Cap-Anamur-Gründer gestorben Troisdorfer Rupert Neudeck ist tot

Das Schicksal von Flüchtlingen war sein Lebensthema: Der Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, Rupert Neudeck, ist tot. Der Troisdorfer starb im Alter von 77 Jahren.

Er war ein Mann des Wortes und der Tat: Als 1979 die Not vietnamesischer Bootsflüchtlinge die Welt aufrüttelte, ruhte Rupert Neudeck nicht. Der Journalist und katholische Theologe wurde zum Initiator der Hilfsaktion Cap Anamur, die im südchinesischen Meer mehr als 10.000 Menschen rettete. Jahrzehnte lang war Neudeck ein oft unbequemer Kritiker, der immer Humanität einforderte. Am Dienstagmorgen starb er überraschend mit 77 Jahren nach einer Herzoperation.

Über Jahrzehnte hinweg setzte sich der Journalist für Notleidende und Flüchtlinge ein. In der aktuellen Flüchtlingsdebatte forderte er 2015 den Einsatz der deutschen Marine und eine langfristige Seenotrettung im Mittelmeer.

Im Jahr 2002 gründete der Vater von drei Kindern zusammen mit dem heutigen Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, die Organisation „Grünhelme“, in der sich junge Handwerker verpflichten, für drei oder mehr Monate beim Aufbau von Häusern, Dörfern oder zerstörten Wasserleitungen in Krisengebieten zu helfen. Die Grünhelme gründete Neudeck auch als Reaktion auf den 11. September 2001 - „damit wir nicht in Frontstellung gegen Muslime kommen“. Christen und Muslime arbeiten in der Organisation zusammen, errichten gemeinsam Schulen, auch in muslimischen Ländern wie Afghanistan.

„Wir werden zeitlebens nicht loskommen von der schönen Bürde, Eltern von Cap Anamur und den Grünhelmen zu sein“, hatte er 2014 zu seinem 75. Geburtstag der dpa gesagt. Mit seiner Frau Christel lebte Neudeck bescheiden in Troisdorf. Die Familie äußerte sich zunächst nicht.

Rupert Neudecks Leben in Bildern
14 Bilder

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Bis zuletzt blieb Neudeck aktiv, warb für seine Initiativen und sammelte Spenden. Sein Engagement wurzelte in seinem christlichen Glauben - und in der eigenen Vergangenheit: Gegen Kriegsende war er mit seiner Familie von Danzig nach Westfalen geflohen, also selbst ein Flüchtling in Not gewesen.

Viele Auszeichnungen hat der dreifache Vater und mehrfache Großvater für sein beherztes Engagement erhalten. Darunter waren der europäische Sozialpreis (2006) und der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen (2007).

Die Nachricht vom Tod Neudecks löste deutschlandweit große Betroffenheit aus: Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) twitterte: „Rupert Neudeck hat vielleicht das Größte geleistet, was ein Mensch überhaupt tun kann: Menschenleben retten. #RIP“. Auch Mazyek zeigte sich „geschockt und tieftraurig“. Er twitterte: „Heute verstarb mein Freund und Wegbegleiter RupertNeudeck @gruenhelme. Ein radikal-humanitärer Helfer - R I P.“

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