Ausstellung in der Burg Wissem in Troisdorf Die Kunst als Mittel zum Verstehen

Troisdorf · Masoud Sadedin zeigt im Bilderbuchmuseum erstmals öffentlich seine Zeichnungen und Kunstbücher aus rund 40 Jahren.

 Der Troisdorfer Künstler Masoud Sadedin stellt seine Kunstbücher im Bilderbuchmuseum aus.

Der Troisdorfer Künstler Masoud Sadedin stellt seine Kunstbücher im Bilderbuchmuseum aus.

Foto: Paul Kieras

Sein Thema sind der Mensch und die Spuren, die er hinterlässt. Masoud Sadedin, gebürtiger Iraner und wohnhaft in Troisdorf, beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit dem Dasein, dem Leben, fragt danach, was Zeit ist und setzt seine philosophische Fragestellung in Skizzen und Zeichnungen um. Aber nur für sich selbst. In fast 40 Jahren hat er Tausende Zeichnungen mit Bleistift, Tusche, Fineliner und Aquarell geschaffen, von denen er rund 6000 in Deutschland und noch einmal rund 3000 in seiner Heimat aufbewahrt. Noch nie hat jemand seine Werke zu sehen bekommen, nicht einmal der engste Freundeskreis. Nun zeigt er erstmals 100 Blätter und 38 Skizzenbücher aus seiner beeindruckenden Sammlung im Bilderbuchmuseum in der Burg Wissem.

Darunter sind erste Zeichnungen und Skizzen, die der 60-Jährige als Student an der Universität Teheran gefertigt hat. In dieser Zeit entstand auch sein erstes Künstlerbuch, das er im Alter von 21 Jahren begann und nach drei Monaten beendete. 1000 Seiten umfasst das Werk. Seitdem ist das Zeichnen für Sadedin eine intime Beschäftigung, eine Art, sich selbst zu finden und sich in jedem Blatt neu zu entdecken. Mit ihren expressiven Figurationen, abstrakten Zeichnungen und überarbeiteten Fotos sind die Kunstbücher nach Sadedins Aussage für ihn wie Tagebücher und Ausdruck seiner Verbundenheit mit der Kunst. Die Themen, die er künstlerisch umsetzt, beschäftigen ihn zum Teil über zwei bis drei Jahre, ehe er sich neuen widmet.

Es sind Themen aus seiner eigenen Lebensgeschichte, die ihn beeinflussen. Masoud Sadedin mag keine Kunst, die andere belehrt oder – wie die politische Kunst – den Zeitgeist bedient. Für ihn ist Kunst lediglich Mittel zum Begreifen und zeitlos. Begonnen hat er expressionistisch, experimentierte, gelangte bis zur „Null-Kunst“ wie er es bezeichnet, die für ihn eigentlich keine mehr war. Einen bestimmten Stil habe er nicht, sagt Sadedin, er nehme sich selbst alle Freiheiten. Wichtig ist ihm aber die Form, unter der er auch die Figur versteht. Denn die Form verdichte Inhalte. Titel findet der Betrachter nicht, denn der Künstler will bei ihm „Türen für eigene Gedanken öffnen“ und Raum für Interpretationen schaffen. Der Querschnitt seiner Bilder aus fast vier Jahrzehnten umfasst leichte, filigrane Zeichnungen ebenso wie farbintensive, die eine ungeheure Wucht ausstrahlen. Eine faszinierende Ausstellung, die gleichzeitig Einblick in das Leben des Künstlers und das gewährt, was ihn bewegt.

Die Ausstellung von Masoud Sadedin ist bis 26. Juni im Bilderbuchmuseum Burg Wissem zu sehen. Vernissage ist am Sonntag um 11 Uhr.

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