Kirche in der JVA Siegburg Neuer Pfarrer im Siegburger Gefängnis

SIEGBURG · Evangelischer Pastor Ralf Günther will die "Freiheit im Inneren" aufbauen. Stellvertretender Superintendent führte ihn in das Amt ein.

 Carsten Schleef, stellvertretender Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein (rechts), führte Pfarrer Ralf Günther in sein neues Amt ein.

Carsten Schleef, stellvertretender Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein (rechts), führte Pfarrer Ralf Günther in sein neues Amt ein.

Foto: Franziska (FM) Bähr

Es ist ein ungewöhnlicher Kirchenraum, in dem Pfarrer Ralf Günther am Sonntag durch den stellvertretenden Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein, Pfarrer Carsten Schleef, in sein neues Amt eingeführt wurde. Zwar erinnern das große Holzkreuz, der Altar und die kleine Orgel an die Innenräume vieler anderer Kirchen, ungewöhnlich ist jedoch die Lage dieses Chorraumes. Pfarrer Ralf Günther übernimmt nämlich das Amt als evangelischer Seelsorger an der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Siegburg.

Es sind nur wenige Meter, ein paar dicke Mauern und verschiedene Sicherheitsmaßnahmen, die den kleinen Kirchenraum von der Außenwelt trennen. Dennoch herrscht in dem eher schlicht gehaltenen Innenraum eine völlig andere Atmosphäre als in anderen Kirchen. Deutlich getrennt sitzen die Besucher von den in der JVA inhaftierten Männern, die unter den kritischen Blicken der Polizeibeamten in den Kirchenraum kommen. Doch Pfarrer Ralf Günther ist nicht anzumerken, dass es sich bei dem Gottesdienst in den Räumen der JVA um einen ungewöhnlichen Gottesdienst handeln könnte.

Selbstbewusst steht er am Mikrofon, spricht klar seine Gebete und ermahnt ruhig aber mit Nachdruck Inhaftierte, die sich lieber unterhalten, anstatt der Predigt zu folgen. Es ist seine erste Anstellung in einem Gefängnis. Zuvor war der 55-Jährige zum Teil im Helios Klinikum in Siegburg und in der evangelischen Gemeinde in Beuel als Pfarrer und Seelsorger tätig gewesen. „Hier in der JVA bietet sich mir die Möglichkeit, meine verschiedenen Arbeitsfelder an einem Ort umzusetzen. Das ist natürlich sehr reizvoll“, so Günther. Seit einigen Wochen arbeitet der Pfarrer bereits in der Siegburger JVA. So hatte er bereits die Möglichkeit, einige Häftlinge und den Alltag im Gefängnis kennenzulernen. Große Unterschiede konnte der Pfarrer bisher unter anderem beim Besuch des Gottesdienstes feststellen. Während in einer normalen Gemeinde nur etwa drei bis fünf Prozent der Gemeindemitglieder regelmäßig in den Gottesdienst kommen, sind es in der JVA etwa 30 Prozent. Wenn die Insassen mit Ralf Günther sprechen wollen, müssen sie das beantragen. „Mein großer Auftrag hier drin wird es sein, die Freiheit, die den Menschen hier fehlt, mit Gesprächen und durch Seelsorge in ihrem Inneren aufzubauen“, so der Pfarrer. Nervös ist der 55-Jährige angesichts dieser großen Aufgabe allerdings nicht. Dafür freut er sich auf das neue Aufgabenfeld und die auf ihn zukommenden Herausforderungen.

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