, hieß es bei der Vorstellung eines neuen Konzepts für den Ring vor der Belegschaft. Anfang 2014 betrug die Anzahl der Beschäftigten noch 297.

Die Gewerkschaft Verdi bewertete das Verhandlungsergebnis überwiegend positiv: "Der beste Sozialplan ist immer eine Notlösung. Besser wäre es, wenn wir keinen bräuchten. Aber nach Lage der Dinge wurde das Optimum erreicht." Ein neuer Tarifvertrag mit Wirkung bis Ende 2016 soll laut Capricorn einen unbelasteten Neustart in der Zusammenarbeit ermöglichen.

Die Unternehmensstruktur verschlanke sich: "Die Bereichsleiterebene entfällt komplett." Das wenig erfolgreiche Gastrodorf "Grüne Hölle" schließt zum 1. November. Das 3-Sterne-Lindner-Hotel bleibt bestehen.

Das bargeldlose Zahlungssystem "ringcard" an der Rennstrecke gibt Capricorn nach eigenen Angaben auf. Neue Veranstaltungen sollen den Nürburgring noch internationaler ausrichten. Die frühere rheinland-pfälzische SPD-Alleinregierung hatte für 330 Millionen Euro Steuergeld einen zu großen Freizeitpark am Ring gebaut.

Im Sommer 2012 ging die Rennstrecke in die Insolvenz und im März 2014 für nur 77 Millionen Euro an Capricorn. Voraussichtlich am 23. Juli will die EU-Kommission über die möglicherweise illegalen Millionen-Beihilfen für den Ring und die Beschwerden unterlegener Mitbewerber bei seinem Verkauf entscheiden.

Die Firma Capricorn

Die Firma Capricorn mit Hauptsitz in Düsseldorf besteht aus mehr als zwei Dutzend Einzelgesellschaften und erwirtschaftet mit ihren 350 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 50 Millionen Euro. Das Unternehmen sitzt in vier Ländern.

Die Unternehmensgruppe liefert Spezialteile für die Autoindustrie und die Formel 1. Darunter Motorblöcke, Kolben und Kurbelwellen sowie Hochleistungs-Bauteile aus Verbundstoffen wie Glasfaser und Carbon. Diese werden ein einer Fabrik im Gewerbepark Meuspath am Ring gefertigt. Die Kunden kommen aus Motorsport- und Automobilindustrie, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt sowie Maschinenbau. Unter anderem werden VW, Audi und Porsche beliefert. lac

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort