Verkauf des Nürburgring Der Ring im Brüsseler Wirrwarr

BRÜSSEL · Wird der Verkauf des Nürburgrings zur unendlichen Geschichte, weil die EU-Kommission nicht handlungsfähig ist? Der Eindruck drängt sich auf - angesichts des Kompetenzwirrwarrs in der Brüsseler Behörde.

Jedenfalls ist immer noch nicht entschieden, ob der Verkauf der Rennstrecken sowie des Freizeit- und Geschäftsareals rechtmäßig war. Mit der Folge, dass sich nun die Ring-Sanierer und der Ring-Käufer darauf geeinigt haben, dass die zweite Verkaufsrate erst einmal nicht gezahlt werden muss.

Im März hatten sie sich noch optimistisch gezeigt, der Insolvenzverwalter Jens Lieser und der Sanierungsgeschäftsführer Thomas Schmidt auf der einen Seite, der Chef des Automobilzulieferers Capricorn, Robertino Wild, auf der anderen. Bis zum späten Frühjahr, spätestens dem Frühsommer, so glaubten sie seinerzeit, werde die EU-Kommission ihre Entscheidung bekanntgeben, ob das Bieterverfahren mit dem Zuschlag für Capricorn mit den europäischen Richtlinien in Einklang stand.

Nun ist es fast Ende August, und eine Entscheidung in Brüssel ist weiter nicht absehbar. Das hat damit zu tun, dass der Fahrplan der Kommission im Juli völlig durcheinandergeraten ist. So mussten einige Kommissare ersetzt werden, weil sie nach der Wahl im Mai ins Europäische Parlament abgewandert waren. Das hat zu Verschiebungen der Geschäftsbereiche geführt. Mit der Folge, dass eingearbeitete Mitarbeiter nicht mehr für "ihre Themen" zuständig waren und ersetzt werden mussten - von Mitarbeitern, die bisher keine Ahnung von den anstehenden Entscheidungen hatten.

Dies ist auch der Grund, warum die Kommission in dieser Frage noch nicht entschieden hat und es möglicherweise auch in den kommenden Monaten nicht tun wird. Die Amtszeit der alten Kommission endet Ende Oktober, am 1. November soll die neue unter Jean-Claude Juncker ihre Arbeit aufnehmen. Und die wird sicher etliche Monate brauchen, um sich in die Themen einzuarbeiten.

"Wir hoffen, dass die Entscheidung der EU-Kommission im September/Oktober kommt", sagte Pietro Nuvoloni, der Sprecher der Ring-Sanierer, gestern unserer Zeitung. Für den Fall, dass bis Jahresende noch keine Entscheidung gefallen sei und die Capricorn Nürburgring GmbH (CNG) den Ring am 1. Januar noch nicht endgültig übernehmen könne, werde das Areal an die Gesellschaft verpachtet. Die Pachtzahlungen würden mit dem Kaufpreis verrechnet.

Nuvoloni wies einen Bericht der "Rhein-Zeitung" zurück, dass Capricorn die zweite Fünf-Millionen-Euro-Rate noch nicht überweisen hätte, weil die Projektfinanzierung ins Stocken geraten wäre. "Wir haben keinen Zweifel daran, dass der Erwerber den Vertrag erfüllt." Es mache nur keinen Sinn, fünf Millionen zu parken, wenig Zinsen dafür zu bekommen und zudem mit dem Geld nichts machen zu können. "Die Käuferseite wollte diese Vertragsänderung, wir waren damit einverstanden", sagte Nuvoloni. Capricorn-Chef Robertino Wild erklärte der dpa, er halte das für einen ganz normalen Prozess. Mit Zahlungsschwierigkeiten hätte die Verzögerung überhaupt nichts zu tun.

Der Ring-Sanierer hob zudem hervor, dass die Vertragssituation auf das "operative Geschäft" keinen Einfluss habe. Mit Veranstaltern werde derzeit die Saison 2015 vorbereitet. Gearbeitet werde etwa an der Formel 1, der Langstreckenmeisterschaft und dem Truck-Grand-Prix. Zudem sei die Saison 2014 deutlich besser gewesen als die 2013. "Der Ring erwirtschaftet Gewinne", fügte Nuvoloni hinzu. Auch ohne das Okay aus Brüssel.

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