"Black Boy" sorgt für Streit unter Tierfreunden

Die Vermittlungspraxis des Troisdorfer Tierheims ärgert Interessenten an einem Neufundländer-Rüden - Familie aus Morsbach erhält nach sieben Besuchen eine Absage

  Ein neues Zuhause  hat Neufundländer "Black Boy", hier mit Tierheim-Leiterin Angela Weber, mittlerweile gefunden.

Ein neues Zuhause hat Neufundländer "Black Boy", hier mit Tierheim-Leiterin Angela Weber, mittlerweile gefunden.

Foto: Vogel

Troisdorf. Der acht Jahre alte "Black Boy" ist ein ausgesprochen schöner Vertreter seiner Rasse, allerdings in wenig guter Verfassung. Der schwarzhaarige Neufundländer gehörte einem Alkoholkranken, der das große Tier nicht mehr versorgen konnte und es deshalb Ende vergangenen Jahres ans Tierheim Troisdorf abgab. Von dort aus sollte "Black Boy" in ein neues tierliebes Zuhause vermittelt werden.

An Interessenten mangelte es nicht. Nachdem der Vierbeiner auf der Internetseite des Vereins "Neufundländer in Not" vorgestellt wurde, konnte sich Tierheim-Geschäftsführerin Regina Pilger vor Anfragen kaum retten. "Black Boy" hat zwar mittlerweile ein neues Herrchen, doch an der Vermittlungspraxis des Tierheims hat sich ein Streit entzündet.

Aus Morsbach und aus München kamen zwei Tierfreunde angereist. Bekommen haben den Rüden beide nicht. "Missverstanden" und "abgewimmelt" fühlen sich die Tierfreunde. Das Tierheim dagegen führt "gute Gründe" für die Ablehnung an. Für die Morsbacherin Sabine Soiron und ihren Mann Oliver Manderbach, die Eltern von zwei Kindern und Eigentümer eines 1 400 Quadratmeter großen Grundstückes am Wald sind, war schnell klar, dass sie "Black Boy" haben wollten, nachdem sie ihn auf der Internetseite gesehen hatten.

Zumal die Frau auch jede Menge Erfahrung in der Haltung von Neufundländern besitzt. Nachdem die Familie anderthalb Wochen später den Hund zum ersten Mal im Tierheim gesehen hatte, war für den 2. Januar ein Termin mit der kommissarischen Tierheimleiterin Angela Weber vereinbart.

Da Weber jedoch das Ehepaar schlicht versetzt haben soll, gingen Sabine Soiron und ihr Mann mit "Black Boy" spazieren. Dabei soll Manderbach gegenüber einer Tierheim-Angehörigen einen folgenschweren Ausspruch getätigt haben, nachdem er erfahren hatte, dass der zu schwache Hund noch nicht kastriert worden war: "Das ist nicht so schlimm, wir nehmen ihn, wie er ist."

Die Tierheimleitung wurde hellhörig und unterstellte der Familie, sie wolle mit dem Hund züchten. Das lasse sich mit den Statuten des Tierheims nicht vereinbaren. "Damit war das Vertrauen hin, denn Nachwuchs ist das letzte, was wir hier im Tierheim haben wollen", sagte Pilger. Schließlich sei bei Rassehunden wie "Black Boy" bekannt, wieviel Schindluder skrupellose Züchter mit den Tieren trieben. Deshalb dürften Tiere das Tierheim nur kastriert oder sterilisiert verlassen.

Darauf pocht auch Christiane Thul, Vorstandsmitglied im Trägerverein Tierschutz für den Rhein-Sieg-Kreis: "Wenn Frau Pilger dem nicht nachkommen würde, wäre das ein Abmahnungsgrund." Alle Beteuerungen von Sabine Soiron, dass die Familie keinerlei Zuchtabsichten gehabt habe, nutzten nichts. "Wir wollten uns sogar vertraglich verpflichten, den Hund sofort zu kastrieren, wenn er wieder bei Kräften ist." Doch das Tierheim sagte der konsternierten Familie nach insgesamt sieben Besuchen in Troisdorf und einem Wochenendausflug des Hundes nach Morsbach definitiv ab.

Über die Vermittlungspraxis wundert sich auch Monika Lentner. Die Münchnerin mag Neufundländer besonders gerne und hatte "Black Boy" ebenfalls auf der Internetseite gesehen und Interesse angemeldet. Sie habe immer wieder in Troisdorf angerufen, aber nie Kontakt bekommen. Weil sie beruflich in Köln zu tun hatte, besuchte Lentner das Tierheim zweimal, und zwar zu den Öffnungszeiten.

"Beide Male stand ich vor verschlossenen Türen." Doch Lentner ließ sich nicht beirren und erreichte schließlich Tierheimleiterin Weber. Die arbeitete mit ihr einen ellenlange Checkliste ab. "Ich hatte den Eindruck, dass Frau Weber gar kein Interesse an der Vermittlung hatte", ärgert sich Lentner.

Thul bezweifelt die Schilderung der an "Black Boy" interessierten Frau. "Dass die Dame zu den Öffnungszeiten vor verschlossenen Türen gestanden haben will, ist technisch nicht möglich." Auch von Abwimmeln könne keine Rede sein. Lentner hingegen sagte, sie fände es schon verwunderlich, welcher "Terz" um die Vermittlung eines acht Jahre alten Hundes gemacht werde. "Das muss doch zum Wohle des Tieres einfacher gehen."

Das meint auch Helga Krause, Neufundländer- und Landseer-Züchterin in Unkel, die den Verein "Neufundländer in Not" unterstützt. Sie hatte noch weitere interessen nach Troisdorf vermittelt, die aber alle nicht zum Zuge kamen. "Ich finde das unmöglich. Der alte Hund hätte viel schneller vermittelt werden können." Für Christiane Thul ist die Sichtweise grundsätzlich falsch: "Gerade ein altes Tier muss doch gescheit vermittelt werden."

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